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"BB": Ein Name, ein Programm - Lobeshymnen für den Wirbelwind, Weltgewandten und Wiehler aus Überzeugung
(bv/17.3.2008-15:55) Von Bernd Vorländer
Wiehl - Bürgermeister Werner Becker-Blonigen konnte an seinem heutigen 60. Geburtstag viele Freunde und Weggefährten begrüßen, die ihm Anerkennung und Hochachtung zollten - Und mancher erfuhr sogar etwas aus der Sturm- und Drangzeit des liberalen Politikers.

Für seinen Namen kann er nichts, doch die beiden Buchstaben sind zu seinem Markenzeichen geworden. BB - daran kommt in Oberberg inzwischen niemand mehr vorbei. Seit der Mann, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, 1979 seinen Lebensmittelpunkt in die bucklige Welt an der Wiehl verlegte, hat er Pflöcke eingeschlagen. Das Leben von Werner Becker-Blonigen begann bereits ungewöhnlich. Sein Vater war Diplomat, und so lernte der junge Werner in den fünfziger und sechziger Jahren Japan, Süd-Korea und den Libanon kennen, ehe er das Jesuiten-Kolleg in Bad-Godesberg besuchte.

Nach dem Abitur studierte der im Lippischen geborene BB in Bonn Staats- und Rechtswissenschaft. Der Beginn lag ausgerechnet in der wilden 68er-Zeit. Und auch der heutige Wiehler Bürgermeister war von dem Willen beseelt, den Mief von 1.000 Jahren hinwegzufegen. Heftig habe er gegen den Vietnam-Krieg demonstriert, bekannte er heute im Wiehler Ratssaal, in dem Familie, Freunde und Weggefährten mit ihm den Ehrentag begingen.
Doch Werner Becker-Blonigen ging gar noch einen Schritt weiter. Als er mit seinen Kommilitonen von dem sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei erfuhr, der Gewalt gegen freiheitsliebende Menschen, da haben wir es uns nicht nehmen lassen, mit den Kieselsteinen vom Rhein die Fenster der russischen Botschaft einzuwerfen, gestand BB heute. Ein Akt der Ohnmacht, aber befreiend.

Nach dem Studium und den beiden Staatsprüfungen 1973 und 1976 verlief der Weg jedoch wieder geradlinig, führte ihn zunächst in die Verwaltung des Erftkreises. 1979 bewarb sich der damals 31-Jährige um die Stelle eines Stadtdirektors in Wiehl. Eigentlich ein aussichtsloses Unterfangen aufgrund seiner noch geringen Berufserfahrung. Doch Becker-Blonigen schlug die sechs Mitbwerber aus dem Feld, setzte sich als Liberaler gegen die Kandidaten anderer Parteien durch. Für manchen Beobachter war dies die Geburtsstunde des so genannten Wiehler Modells, der Koalition der Vernunft.

In der Folgezeit war seine jeweilige Wiederwahl eine Selbstverständlichkeit. 1997 wurde BB erstmals zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt - und natürlich hatte er keinen Gegenkandidaten. Gegen den bürgernahen, umtriebigen FDP-Politiker sah niemand eine Chance, und außerdem waren ja auch die anderen Parteien mit seiner Arbeit einverstanden. Wahlergebnisse folgten, die mit nahe an den 100 Prozent fast schon unanständig waren.
Und die Ära Becker-Blonigen in Wiehl ist noch lange nicht beendet. Kein Redner am heutigen Morgen, der sich nicht wünschte, der 60-Jährige möge auch die kommende Wahl 2009 haushoch gewinnen. Die übrigen Bürgermeister aus dem Oberbergischen, deren Sprecher BB ist, baten darum, dass er in seiner zupackenden Art, seinem Suchen nach Kompromissen, seiner Fähigkeit, die Weltpolitik auf die Bedürfnisse einer oberbergischen Kommune herunterzubrechen, und mit seinem trockenen Humor lange noch an Bord bleibe.

Landrat Hagen Jobi, Wiehls Beigeordneter Thomas Gaisbauer, Becker-Blonigens Stellvertreterinnen Bianka Bödecker und Angelika Banek, Wipperfürths Bürgermeister Guido Forsting und BBs Tochter Anna würdigten den Kollegen, den Freund und Vater, der in seiner spärlich bemessenen Freizeit gerne liest und mit einem Hausboot auf den Kanälen in den Niederlanden, Frankreich und Irland herumschippert. Sängerin Juliane Klein, Josephine Pilars de Pilar, Dirk van Betteray und die Blaskapelle der Siebenbürger Sachsen umrahmten die Feierstunde. Ich habe in Wiehl ein Zuhause gefunden und danke für die Freiheiten, die man mir hier gelassen hat, so der Bürgermeister, der seiner Kommune und dem Oberbergischen voraussichtlich noch viele Jahre erhalten bleibt. Zum Glück.
