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Kleiner "Rüttelfalk" auf Oberbergs Kirchtürmen - Turmfalke zum Vogel des Jahres 2007 gekürt
(Red./26.10.2006-13:45) Von Annette Krämer
Oberberg Er ist unschwer in der Luft auszumachen: Im Flug lässt er sein helles und lautes kikikikiki ertönen, der Rüttelflug verrät dem Beobachter, der seine Augen gen Himmel richtet, dass ein Turmfalke (Falco tinnunculus) auf der Jagd nach Beute ist.

Der Turmfalke späht in der Luft stehend, mit heftigem Flügelschlag und breit gefächertem Schwanz nach Mäusen, Eidechsen und Insekten. Im schnellen Stoßflug greift er geschickt seine Beute erklärt Rainer Ufer, Ortsvereinsvorsitzender des NABU Oberberg in Lindlar.
Männchen und Weibchen unterscheiden sich optisch darin, dass das Männchen einen hellgrauen Kopf und einen rotbraunen Rücken mit kleinen, dunklen Flecken hat. Der Schwanz ist hellgrau mit einer schwarzen Endbinde. Eher gelblich, mit Längsstreifen und kleinen, dunklen Tropfenflecken ist die Unterseite des Körpers gefärbt. Das Weibchen hingegen hat eine rostbraune Färbung an Kopf, Rücken und Schwanz, mit dichter dunkler Fleckung und Querbänderung. Auch die Körperunterseite weist eine stärkere Fleckung als beim Männchen auf.
Leben in ganz Deutschland knapp 50.000 Turmfalken-Paare und europaweit cirka 350.000 Brutpaare, so kann man im Oberbergischen stolz auf über 100 Paare sein. Der Turmfalke ist die häufigste Falkenart in Europa. Warum ist er dann zum Vogel des Jahres 2007 gewählt worden? Der mit rund 35 Zentimetern Körpergröße und mit 75 Zentimetern Flügelspannweite kleine Verwandte des 1971 gewählten Wanderfalken, erster Jahresvogel überhaupt, steht noch nicht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Der Bestand ist in manchen Regionen auch stabil geblieben, doch gehen die Bestandszahlen stetig zurück.

Der Grund? Versiegelung ehemals freier Flächen an Stadt- und Dorfrändern, Wegsanierung von Nistmöglichkeiten an geeigneten Gebäuden und auch an Kirchtürmen, macht es dem kleinen Falken zunehmend schwerer, geeignete Nistplätze zu finden. Auch das Nahrungsangebot wird immer dürftiger, ehemals offene Landschaften werden verbaut, Hecken, einzelne Bäume und Pfähle entfernt, die der Greifvogel als Ansitz für seine Jagd nutzt berichtet Klaus Unger, Ortsvereinsvorsitzender des NABU Oberberg in Waldbröl, der, wie Rainer Ufer, ebenfalls Nistkästen mit Turmfalken in seiner Gemeinde betreut.
Der zunehmende Einsatz von Pflanzen- und Insektenschutzmitteln sorgt weiterhin dafür, dass sich der Bestand des Turmfalken dezimiert. Ihre bevorzugte Beute ernährt sich fast ausschließlich von Feldern, vergiftet sich an Herbiziden und Insektiziden und somit auch das Endglied dieser Nahrungskette, den kleinen Greifvogel. Eine wichtige Schutzmaßnahme für den Turmfalken und weitere Greifvögel ist es, Äcker und Felder wieder naturverträglich zu bewirtschaften.
Welche Gegenmaßnahmen können weiterhin getroffen werden? Kirchtürme, alte Scheunen und Hausspeicher können oft wieder insoweit geöffnet werden, dass der Turmfalke wieder Einschlupf- und Nistmöglichkeiten finden kann. Sogenannte Sitzkrücken als Jagdwarten können aufgestellt werden, der Turmfalke erweist sich so zum Beispiel in der Nähe von Gehöften als nützlicher Mäusevertilger. Da der kleine Greif überwiegend ein Standvogel ist, macht er sich auch fast das ganze Jahr über als erfolgreicher Schädlingsbekämpfer in unmittelbarer Nachbarschaft zum Menschen verdient.
Die Broschüre Vogel des Jahres 2007 der Turmfalke kann gegen Einsendung von 6 Briefmarken á 0,55 beim NABU Oberberg e.V., Schulstr. 2, 51674 Wiehl bestellt werden.