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Marienheide: Windpark für vier "Goliaths" genehmigt
(adi/1.4.2002-2:30) Von Dirk Adolphs
Marienheide - Nun ist es amtlich: Marienheide lässt auf dem Gelände der ehemaligen Abschussbasis in Griemeringhausen einen Windpark in Verbindung mit einem Öko-Hof erstellen.

Vier Windräder der Bauart Goliath, jedes mit einer Narbenhöhe von 146 Metern - 20 Meter höher als der Kölner Dom -, werden auf dem zehn Hektar großen Areal in zwei Reihen hintereinander leicht versetzt aufgestellt. Mit einem Durchmesser von 84 Metern gelten die Flügel zu den größten auf Land zulässigen Stromerzeugern, die in weniger als 200 Metern Windrichtung zum nächstbewohnten Haus erstellt werden dürfen. Die Leistung beläuft sich auf insgesamt über 5 Millionen Kilowattstunden im Jahr.

Über diesen konnten sich auch einige Gemeindemitarbeiter schon direkt freuen, traten sie doch letzte Woche nicht den schon längst eingeplanten Familienurlaub zu Ostern an, sondern wähnten sie sich bei einer Dienstreise gen Norden zur Sight-Seeing-Tour auf die etliche Quadratkilometer großen Windradfelder an der Nordseeküste.
Aufgrund der prompten Bearbeitung und der direkten Bewilligung der Fördergelder in Höhe von 6,12 Millionen Euro fühlen wir uns verpflichtet, im Dienste unserer Bürger so schnell wie möglich zu agieren und damit zu reagieren, um den Aufbau der Heier-Goliaths ab Juni zu gewährleisten. Der Aerohof soll ab August ans Netz gehen und somit schon die starken West-Nordwestwinde im Herbst nutzen, da müssen halt die privaten Aspekte der Rats und Gemeindemitglieder zurückgestellt werden, so Töpfer gegenüber Oberberg-Aktuell. Ich selber habe noch bezüglich der Bewirtschaftung des Aerohofes einige wichtige Verhandlungen zu führen, werde aber direkt nach Ostern gen Norden starten, um vor Ort mit meinen Mitarbeitern bei den dortigen Betreibern der Windparks das nötige Know-how zu erwerben und die für uns beste Zusammenstellung der verschiedenen Leistungskomponenten - Flügel-Stromerzeuger - zu gewährleisten.

Gemeinsam mit Marcus Schwandt von der Marienheider Tiefbaugesellschaft erklärte Töpfer die Baupläne vor Ort. Schwandt sieht gerade bei der Fundamentbildung keine Schwierigkeiten: Bei dem Bau dieser Basis zur Nutzung für Raketenabschüsse haben die damaligen Planer nichts dem Zufall überlassen und somit nicht mit Beton zur Fundamentbildung gegeizt. Das kommt dem Erstellen des Windparks sehr entgegen. Die Erdaushübe in der Nähe des Terrains geben auch Auskunft über die Geo-Physikalische Beschaffenheit der Terrascholle.
Analyseergebnisse von Probebohrungen, welche im Berliner Geo-Physikalischen Institut von Dr. Devon ermittelt wurden, geben die Gewissheit, dass auch die Bergkuppe massiv ist und ein späteres durch die Vibrationen der Rotoren hervorgerufenes Einbrechen von etwaigen Hohlräumen ausgeschlossen werden kann.
Zu diesem Windpark sollen sich auf der zehn Hektar großen Fläche ostfriesische Deichschafe als lebende Rasenmäher betätigen. Ein ortsansässiger Schäfer wurde bereits in dieses Unterfangen eingeflochten, so dass wir einen erfahrenen Mann für diesen doch in der heutigen Zeit eigentlich ungewöhnlichen Berufs des Gemeindeschäfers gewinnen konnten, erklärt der Bürgermeister weiter, die nun zusätzlich geschaffene Arbeitsstelle wurde bereits vom Rat ebenso abgesegnet wie die Beschaffung einer Psydo-chläranthol Berieselung für die Bunkerinnenräume. Diese, einige tausend Kubikmeter umfassenden Gewölbe, bleiben im eigentlichen Stil bestehen und werden von dem Gemeindeschäfer in Form einer Champignonpilzzuchtanlage bewirtschaftet.
Elisabeth Elster von der Bürgerinitiative Gegen den Wind sieht das Vorhaben der Gemeinde indes als Eingriff in den freien Flugverkehr: Ich wohne in unmittelbarer Nähe des Areals und fühle mich schon jetzt nicht nur hintergangen sondern einfach veräppelt! Erst der Fluglärm und nun auch noch das rotieren von Strom erzeugenden Flügeln. Da fliegen wir gegen an. In Marienheider Geschäften und Gastronomiebetrieben liegen ab Diesntag Unterschriftenlisten aus und wir bitten alle Gleichgesinnten sich einzutragen, damit es nicht zu diesem Bauvorhaben kommt. Anstatt des Windparks plädieren wir von Gegen den Wind dafür ein gekoppeltes Gezeitenkraftwerk an den Talsperren Brucher und Lingese zu errichten! Weitaus billiger, leiser aber vor allem nicht den heimischen Flugverkehr störend!

Wahre Chancen zur Verhinderung des in der oberbergischen Welt einzigartigen Bauvorhabens werden diesen Windparkgegnern nicht prognostiziert, im Gegenteil! In wenigen Tagen werden gewiss alle betroffenen Parteien wieder einer Meinung sein, wie man das ja vom Heier Rat bestens kennt.
Spätestens beim geplanten Champingnonessen im Herbst werde ich gemeinsam mit Frau Elster und ihren Mitstreitern an einem runden Trog alle Probleme erörtern, und wir werden gewiss eine gemeinsame Windrichtung ausmachen, gibt sich Bürgermeister Uwe Töpfer abschließend zuversichtlich.