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'Wo kommen wir her – Wo gehen wir hin?' - 220 Presbyter trafen sich zur Diskussion

nis; 26. Mar 2006, 00:00 Uhr
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'Wo kommen wir her – Wo gehen wir hin?' - 220 Presbyter trafen sich zur Diskussion

nis; 26. Mar 2006, 00:00 Uhr
(nis/11.3.2006-14:40) Gummersbach – Auf dem sechsten Aufbruch-Leitungsseminar des Kirchenkreises an der Agger drehte sich alles um den Glauben und das Bild der Kirche in der hektischen Zeit voller Kürzungen.
[Bilder: Nina Schmitt --- Margrit Kempgen (v.l.n.r.), Hartmut Bärend und Martin Buchholz hielten Vorträge auf dem sechsen Aufbruch-Treffen.]

Mehr als 220 Presbyter waren der Einladung zum sechsten Aufbruch-Leitungsseminar ins Evangelische Gemeindezentrum gefolgt. Auf dem Programm „Glaube, der durch die Zeit trägt“ des Abends standen neben viel Musik und einem rustikalen Abendessen Vorträge von drei Gästen, die schon in ihr Leben lang im Dienste der Kirche arbeiten. Und so konnten die Besucher aus den 27 Kirchengemeinden des Kirchenkreises an der Agger über eine dreiviertel Stunde lang Anekdoten und Geschichten aus dem alltäglichen Leben lauschen.

[Superintendent Jürgen Knabe begrüßte die Gäste und kündigte die Vorträge an.]

Nach einer Begrüßung des Superintendents Jürgen Knabe, der zum Ausdruck brachte, wie sehr er sich über das zahlreiche Erscheinen der Presbyter freute, trat Martin Buchholz ans Rednerpult. Der Liedermacher, Kabarettist und Filmemacher sprach zum Thema „Im Glaube lebendig und wendig sein, mitten in einer sich rasant verändernden Gesellschaft“. Der in Rösrath lebende Theologe fragte die Presbyter: „Wo wollen wir hin?“ Denn in einer Welt voller Hektik und ständigen Steigerungen würden viele einfach mitlaufen, ohne zu wissen, wo ihr Ziel ist. Er riet den Anwesenden: „Wer aufbrechen will, sollte zunächst einmal stehenbleiben und die Bilder seines Lebens von außen betrachten.“ Jeder sollte sich selber im Klaren darüber sein, ob er nicht schon Teil des Systems geworden ist. Im Sinne von Jesus Christus zu leben bedeutet für ihn, nicht im falschen Leben zuhause zu sein. „Ich träume von einer Kirche, die sich einmischt und nicht von ihren Gemeinden alleine gelassen wird.“

Auch Hartmut Bärend aus Berlin fragte sich in seiner Rede „Impulse für den persönlichen Glauben in einer Welt, die sich verändert“, wie es mit der Kirche in diesem Zeitalter voller Hektik weitergehen soll. Zum Zeichen dafür brachte der Generalsekretär der „Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste beim Diakonischen Werk“ eine Primel mit. „Wenn diese Pflanze eine Zeit lang kein Wasser bekommt, geht sie ein.“ Er hat die Befürchtung, dass die Presbyterien in diesen Monaten voller Kürzungen und Abbau auch wie eine Primel eingehen werden. „Wir brauchen die Zeit, um eine Auszeit zu nehmen“, riet er seinen Kollegen. Man benötige eine Kirche, für die es lohnt zu arbeiten und wo nicht alles Grau in Grau übergehe. Ebenso sei es nötig, eine Wasserstelle für den persönlichen Glauben zu finden. Verheißungsorientiert leben, gemeinsam beten, Gnadenorte aufsuchen, vom offenen Himmel sprechen und die Gemeinschaft der Heiligen leben: Das sind Bährends persönliche Tipps, um zur Ruhe zu kommen.

[Rund 220 Presbyter aus 27 Gemeinden waren ins Evangelische Gemeindehaus nach Gummersbach gekommen.]

Margrit Kempgen, die aus Görlitz angereist war und einige Zeit das Amt der Landeskirchenrätin der Landeskirche Berlin inne hatte, erzählte Anekdoten zum Thema „Ermutigung und Ermahnungen für eine Kirche, die sich verändern muss“ aus ihrer Heimat, die „wie Schwarzbrot schwer zu kauen sind“. Denn die Gegend, in der sie wohnt, sei entvölkert und die Gemeindemitgliederzahlen gehen stetig zurück, was an dem kontinuierlichen Wegzug der Leute liege. Zudem gibt es in Görlitz große Sanierungsprobleme, da dort viele alte Gebäude stehen. Doch Kempgen wollte mit ihren Geschichten keineswegs miese Stimmung verbreiten. Aufgrund der fehlenden Menschen seien in dem Ort nämlich plötzlich Wölfe aufgetaucht und somit auch Touristen, die diese Tiere und nebenbei auch die entvölkerte Region besichtigen wollen. So konnten zwei neue Stellen geschaffen werden. „Überall gibt es Hoffnung und nicht alles, das wie ein Verlust aussieht, ist auch einer.“ Man solle sich nicht nur bemitleiden, sondern seine Seele einmal entrümpeln.

Zwischen den Beiträgen erfreute Annette Giebeler die Anwesenden mit geistlichen Liedern. Nach den Vorträgen gab es eine offene Podiumsdiskussion, durch die Karin Vorländer führte. Während den Vorträgen konnten die Zuhörer ihre Fragen auf blaue Karteikarten schreiben, die dann später laut vorgelesen und von den Rednern beantwortet wurden. Martin Buchholz tat sein Übriges, um den Abend eine besondere Note zu verpassen: Er spielte zusammen mit dem australischen Geiger Timothy Jones Musik und Kabarett.

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