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"Geschichte und kein Beweihräuchern": Ausstellung 150 Jahre Sparkasse eröffnet
(om/20.2.2003-19:40) Von Oliver Mengedoht
Gummersbach - Keine geringeren als die bekannten Stadthistoriker Jürgen Woelke und Gerhard Pomykaj haben nicht nur die Festschrift, sondern auch dieAusstellung "150 Jahre Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt" geschrieben und konzipiert, die jetzt feierlich eröffnet wurde.


Auch Sparkassen-Direktor Jürgen Flasdieck ließ noch einmal den gewaltigen Zeitraum verstreichen: "150 Jahre, wie viele Unternehmen sind in dieser Zeit in Gummersbach und Bergneustadt entstanden und verschwunden - unsere Sparkasse hat die meisten überlebt." Ihre Bedeutung habe dabei ständig zugenommen, hob er das Geldinstitut als Förderinstitut für die regionale Wirtschaft hervor und auch die Unterstützung vieler sozialer, kultureller und sportlicher Aktivitäten.

Zu Beginn des Jubiläumsjahres sei die Sparkasse gut positioniert, machte Flasdieck klar und verwies darauf, dass das Geschäftsvolumen allein in den 25 Jahren, die er mit seinem Kollegen Manfred Stettes im Vorstand tätig war, um eine Milliarde erhöht habe. Eine klare Absage erteilte er daher auch jeglichen Fusionsgedanken: "Ich bin zuversichtlich, dass unsere Sparkasse noch manches Jubiläum in Unabhängigkeit und Eigenständigkeit erleben wird."
Woelke und Pomykaj, dankte Flasdieck, sei eine Ausstellung gelungen, die in fünf Stationen anschaulich, spannend und angefüllt mit Exponaten durch die Geschichte der beiden Gewährsträger - Gummersbach und Bergneustadt - führt. Auch seinen Mitarbeitern Heike Reeck-Knips und Burkhard Weuste dankte er herzlich, die manche Überstunde und manches Wochenende gearbeitet hatten, um die Historiker mit allen nötigen Infos zu versorgen.

Da Woelke und Pomykaj frei als Historiker arbeiten konnten, sagten sie schnell zu, auch, weil mit dieser Arbeit weitere weiße Flecken in der Geschichte der beiden Städte und der Region beseitigt werden konnten, erläuterte der Stadtarchivar. Auch gefiel ihnen die Idee von ausstellung und Festschrift, denn "dem Flüchtigen und Vorübergehenden, das einer ausstellung immer anhaftet, kann durch den geschriebenen Text und die gedruckten Abbildungen Dauer verliehen werden, während die Exponate in ihrer Plastizität stärker die Sinne ansprechen als die geschichtliche Darstellung". Die Hilfsbereitschaft beim Recherchieren, erwähnte Pomykaj am Rande, sei übrigens in Gummersbach und Bergneustadt gleich groß gewesen.

Als Herzstück der Ausstellung gelten die chronologisch geordneten vier Stationen des äußeren Ausstellungsrundgangs, bei denen in Standvitrinen durch exemplarische Exponate der Zeitgeist der Epoche vergegenwärtigt wird. Auf den Stellwänden dazu erscheinen Auszüge aus der Festschrift, die die wichtigsten Informationen wiedergegeben werden. Dabei werden Stücke gezeigt, die noch nie zuvor das Licht der Öffentlichkeit erblickt haben, etwa das erste Werbeplakat der Sparkasse Gummersbach von 1887 oder ein Foto vom Kapp-Putsch aus einem privaten, unbeschrifteten Album, das die beiden Historiker nach mühsamer, "beinah kriminalistischer" Kleinarbeit als bislang einzig bekannte Aufnahme aus der Zeit zuordnen konnten, als der Ort 1920 am Rande bürgerkriegsähnlicher Auseinandersetzungen stand.

Der Stern in der Mitte ist dem vielfältigem Sponsoring der Sparkasse gwidmet. Dieses, von keinem anderen Unternehmen in diesem Umfang geleistet, sei tatsächlich ein wesentlicher und unentbehrlicher Beitrag zur Lebendigkeit der Region, stellte Pomykaj heraus."Ästhetische Leckerli"bietet die Eingangsvitrine mit Sparkassenbüchern aus ganz Deutschland, ausgewählten Exponaten aus der umfangreichen Notgeldsammlung der Stadt Gummersbach und Spardosen aus ganz Europa. "Die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt und die Welt" schrieb der historiker dem eine symbolische Bedeutung zu. "Wenn Sie die Ausstellung verlassen haben, mögen Sie nicht nur ein wenig über die 150-jährige Geschichte der Sparkasse erfahren, sondern auch ein wenig Ihre Schaulust befriedigt haben." Ausführlicheres könne dann in der Festschrift nachgelesen werden, mit "Sie quasi einen Teil der Ausstellung mit nach Hause nehmen".
