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Oberbergische Firmen auf der Hannover Messe: Freud und Leid eng beieinander

Red; 15. May 2004, 06:22 Uhr
Oberberg Aktuell
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Oberbergische Firmen auf der Hannover Messe: Freud und Leid eng beieinander

Red; 15. May 2004, 06:22 Uhr
(Red./3.5.2004-16:00) Von Maik Bubenzer
Oberberg - „Die Hannover Messe 2004 hat ihre weltweite Alleinstellung ausgebaut“, so das Fazit der Deutschen Messe AG. - der Veranstalter der internationalen Technologieleitmesse zeigte sich sehr zufrieden.
[Bilder: Maik Bubenzer.]

Das Angebot der 5.040 Aussteller auf 151.500 Quadratmetern Netto-Ausstellungsfläche haben an sechs Messetagen rund 180.000 Besucher wahrgenommen, davon nahezu 50.000 aus dem Ausland. Die Frequenz von rund 1,2 Besuchern pro vermietetem Quadratmeter liegt damit höher als in den vergangenen Jahren und hat die Erwartungen der Deutschen Messe AG deutlich übertroffen. Im Fokus der acht Fachmessen unter dem Dach der Hannover Messe stand das komplette Angebot industrieller Automatisierung, das heißt der Prozess- und Fertigungsautomation. Die Einschätzungen der oberbergischen Unternehmen, die sich in Hannover beteiligten, waren sehr unterschiedlich. „Oberberg-Aktuell“ besuchte fünf oberbergische Betriebe in der niedersächsischen Landeshauptstadt und fragte nach ihren Eindrücken und Einschätzungen.



Die Firma Dörrenberg Edelstahl aus Engelskirchen-Ründeroth, seit Jahren bei der Messe vertreten, stellte auf einem eher kleineren Stand in der Halle 3 Gussprodukte (Form- und Feinguss) für den Maschinen- und Anlagenbau vor. Hans-Jürgen Hielscher (Geschäftsbereichsleiter Feinguss) berichtete über interessante Gespräche und viele Kundenkontakte. Nach einem langsamen Beginn stellte sich beim Dörrenberg-Stand eine relative Zufriedenheit ein. „Leider entwickelt sich aber die Hannover Messe insgesamt nicht besonders positiv. Die stark rückläufige Zahl der Aussteller ist unverkennbar“, so Hielscher. Am Rande der Messe stellte sich auch die Frage, ob die hohen Kosten für einen Messe-Auftritt gerechtfertigt sind. Haben Messen noch eine Zukunft ? Nach jetzigem Stand wird die Firma Dörrenberg auch im Jahr 2005 wieder in Hannover anwesend sein.

Bei der Firma Klever Beschichtungstechnik aus Bergneustadt waren sich Pablo Fernandez (Technischer Leiter) und Dieter Schöneberg (Qualitätsmanagement) darin einig, dass der Zulauf mehr als zufrieden stellend war. In der Halle 5 trafen alle großen Firmen im Bereich der Oberflächentechnik aufeinander. „Wir sehen uns in einer positiven Wettbewerbssituation“, beschreibt Fernandez die Lage bei Klever. Die Produkte des Neustädter Betriebes werden zu 80 bis 90 Prozent in die Automobilindustrie geliefert. Die neue EU-Altautoverordnung, die am 1. Januar 2007 in Kraft treten wird, sieht vor, dass „Chrom 6“ nicht mehr als Bestandteil von Korrosionsschutzschichten verwendet werden darf. „Chrom 6“ ist im Verdacht, krebserregend zu sein. Bei Klever sind die Systeme schon seit Jahren auf die kommende Gesetzeslage ausgelegt. Zu dieser Thematik hielt Pablo Fernandez beim „International Coater`s Congress“ im Rahmen der Hannover Messe einen Vortrag mit dem Thema „Kleinteile mit Chrom 6-freien Korrosionsschutzsystemen beschichtet“. Geschäftsführer Andreas Turck kündigte an, dass Klever sich auch 2005 wieder am Gemeinschaftsstand des Arbeitskreises Oberflächentechnik beteiligen wird.



Fred Gumprecht machte sich mit seiner ENOTEC GmbH zum ersten Mal auf den Weg zur Hannover Messe und das nicht ganz freiwillig. „Seit den 80-er Jahren waren wir bei unserer Haus- und Hofmesse, der Interkama, die ihren Standort in Düsseldorf hatte“, so der Unternehmer. Die Interkama wurde von Düsseldorf nach Hannover verlegt. Der Global Player im Bereich der Entwicklung und Herstellung von Analysesystemen für Verbrennungen aller Art ging den Ortswechsel optimistisch an. Die Hoffnung durch die Verlegung nach Hannover neue Kunden für die Emissions- und Analyse-Technik kennen zu lernen, hat sich für ENOTEC nur teilweise erfüllt. „Früher hat es auf der Hannover Messe alles gegeben –von der Glühbirne bis zum Atomkraftwerk, heute stehen viele Hallen leer“, bilanziert Gumprecht.



Haben Messen überhaupt noch eine Existenzberechtigung? In Zeiten der direkten Informationsbeschaffung über das Internet und des schnelllebigen Wirtschaftslebens stellt man sich bei ENOTEC die Frage nach dem Sinn. Fest steht für Fred Gumprecht, dass er im Jahr 2006 mit seiner Firma an der ACHEMA in Frankfurt teilnehmen wird. Was die nächste Hannover Messe angeht, prüft man zur Zeit die Möglichkeit, ob es sich lohnt, im Jahr 2005 teil zu nehmen. Der Veranstalter, die Deutsche Messe AG, zog ein anderes Fazit: „Die INTERKAMA+ hat am neuen Standort Hannover einen Bilderbuchstart vollzogen. Der Umzug von Düsseldorf nach Hannover hat den Abwärtstrend dieser Messe gestoppt und umgekehrt.“

Das Lindlarer Unternehmen Schmidt + Clemens freute sich über einen besonderen Gast. NRW-Wirtschaftsminister Dr. Harald Schartau schaute sich am Messesstand in der Halle 3 um. Er ließ sich die Herstellung eines tonnenschweren Zensors aus Edelstahl und seinen Einsatz in der Trenntechnik zum Recycling von Kunststoffen erklären. In Schartaus Begleitung waren neben leitenden Mitarbeitern des Ministeriums auch Vorstandsmitglieder des Deutschen Gießerei-Verbandes.



Anlässlich seines 125-jährigen Bestehens präsentierte Schmidt + Clemens auf dem Gemeinschaftsstand „gegossene Technik“ Höhepunkte aus den Produktionsbereichen Schleuderguss, Formguss und Maskenformguss. „Nach schleppendem Beginn können wir ein insgesamt positives Fazit ziehen“, meint S+C Formguss-Vertriebsleiter Lars Niemczewski.
Der Trend geht dahin, dass viele Kunden mit Entscheidungskompetenz den Weg zum S+C-Messestand fanden. Der Anteil der Laufkundschaft nimmt ab.

In der Einschätzung der Hannover Messe durch die Firma Fuchs GmbH & Co. KG muss man zwischen Qualität und Quantität unterscheiden. Die Zahl der Besucher am Stand des Unternehmens aus Gummersbach-Niedergelpe war geringer, als in den Jahren zuvor. „Die Hannover Messe hat sicher an Bedeutung an verloren, der Status der größten Industrieschau der Welt ist kaum haltbar“, resümiert Firmenchef Timo Fuchs. Der Trend geht zu den Fachmessen, ist man sich im Hause Fuchs sicher. Dennoch konnte das ein oder andere interessante Gespräch geführt werden. In einigen Fällen könnten interessante Aufträge daraus entstehen.



Die Messe diente für Fuchs als Ort der Pflege der bestehenden Kundenkreises und des Kontaktknüpfens mit neuen Kunden. Der Anbieter von Kunstoffteilen und Formenbau hat die Rezession gut weggesteckt und konnte im letzten Jahr zulegen. „Mit der Auslastung", so Timo Fuchs, "können wir sehr zufrieden sein“. Das expandierende Familienunternehmen feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Im Sommer werden die neue Produktionsstätte im Industriegebiet Windhagen und das runde Jubiläum gebührend gefeiert.

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