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Alexis Alvanos Gummersbachs Sieggarant gegen Minden Tolles Comeback von "Zouzou" Houlet
(pl/23.12.2006-23:45) Von Peter Lenz
Gummersbach Mit einem 32:24-Sieg gegen GWD Minden verabschiedet sich der VfL Gummersbach in die kurze Weihnachtspause, ehe es bereits am kommenden Mittwoch in Düsseldorf wieder um Punkte geht.

Es geht eng zu an der Tabellenspitze. Durch einen 36:34-Triumpf im Nordknaller zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt haben die Zebras wieder den Platz an der Sonne erklommen und die punktgleichen (27:5) Grenzstädter auf den zweiten Rang gezwängt. Einen Zähler dahinter liegen die HSG-Handballer aus Nordhorn (34:27 in Göppingen) in Lauerstellung. Aber auch der HSV Hamburg (37:33 in Lemgo) sowie der VfL Gummersbach nach seinem zwölften Sieg im 16. Spiel sind bei zwei Punkten Rückstand auf das Führungsduo noch auf Tuchfühlung. Einen Spieltag vor dem Rückrundenstart bleibt es also eng im Kampf um die deutsche Handball-Krone.
VfL Gummersbach GWD Minden 32:24 (16:14).

Ein kurzes Lächeln zuckt über das Gesicht von VfL-Trainer Alfred Gislason, als die 60 Minuten Spielzeit von den Unparteiischen Colin Hartmann und Stefan Schneider in der mit gut 2.000 Zuschauern gefüllten Eugen-Haas-Halle abgepfiffen werden. Geschafft, die Punkte sind im ohnehin schon prall gefüllten Weihnachtssack. Wirklich zufrieden aber ist der Übungsleiter mit der zuvor gesehenen Partie wahrlich nicht. Vor allem die ersten 30 Minuten waren so gar nicht nach dem Geschmack des Isländers: Wir hatten massive Probleme in der Abwehr, da fehlte die kämpferische Einstellung. Und auch im Angriff machten wir viel zu viele Fehler.
Von seiner Pauschalkritik nahm der Coach freilich zwei Akteure heraus: Alexis Alvanos hat ein Superspiel gemacht, und Zouzou Houlet hat bei seinem Comeback ein ganz wichtiges Tor für uns erzielt. Ja, richtig gelesen: Francois-Xavier Houlet stand heute nicht nur das erste Mal seit einem halben Jahr Verletzungspause auf dem Spielbogen, er griff sogar ins Spielgeschehen ein. Nach einem achtminütigen Einsatz in Halbzeit eins stand er ab der 44. Minute bis zum Abpfiff im linken Rückraum für den müden Momir Ilic auf der Platte. Die Halle kochte, als der sympathische Franzose den wichtigen Treffer zum 24:21 (48.) markierte.

Fortan nämlich war der Bann gebrochen, Gummersbach konnte sich erstmals langsam von den engagiert kämpfenden und tapfer aufspielenden Mindenern absetzen. Betrug bis dato der VfL-Vorsprung meist ein bis drei Tore, brachen die Gäste nun ein. Nach einem letzten Aufbäumen durch GWD-Shooter Arne Niemeyer zum 23:26 (52.), geriet die Ratka-Truppe am Ende dann doch noch unter die Räder. Technische wie Individuelle Fehler der Mindener, die im Schlussspurt lediglich nur noch einmal VfL-Keeper Goran Stojanovic per Siebenmeter durch Spielmacher Snorri Gudjonsson überwinden konnten, bestraften die VfL-Cracks nun gnadenlos.
Vor allem der bis dato blass gebliebene Gudjon-Valur Sigurdsson drehte am Ende auf und erzielte vier seiner insgesamt sieben Treffer binnen der letzte acht Minuten. Das Tor des Tages aber markierte ein anderer: Abwehrspezialist Sverre Jakobsson startete nach einer Stojanovic-Parade gen GWD-Tor, bekam irgendwie die Kugel zu packen und versenkte sie im Gehäuse von Björn Buhrmester. Jubel auf der Tribüne, vor allem aber auf der VfL-Bank. Das 31:23 war nämlich das erste Tor des Isländers überhaupt im Gummersbacher Dress. Im internen Duell mit Abwehr-Profi Gudlaugur Arnarsson verkürzt Jakobsson somit auf 1:3.

Insgesamt aber hatten die Zuschauer am Abend Handball-Schonkost geboten bekommen. Besonders beide Abwehrreihen waren offenbar gedanklich schon bei der morgigen Bescherung unter dem Weihnachtsbaum, denn von echter Gegenwehr war auf beiden Seiten herzlich wenig zu sehen. Während Alexis Alvanos auf Gummersbacher Seite perfekt die Lücken nutzte und am Ende auf zehn (!) Treffer kam, war der Mindener Regisseur Snorri Gudjonsson von der VfL-Deckung kaum in den Griff zu bekommen.
Erwähnenswert noch, dass nach einem anfänglichen Versuch mit Bennet Wiegert auf Rückraum-Mitte für den verletzten Daniel Narcisse ab der 34. Minute Sigurdsson Regie führte und so dem Gummersbacher Angriffsspiel neue Impulse verlieh. Und auch die Tatsache, dass im Gegensatz zu Alvanos Momir Ilic seine derzeitige Schwächephase noch nicht überwunden hat - zwei Tore bei sechs Versuchen und zwei Technischen Fehlern sprechen für sich - soll nicht verschwiegen werden. Ebenso wie die wenig effizienten Auftritte der Kreisläufer Robert Gunnarsson und Jörg Lützelberger.
Gut im Soll dagegen Vedran Zrnic, der seine drei Siebenmeter sicher verwandelte und zudem zweimal von Außen einnetzte. Und Keeper Goran Stojanovic, der in den letzten 23 Minuten für Christian Ramota zwischen die Pfosten gewechselt war, verdiente sich wie Alvanos ein Sonderlob des Trainers, der die Partie nach dem Abpfiff auf den Punkt brachte: Ich bin natürlich sehr froh gewonnen zu haben, aber mit unserem Spiel bin ich nicht zufrieden. Da müssen wir uns am Mittwoch bei den heimstarken Düsseldorfern noch steigern vor allem bezüglich der kämpferischen Einstellung muss etwas passieren.

Trainerstimmen
Richard Ratka (Minden): Gummersbach war die bessere Mannschaft, aber wir haben es geschafft, dass der VfL uns nicht mit Links besiegen konnte, sondern dafür beide Hände benötigte. 50 Minuten haben wir sehr gut mitgespielt, am Ende fehlte etwas die Konzentration. Gekämpft haben wir volle 60 Minuten. Kurzum, ich bin trotz der Niederlage absolut zufrieden, wir sind auf dem richtigen Weg.
Alfred Gislason (Gummersbach): Minden hat hier wirklich gut gespielt, der hohe Sieg spiegelt den Spielverlauf nicht wider. Unser Erfolg ist verdient, ein engeres Ergebnis wäre aber gerechter gewesen. Ich bin natürlich froh, dass ich wieder auf Houlet bauen kann, zumal Daniel Narcisse uns ja in den nächsten beiden Spielen noch fehlen wird. Er hilft uns enorm weiter.

VfL Gummersbach
Nándor Fazekas (1.-25. / 4 Paraden)
Christian Ramota (25.-37. / 2 Paraden)
Goran Stojanovic (37.-60. / 9 Paraden)
Bennet Wiegert (1)
Francois-Xavier Houlet (1)
Momir Ilic (2)
Sverre A. Jakobsson (1)
Robert Gunnarsson (1)
Michael Spatz (1)
Alexis Alvanos (10)
Gudjon Valur Sigurdsson (7)
Milan Vucicevic (1)
Jörg Lützelberger (2)
Vedran Zrnic (5/3)
GWD Minden
Malik Besirevic (1.-24. / 1 Parade)
Björn Buhrmester (24.-60. /7 Paraden)
Jiri Hynek
Arne Niemeyer (4)
Christopher Kunisch
Snorri Gudjonsson (7/3)
Andres Simon (3)
Stephan Just (2)
Moritz Schäpsmeier (5)
Einar-Örn Jonsson (3)
Mirza Cehajic
Simon Witte
Björn Buhrmeister
Zuschauer: 2.085.
Schiedsrichter: Colin Hartmann, Stefan Schneider.
Siebenmeter: 3/3 3/3.
Zeitstrafen: 8:10 Minuten (Jakobsson, Alvanos (2), Lützelberger Niemeyer, Just, Schnäpsmeier, Jonsson, Ratka.
Beste Spieler: Alexis Alvanos, Goran Stojanovic Snorri Gudjonsson, Björn Buhrmester.
Spielfilm: 1:1 (2.), 5:3 (9.), 8:5 (13.), 9:8 (17.), 13:12 (25.), 16:14 (Halbzeit) 17:16 (35.), 20:17 (39.), 22:21 (46.), 26:23 (52.), 31:23 (58.), 32:24 (Endstand).
Ergebnisse und Tabelle Bundesliga
