ARCHIV
"Hausaufgaben-Oase": Mit Müttern und Referendaren lernen und spielen
(om/20.11.2002-13:40) Von Oliver Mengedoht
Gummersbach - "Hausaufgaben-Oase" - so heißt die Antwort des Gymnasiums Grotenbach auf die Ergebnisse der Pisa-Studie.

Ein neues Projekt am Gymnasium Grotenbach ist die "Hausaufgaben-Oase". Ins Leben gerufen von Christel Foerst, einer ehemaligen Lehrerin an der Schule, soll die "Oase" besonders im Hinblick auf die schlechten Ergebnisse der Pisa-Studie die Erziehung der Kinder fördern. Gesponsert wird das Projekt vom Lions Club Oberberg, dem Verband evangelischer Eltern und Erzieher und dem Verein zur Förderung der Kinder und Jugendlichen in Gummersbach mit 4.000 im Jahr.
Montags und mittwochs haben die Kinder der Stufe 5 die Gelegenheit, nach dem Unterricht bis 15 Uhr unter fachkundiger Aufsicht ihre Hausaufgaben zu erledigen und zu üben. Wenn sie vorher fertig sind, können die Schüler auch miteinander spielen oder die Bücherei nutzen. Betreut werden sie von Referendaren und Müttern, wobei die Referendare die fachliche Anleitung übernehmen und die Ehrenamtler die soziale.

"Erst mache ich immer Mathe, das schwierigste zuerst", lachte die zehnjährige Elisa aus Gummersbach. Und wenn sie mal nicht weiterwissen bei einer Aufgabe? "Dann hilft uns die Frau Sänger", erklärt Bonnie (11) aus Lantenbach. Nicole Sänger ist eine der beiden Referendare, die sich zunächst um das Projekt kümmern, der zweite ist Michael Weyland. Die Betreuung beim Spielen übernehmen dagegen Ex-Lehrerin Foerst, "Ulli" Sänger aus Strombach und Karen Sarstedt vom Lions Club - sie kümmert sich vor allem um Organisation und Buchhaltung.
Dass ein bisschen Zuwendung gut für die Kinder ist, weiß auch Lehrer Peter Hoenisch. "Wir haben immer mhr mit häuslichen Problemen, gerade bei geschiedenen beiderseits berufstätigen Eltern. Ich habe jetzt zum ersten Mal bei einem Elternsprechtag Termine für Vater und Mutter eines Kindes getrennt - das hab ich noch nie erlebt", schüttelt Hoenisch verwundert den Kopf.
Vorerst sei die "Oase" zwar nur zweimal pro Woche und auch nur für die 5. Klassen, aber das soll wenn möglich ausgeweitet werden, wenn es die Finanzen zulassen. Auch für die Stufe 7 soll die "Oase" möglichst bald angeboten werden, denn da haben schon viele Schüler von nachgefragt, warum sie nicht in die "Hausaufgaben-Oase" dürften. "Die haben sich schon richtig beschwert bei uns", erzählen die Lehrer. Hintergrund sei, dass es in der 7 auch schwieriger werde, weil da die zweite Fremdsprache hinzukomme.

Gestartet ist das Projekt nach den Herbstferien, mit einem Vorlauf von einem halben Jahr. "Von Anfang an haben sehr viele Kinder gerne mitgemacht", berichtete der kommissarische Schulleiter Berthold Schmitt. 26 von 110 Kindern aus der Stufe 5 sind es derzeit. Das ermöglicht kleine Gruppen von zwölf bis 13 Schülern, so dass sich die Referendare auch angemessen um einzelne kümmern können. "Das ist wichtig, dass nicht nur Hausaufgaben gemacht werden, sondern dass neues Wissen auch mit Übungen vertieft werden kann", erläuterte Hoenisch.
Eine tolle Motivation sei es für die Kinder auch, zu wissen, dass sie mit den anderen spielen dürfen, wenn sie fertig sind mit ihren Aufgaben. Günstig sei die "Oase" auch für die Kinder, die am Nachmittag Sport oder Musikschule in der Stadt haben und so die Zeit unter Betreuung mit den Hausaufgaben überbrücken können anstatt länger im Bus zu sitzen.
