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37:25-Kantersieg gegen Göppingen: VfL wirft sich Frust und Trauma von der Seele
(pl/16.11.2002-21:25 AKTUALISIERT 22:55, 0:50) Von Peter Lenz
Gummersbach Beim 37:25-Kantersieg gegen Frisch Auf Göppingen haben sich die Bundesliga-Handballer des VfL Gummersbach am Abend regelrecht den Frust von der Seele geworfen und sich nun des Göppingen-Traumas der letzten Saison entledigt.

Die drei Niederlagen aus der letzten Saison gegen Göppingen sowie die Schmach vom Mittwoch in Magdeburg konnten und wollten die Gummersbacher Profi-Handballer nicht auf sich sitzen lassen. So kam es dann auch, dass die knapp 1.700 Zuschauer nicht nur den dritten VfL-Saisonsieg in der Eugen-Haas-Sporthalle bei bislang drei in Gummersbach ausgetragenen Spielen geboten bekamen, sondern auch noch mit einer guten Leistung der Hausherren sowie auch der beiden Schiedsrichter-Damen Jutta Ehrmann und Susanne Künzig für ihr Kommen belohnt wurden.
VfL Gummersbach - Frisch Auf Göppingen 37:25 (19:11).

Okay, es war keine überragende und hochklassige Bundesliga-Partie, aber im Vergleich zu Gummersbachs Vorstellung am Mittwoch in Magdeburg verdiente der heutige Auftritt des VfL vor eigenem Publikum das Prädikat Klasse zumindest in einer Hinsicht, und zwar in der kämpferischen: Von der ersten bis zur wirklich letzten Minute arbeiteten die Blau-Weißen konzentriert, um am Ende den mehr als verdienten Kantersieg gegen die allerdings auch nicht gerade berauschend auftretenden Göppinger um den Ex-Gummersbacher Christian Fitzek einzufahren.
Aber auch spielerisch war im Vergleich zu Mittwoch ein Klassenunterschied auszumachen. So wurden endlich wieder einmal die Außen und auch der Kreis um den heute starken Jörn Ilper vom Rückraum ins Spiel integriert. Schröder, Ilper, Fernandez und Hartmann dankten es den Rückraum-Assen Houlet, Lapcevic und Yoon mit 16 Treffern. Ebenfalls die Torausbeute des zuletzt doch arg gescholtenen Rückraums konnte sich sehen lassen: Nick Yoon war mit elf Treffern erfolgreichster Schütze, während Zouzou Houlet sechs Mal traf. Bei Ivan Lapcevic standen am Ende vier Tore zu Buche.

Nur Eitel Sonnenschein gabs dann aber doch nicht: Einmal mehr war trotz der 37 erzielten Tore die Chancenauswertung beim VfL alles andere als optimal. 16 Fahrkarten mussten am Ende notiert werden, und einige dieser waren so genannte Hundertprozentige, die einfach leichtfertig vergeben worden waren. Zudem gesellte sich ein verworfener Siebenmeter (Houlet) sowie ein erneut schwaches Überzahlspiel. So verstanden es die Gummersbacher zwischen der 21. und 23. Minute bei einer 14:7-Führung nicht, aus einer doppelten Überzahl wirklich Kapital zu schlagen je ein Treffer auf beiden Seiten. Zur Entschuldigung der Gummersbacher aber muss erwähnt werden, dass der Stamm der Mannschaft fast 60 Minuten sowohl im Angriff als auch in der Deckung durchspielen mussten.
Der Spielverlauf ist schnell geschildert: Nach dem ersten und einzigen Ausgleich beim 1:1 zogen die Gummersbacher recht schnell von Dannen. Über 7:3 und 15:7 waren beim 19:11 zur Pause bereits die Karten verteilt. Dabei waren es vor allem die fünf Gummersbacher Treffer in Folge durch zweimal Yoon, Schröder, Houlet und Fernandez zwischen der 14. und 23. Minute (10:7 auf 15:7), die der Mannschaft von Trainer Christian Fitzek den Zahn zogen.

Im zweiten Durchgang waren es Schröder, Fernandez und Yoon, die den Vorsprung bis zur 33. Minute auf elf Treffer anwachsen ließen die Kuh war längst vom Eis. Dennoch ließen es die Hasanefendic-Mannen nicht schleifen, sondern spielten souverän ihren Stiefel runter sehr zur Freude der Fans, die es ihrer Mannschaft mit Standing Ovations in den letzten Spielminuten dankten.
Fazit des Abends: Der VfL kann also doch noch kämpfen, Yoon hat das Tore werfen doch noch nicht verlernt, und auch Göppingen stellt für Gummersbach kein Trauma mehr da.

Trainerstimmen nach dem Spiel
Christian Fitzek (Göppingen): Nach den recht erfolgreichen letzten Wochen hatten wir uns heute hier einiges vorgenommen, aber schon nach den ersten 20 Minuten hatten wir die Grenzen aufgezeigt bekommen. Zwei Auszeiten von jeweils zehn Minuten haben uns das Genick gebrochen. Letztendlich hat Gummersbach auch in dieser Höhe völlig verdient gewonnen. Gratulation dem VfL zu dieser Mannschaft und zu diesem Trainer.

Sead Hasanefendic (Gummersbach): Wir waren nach der Vorstellung in Magdeburg gezwungen, hier gut zu spielen. Ich bin sehr zufrieden, dass meine Mannschaft so gut mit dem Druck umgegangen ist. Wir waren sehr motiviert, und ich bin mit der Leistung der Mannschaft sehr zufrieden. 37 Tore sprechen im Angriff für sich, aber auch die Verteidigung stand sicher. Besonders hervorheben möchte ich die Leistungen von Jörn Ilper und Tobias Schröder. Erfreulich ist auch, dass wir in der zweiten Halbzeit trotz der klaren Führung nicht nachgelassen haben.

VfL Gummersbach:
Jan Stankiewicz (1.-25.; 31.-50. 11 Paraden)
Henning Wiechers (26.-30.; 51.-60. 5 Paraden, davon ein Siebenmeter)
Jörn Ilper (4)
Kyung-Shin Yoon (11)
Marco Beers
Francois-Xavier Houlet (6)
Ivan Lapcevic (4)
Tobias Schröder (5)
Oliver Plohmann
Sead Kurtagic (n.e.)
Dirk Hartmann (2)
Alexander Bommes (n.e.)
Jordi Fernandez (5)

Frisch Auf Göppingen:
Jaume Fort (1.-10.)
Fabian Kehle (11.-60. 9 Paraden, davon ein Siebenmeter)
David Szlezak (5/2)
Sebastian Seitner
Pascal Morgant (4)
Lars-Henrik Walther
Hajo Wulff (4)
Michael Kraus (3)
Sven Liesegang (3)
Marc Nagel (3)
Aleksandar Knecevic (2)
Dragan Oprea (1)

Schiedsrichter: Jutta Ehrmann (Odenthal) und Susanne Künzig (Karlsruhe).
Zuschauer: 1.630.
Siebenmeter: 1:3 0:2 (Houlet scheitert an Kehle; Szlezak an Wiechers).
Zeitstrafen: 2:4 Minuten (Yoon Seitner, Wulff).

Spielfilm: 1:1 (1.), 4:3 (7.), 7:3 (9.), 10:7 (14.), 15:7 (23.), 16:10 (26.), 19:11 (Halbzeit) 22:11 (33.), 24:13 (37.), 26:16 (42.), 29:19 (47.), 30:23 (50.), 34:25 (56.), 37:25 (Endstand).

Ergebnisse und Tabelle Bundesliga

