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Überholen verboten für "Daisy" und "Kasimir"
(mho/22.10.2007-12:25) Von Martina Hoffmann
Nümbrecht - Bei der traditionellen Herbstjagd in Malzhagen kamen Ross und Reiter voll auf ihre Kosten.

Pünktlich und bei Kaiserwetter begrüßte der Master des ersten Feldes, Volker Hinzberg, rund 30 Reiter aus dem ganzen Oberbergischen, sechs Kutschengespanne und zahlreiche Zuschauer. Bereits seit Jahrzehnten veranstalten die Reiterfreunde Malzhagen diesen Herbstritt, bei dem es schon lange nicht mehr um den Fuchs oder seine Rute geht, sondern um das gemeinsame Erlebnis. In drei Feldern wird gestartet, um wirklich jedem die Gelegenheit zu geben, am Ausritt teilzunehmen. Denn einfach mal so mitreiten ist nicht, weiß Sabine Felske von den Reiterfreunden. Pferd und Reiter müssen schon trainiert sein um die gut 13 Kilometer von Malzhagen über Hahn nach Gut Rotland und retour zu bewältigen.
Im ersten Feld, den Profis, die sich auch mit gut 90 Zentimeter hohen Hindernissen konfrontiert sehen, starten deshalb auch nur wenige. Das zweite Feld, angeführt von Ilka Dabringhausen, lässt zwar die Sprünge aus, ist aber trotzdem schon ziemlich zügig unterwegs. Esther Rau führt das Einführungsfeld an wo neben den Ponys auch die `Jagdanfänger` mit viel Spaß teilnehmen können. Gerade auf einer Jagd sind die Pferde recht aufgeregt, so Felske. Es hat fast den Anschein als würde sie in der Gruppe der Ehrgeiz packen und jeder möchte erster sein. Aber überholt wird bei der Jagd nicht. Die Master des Feldes reiten voran und geben das Tempo an. Flankiert werden sie von den Pikören, die das Feld zusammenhalten und auch die Nachzügler einsammeln.

Es ist auch wichtig, dass wir nicht einfach kreuz und quer reiten, schließlich wollen wir es uns nicht mit unseren Nachbarn, den Landwirten nicht verscherzen, gibt Friedhelm Grümer zu bedenken. Seit Jahren organisiert er mit Tochter Elke Barthel, Vorsitzende der Reiterfreunde, die Jagd. Im offenen Landauer führt er den Kutschenkorso an, der die Gesellschaft begleitet. Mit sicherer Hand lenkt er Daisy und Kasimir über die Wiesen zu den Aussichtspunkten, an denen der Zuschauerkorso auf die Reiter trifft. Normalerweise ziehen die den großen Planwagen, der kleine Landauer heute ist für die beiden eine echte Spazierfahrt, freut sich Grümer.
Die Nümbrechter Jagdhornbläser heißen die Reiter auf den Etappenpunkten mit einem Halali willkommen und stehen auch bei der verdienten Jause auf Gut Rotland parat. Für den erst kürzlich verstorbenen Gutsbesitzer Bamberg hatte man zu Beginn eine Schweigeminute eingelegt. Aber sein Sohn und wir waren der Ansicht, dass es wohl in seinem Sinne gewesen wäre, dass wir heute hier Rast machen, so Barthel. Schließlich war Bamberg lange Jahre Gastgeber der Jagdgesellschaft.
Die dampfenden Rösser werden zuerst einmal mit Decken versorgt, bevor sich Reiter und die zahlreichen Zuschauer über das ländliche Buffet hermachen. Schmied Walter Graf und Tierarzt Dr. Andreas Heidgen schauen derweil nach den Pferden. Ein Eisen wird ersetzt, ein Sturz ist zu vermelden, aber ohne weitere Folgen. Wunderbar, alles läuft prima, freut sich Grümer. In manchen Jahren hat das Wetter nicht so mitgespielt, da haben wir dann nur kurz einen Schluck genommen und sind wieder weitergeritten. In der herrlichen Oktobersonne aber genießen alle das Picknick und bei der Rückkehr nach Malzhagen zeichnet sich das Halalifeuer schon deutlich in der Dämmerung ab. Nach einem Gruß der Jagdhornbläser werden erst einmal die Pferde versorgt, bevor es zu einer langen Nacht in die geschmückte Halle zum Reiterball geht. Eine herrliche Tradition die ich nicht missen möchte, strahlt Sprecherin Sabine Felske.
