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Differenzen der Geschlechter und weibliche Moral eine Podiumsdiskussion
(Red./2.3.2007-12:45) Gummersbach Gymnasiale Oberstufe des Berufskollegs lud zur Podiumsdiskussion: Gibt es eine weibliche Moral?.

Seit Jahren lädt das Technische Gymnasium in Dieringhausen zu Podiumsdiskussionen, bei denen Referenten und Publikum den direkten Dialog pflegen. In dieser Woche ging es um die Geschlechterdifferenzen und darum, ob sie sich im moralischen Empfinden ausdrücken. Biologielehrer und Moderator Joachim Blasius konnte diesmal Prof. Dr. Sabine Sielke, Leiterin des Forums für Frauen- und Geschlechterforschung an der Uni Bonn, Juristin Ulrike Schulz von der Fern-Uni Hagen und Pfarrerin Silke van Doorn, Mitglied des Instituts für Gender Studies der Uni Siegen, als Gäste begrüßen.
Die Amerikanistin, Prof. Sabine Sielke, unterschied zwischen Sex (den körperlichen Geschlechtsmerkmalen), und Gender, der Geschlechtsrolle, die sich aus der Anatomie nicht zwangsläufig ergebe, sondern von sozialen und kulturellen Umständen geprägt werde, also variabel sei. Zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Gesellschaften seien das typisch Männliche und das typisch Weibliche anders gesehen und bewertet worden. Pfarrerin Silke van Doorn führte aus, dass auch die Bibel nicht als Quelle für einen gottgegebenen Geschlechterunterschied zu lesen sei. Adam und Eva seien beide nach Gottes Ebenbild geschaffen. Aus dem Publikum meldeten sich Stimmen, die es bedauerten, wenn die Polarität zwischen den Geschlechtern quasi abgeschafft werde
Prof. Sielke erwiderte, dass der Gender-Ansatz so nicht gemeint sei, nur dürften zum Beispiel Mütterlichkeit und Väterlichkeit nicht an Körpern festgemacht werden. Die Verunsicherung, die entstehe, wenn die alten Zuschreibungen nicht mehr funktionierten, werde aufgewogen durch die Freiheit, sich jenseits von Geschlechterstereotypen selbst entscheiden zu können. Ob das nicht zu der Kinderlosigkeit führe, die in unserer Gesellschaft beklagt wird, wurde gefragt. Viele entgegneten aber auch, an der Kindererziehung könnten und sollten heute Männer und Frauen den gleichen Anteil nehmen.
Für den Bereich der Justiz bestätigte Ulrike Schultz: Noch vor 100 Jahren habe man Frauen die Fähigkeit aberkannt, unabhängiges Recht zu sprechen; sie seien zu sehr ihren Gefühlen ausgeliefert; Fürsorge stehe ihnen besser an als die (abstrakte) Gerechtigkeit. Heute, nachdem über ein Drittel der juristischen Berufe von Frauen wahrgenommen wird, hätten viele Studien erwiesen, dass die Urteile von Richtern und Richterinnen sich in der Substanz nicht unterscheiden.
Der Biologie-Kurs der Gymnasialen Oberstufe hat sich nun vorgenommen, das Thema weiter zu verfolgen und beim nächsten Mal einen Soziobiologen einzuladen. Im kommenden Schuljahr kann man am Berufskolleg zusammen mit der Allgemeinen Hochschulreife auch den staatlich anerkannten Berufsabschluss als Elektrotechnischer Assistent erwerben. Es sind noch Plätze frei (www.bk-oberberg.de).