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Schau-Spiel-Studio Oberberg lässt "Die Möwe" wieder fliegen
(Red./16.10.2007-14:25) Wiehl - Am Freitag, 26. Oktober, nimmt das Schau-Spiel-Studio Oberberg die Komödie "Die Möwe" von Anton Cechov in der Inszenierung von Estera Stenzel wieder ins Programm auf.
Der junge, noch unbekannte Schriftsteller Treplew lebt auf dem Landgut seines verarmten Onkels. Bei einem Besuch seiner Mutter, der berühmten Schauspielerin Arkadina, führt er sein erstes Theaterstück auf. Seine Darstellerin ist Nina, ein junges Mädchen vom Nachbargut. Arkadina jedoch hat weder Anerkennung noch Verständnis für ihren Sohn. Treplew bricht die Vorstellung vorzeitig ab und das Schicksal aller Beteiligten nimmt seinen Lauf... Richtig lustig geht es in Die Möwe des russischen Dramatikers Anton Pawlowitsch Tschechow (Cechow) nicht zu. An die Stelle des Komischen tritt Ironie und Satire.

Das Publikum erhält Einblicke in die Einzelschicksale von im Grunde gewöhnlichen Menschen, die alle versuchen, in irgendeiner Weise im Leben ihr Glück zu machen. Sie stecken sich Ziele, die sie erreichen wollen, um ihrem Dasein einen Sinn zu geben. Das Problem hierbei ist, dass die Ziele nicht zu den Menschen passen. Nichts passt so richtig zueinander, und doch sind die agierenden Personen in ihrer Lächerlichkeit und Hilflosigkeit auf Gedeih und Verderb miteinander verwoben und verschlungen. Alle sind oder werden zu Lebenspfuschern, wobei die Älteren und Erfahreneren im Pfuschen es besser beherrschen, sich selber etwas vorzumachen und in ihrer Oberflächlichkeit noch den Schein zu wahren.
Die Jüngeren sind in ihrer permanenten Unzufriedenheit und Alltäglichkeit bereits eingebrochen, ja teilweise zerbrochen und ziehen ihre Konsequenzen daraus. So wird es am Ende Sieger und Verlierer geben. Die Verlierer sind aufgrund ihres Status ohnehin die Bestraften und die Sieger sind falsche Sieger voller Ignoranz und Verlogenheit. Der finale Schuss stört sie nur kurz, dann setzen sie ihr Gesellschaftsspiel fort.

Der Schriftsteller Trigorin lässt sich von Arkadina verhätscheln, steht unter dem Zwang schreiben zu müssen, und hadert mit der Welt, die nicht ihn sondern die Ausgeburt seiner Fantasie anhimmelt. Der Gutsbesitzer Sorin ist der ruhende Pol in all den Irrungen und Wirrungen um ihn herum. Er leidet darunter, dass ihm bereits zuteil geworden ist, was den anderen noch bevorsteht oder gerade widerfährt: Alt zu sein mit dem Wissen, dass man nichts erreicht hat von dem, was man sich einmal vorgenommen hatte.
Die Berliner Regisseurin Estera Stenzel konzentriert Tschechows verschiedene Erzählstränge durch die Straffung des Ensembles auf die Essentiellen und gibt dem Ablauf der Handlung auf diese Weise eine tiefe Intensität. In ihrer Inszenierung spielen Gabi Bülter (Arkadina), Michael Albrecht (Trigorin), Anna Lena Mehler (Nina), Damiano von Erckert (Treplew), Ferdinand Feldmann (Sorin) und Thomas Knura (Dorn).
Die Vorstellungen finden am 26., 27., 31. Oktober, 2. November (jeweils um 20 Uhr) sowie am 28. Oktober und 4. November (jeweils um 18 Uhr) in der Aula der Grundschule Wiehl statt. Kartenvorverkauf bei Wiehl-Ticket (Tel.: 02262/99 285). Weitere Informationen unter www.theater-wiehl.de.
