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Immer mehr Verantwortung auf immer weniger Jüngere verteilen
(ch/21.5.2009-16:15) Wiehl - Oberberg bietet viele Lösungswege, sich auf den demografischen Wandel einzustellen - das zeigt der 'Marktplatz der Ideen' in Wiehl. Expertin warnt vor einer Verschärfung der Entwicklung.

Statistisch gesehen werden aktuell pro Generation etwa ein Drittel weniger Kinder geboren, als in der vorherigen. Während heute noch die 40-Jährigen die Mehrheit in der Bevölkerung darstellen, werden es im Jahre 2025 die 60-Jährigen sein. Praktisch als Nebenprodukte treten dazu noch die Verkleinerungen von Haushalten auf ein bis zwei Personen und das Auflösen von Dorfgemeinschaften außerhalb der Ortszentren auf. Jedes Jahr sehen die Prognosen ein bisschen düsterer aus, berichtet Prof. Dr. Ruth Rohr-Zänker, die regelmäßig Raumanalysen erstellt.

Lange Zeit habe man sich darauf verlassen, dass Zuwanderer die Verluste auffangen würden, was aber nicht der Fall war. Stattdessen werden die Menschen immer Älter, bleiben länger gesund und setzen zunehmend weniger Kinder in die Welt. Wir müssen mehr auf die jungen Alten setzen, die bereits in Rente gegangen sind, aber durchaus noch leistungsfähig sind, plädiert Rohr-Zänker, die darauf hinweist, dass die Entwicklungen sicherlich keine Katastrophe sind, solange man sich den Gegebenheiten anpasst. Jedoch müsste man sich darüber im Klaren sein, dass immer mehr Veranwortung auf den Schultern von immer weniger Jüngeren gelegt werde. Überrascht zeigte sie sich, wie gut die Oberberger bereits vorbereitet sind. Der Kreis und seine Bürger waren bereits in vielen Bereichen, die von diesem Wandel betroffen sind, aktiv, weiß da auch Volksbank Oberberg- Chef Ingo Stockhausen, der nach Wiehl zum Marktplatz der Ideen geladen hatte. Dort präsentierten sich 12 von 75 Projektgruppen, die im letzten Jahr am Demografiepreis teilgenommen hatten, ihre Ideen. Auffallend dabei die große Zahl von Integrations- und Generationsprojekten, wo Menschen verschiedenen Alters zusammengebracht werden und voneinander lernen sollen.
So sind das Jugendheim Drabenderhöhe sowie die Realschule Waldbröl genauso vertreten, wie der Trägerverein Aktiv 55+ aus Radevormwald oder die OASE Wiehl. Die Gesamtheit aller noch so unbedeutend erscheinenden Ideen wird unserer Region stärken, ist sich da auch Landrat Hagen Jobi sicher. Dafür müsse das Rad auch nicht unbedingt neu erfunden werden. Doch nicht nur die Menschen müssen sich vorbereiten, auch auf die Kommunen kommen Veränderungen zu. Man sollte jetzt seinen Bestand schützen, nicht weiter ausbauen, sondern den Ortskern stärken, so die Expertin. Da die interkommunale Konkurrenz zudem immer größer werde, müssten sich die Gemeinden zunehmend um eine bessere Familienbetreuung und bindung einsetzen, sowie Arbeitskräftepotenzial sichern. Dies gehe nur über die allgemeine Steigerung der Lebensqualität, gemeinsamen Gesprächen und eine bessere Vernetzung von Jung und Alt.
