ARCHIV
Nur 30:30 gegen Minden Eigene Fahrlässigkeit und Schiris kosten Gummersbach den Sieg
(pl/20.2.2005-0:15) Von Peter Lenz
Gummersbach - Bittere Pille für den VfL Gummersbach: Nach dem Husarenritt vergangene Woche in Lemgo kam am Abend die Mannschaft von Trainer Richard Ratka gegen die abstiegsbedrohten Gäste aus Minden nicht über ein 30:30-Remis hinaus.

Exklusiv-Video der Pressekonferenz
Trotz des Punktverlustes klettert der VfL aber in der Tabelle einen Platz nach oben und verdrängt den TBV Lemgo (31:32 in Göppingen) vom sechsten Rang. Bei bislang zwölf Siegen und sieben Niederlagen war es für die Gummersbacher das erste Unentschieden der Saison. In der Top-Partie des 20. Spieltages erkämpfte sich der Primus und Meister SG Flensburg-Handewitt beim direkten Verfolger THW Kiel ein 26:26.
VfL Gummersbach TSV GWD Minden 30:30 (15:11).

Nach dem Abpfiff wusste man nicht, ob man sich über das Unentschieden freuen, oder aber dem fest eingeplanten Sieg hinterher trauern sollte. Tatsache ist, dass kurz vor Schluss noch alles auf einem Triumph der Ostwestfalen hindeutete. Zwei Minuten vor Ultimo nämlich führte der Liga-Vorletzte mit zwei Treffern. Erst nach Kyung-Shin Yoons Anschlusstreffer, einem Pfostenknaller von Mindens Arne Niemeyer, dem Ausgleich von Alexander Mierzwa und einer Fahrkarte seitens des GWD-Goalgetters Patrekur Johannesson war zumindest der eine Zähler in trockenen Tüchern.
Um es vorweg zu nehmen, den Spielverlauf spiegelt dieses spannende Finale nicht wider, denn die Hausherren bestimmten 50 Minuten das Geschehen auf dem Parkett. Erst der beherzte Eingriff der Herren Ehlers und Schnarre, ihres Zeichens Referees des heutigen Abends, brachte dem über weite Strecken einseitigen Spiel eine prekäre Wendung.

Auch wenn man mit Schiedsrichter-Schelte vorsichtig umgehen sollte, so muss deutlich gemacht werden, dass die beiden Herren in Schwarz heute das Zünglein an der Waage waren und mit teils mehr als fragwürdigen Entscheidungen in der entscheidenden Phase gegen den VfL Gummersbach die an sich harmlosen und phasenweise überforderten Mindener wieder ins Spiel gebracht hatten.

Was war passiert? Offenbar hatte den Unparteiischen der Pausentee nicht geschmeckt, denn nach dem Seitenwechsel übertrafen sich die Kölner im Verteilen von Zeitstrafen leider aber zumeist gegen Gummersbach und dann auch noch nicht selten völlig unberechtigt. Endgültig die Nase voll von der Pfeiferei hatten die mehr als 2.000 Zuschauer in der Eugen-Haas-Halle, als in der 38. Minute VfL-Kapitän Francois-Xavier Houlet wegen einer Nichtigkeit direkt die rote Karte sah. Ich habe den Gegenspieler kaum berührt. Das war noch nicht einmal ein Allerweltsfoul, beteuerte der Franzose nach dem Spiel seine Unschuld.
Und auch die zweite rote Karte gegen Ivan Lapcevic nur sieben Minuten später - wegen eines angeblichen Schlages gegen den Hals seines Gegenspielers - mutete mehr als fraglich an. Trotz alle dem der VfL stand phasenweise nur mit drei Mann auf der Platte und musste mehr als die Hälfte des zweiten Durchganges in Unterzahl agieren ließen sich die Mannen von Trainer Richard Ratka zunächst nicht aus dem Konzept bringen, dominierten weiter die Partie und führten nach 45 gespielten Minuten noch mit 24:21. Dann sollte sich ein verständlicher Kräfteverschleiß bemerkbar machen, sodass die Mindener zehn Minuten vor Schluss durch Jan Fiete Buschmann erstmals nach dem 1:1 zum Ausgleich (25:25) kamen.

Mehr noch, Arne Niemeyer, Lars Rasmussen und Ivan Vukas erhöhten gar auf 28:25 aus Sicht der Gäste bei noch sechs verbleibenden Minuten. Nur gut, dass Nick Yoon, Mark Dragunski und Michael Spatz die Nerven behielten und wieder egalisierten. Zweimal Niemeyer aber konterte wiederum trotz Manndeckung von Daniel Narcisse zum 30:28. Der Rest ist bekannt.

Keine Frage, bei einer normalen Schiedsrichterleistung wären mit Sicherheit beide Punkte in Gummersbach geblieben. Dennoch müssen sich auch die Hausherren an die eigene Nase packen. So versäumten es die Blau-Weißen, in Halbzeit eins vorzeitig den Sack zu zumachen. Wie die Feuerwehr war man gestartet und lag schnell mit 8:1 (14.) in Front. Anstelle aber weiter konzentriert den Stiefel runter zu spielen, ließ man es in der Folgezeit schleifen.
Vorne wurden fahrlässig die klarsten Chancen vertan, und hinten agierte die zunächst starke 6:0-Deckung nun träge. Die Quittung folgte prompt: GWD kam mit vier Toren in Folge auf 5:8 heran. Ein kleiner Zwischenspurt bescherte zwar Gummersbach wieder eine Sechs-Tore-Führung (14:8), aber bis zur Pause waren die Mannen von GWD-Coach Velimir Kljaic erneut auf vier Treffer herangekommen. Im zweiten Durchgang folgte wie erwähnt der große Auftritt der Herren Schiedsrichter

Zur Schiedsrichterleistung äußere ich mich nicht, aber wir hatten es vor allem im ersten Durchgang selbst in der Hand, die Kuh vom Eis zu bringen. Das haben wir versäumt und Minden hat sich nach der Pause clever angestellt, ärgerte sich nach dem Abpfiff VfL-Manager Uwe Braunschweig. Bei allem hin und her darf aber eines nicht unerwähnt bleiben, nämlich die Leistungen von Steinar Ege, Daniel Narcisse und Mark Dragunski. Alle drei machten ein wirklich klasse Spiel und knüpften nahtlos an die famose Leistung beim Triumph in Lemgo an.
Man darf gespannt sein, wie die Gummersbacher den heutigen Rückschlag wegstecken, denn schon am Dienstag gastiert man bei keinem geringeren als dem aktuellen Bundesliga-Spitzenreiter in Flensburg.
Exklusiv-Video der Pressekonferenz

Steinar Ege (1.-60. / 15 Paraden, darunter drei Siebenmeter)
Henning Wiechers (n.e.)
Jörn Ilper
Kyung-Shin Yoon (5/3)
Cedric Burdet (1)
Daniel Narcisse (9)
Ian Marko Fog
Mark Dragunski (5)
Frank von Behren
Francois-Xavier Houlet (1)
Ivan Lapcevic (1)
Alexander Mierzwa (5)
Michael Spatz (3)
Dirk Schumacher (n.e.)
GWD Minden:
Malik Besirevic (1.-30.; 55.-60. / 10 Paraden)
Fredrik Ohlander (5 Paraden)
Ognjen Backovic
Arne Niemeyer (8)
Dimitri Kouzelev (3)
Moritz Schäpsmeier
Jan Fiete Buschmann (5)
Tomas Axner (5/2)
Lars Rasmussen (4)
Ivan Vukas (2)
Patrekur Johannesson (3)
Sven Pohlmann
Zuschauer: 2.045.
Schiedsrichter: Joachim Ehlers (Köln) und Heiko Schnarre (Hamm).
Siebenmeter: 3-7 / 3-3 (Axner und zweimal Rasmussen scheitern an Ege, Johannesson verwirft).
Zeitstrafen: 14:10 Minuten plus zwei rote Karten gegen Houlet und Lapcevic).
Beste Spieler: Steinar Ege, Daniel Narcisse, Mark Dragunski (VfL) - Malik Besirevic (1. Hz.), Arne Niemeyer).
Spielfilm: 8:1 (14.), 8:5 (18.), 11:6 (21.), 14:8 (26.), 15:11 (Halbzeit) 16:13 (33.), 19:16 (36.), 21:20 (41.), 24:21 (44.), 25:23 (48.), 25:28 (54.), 28:28 (56.), 30:30 (Endstand).
Ergebnisse und Tabelle Bundesliga
