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Der Rolls-Royce unter den Bürgermeistern wird 60 Jahre jung
(ch/22.5.2009-18:15) Reichshof - Bürgermeister Gregor Rolland feierte heute in großer Runde seinen 60. Geburtstag und schwelgte dabei gerne in Erinnerungen.

Wenn man heute den Gratulanten von Reichshofs Bürgermeister Gregor Rolland so zuhörte, könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Rathauschef seinen Job verfehlte hatte. Egal ob seine Sekretärin Ursula Valbert, seine Stellvertreterin Gudrun Himmerkus oder sein Freund und Weggefährte Werner Becker-Blonigen: Alle verbinden mit Rolland einen tüchtigen Arbeiter, der die rasante Autofahrweise liebt. Er ist praktisch der Rolls-Royce unter den Bürgermeistern. Auch wenn die Luft bis zum Führerschein-Entzug arg dünn ist, weiß Valbert, die sich immer wieder darüber gewundert hatte, wie er so schnell von Köln oder Düsseldorf zurück in Denklingen sein konnte.

Generell hatten seine Gäste eigentlich nur Gutes über das Geburtstagskind zu berichten. Temperaments- ausbrüche gab es selten und dann auch nach der Arbeit oder wenn es um die Kreisumlage ging, so Becker-Blonigen, der bei seinem Amtsantritt in der Nachbarkommune vielmehr eine tripolare Gemeinde mit Eckenhagen, Denklingen und Wilderbergerhütte gesehen hatte. Aus den ganzen Dörfern, die das Herzstück von Reichshof ausmachen, hat Gregor eine Einheit geformt. Er hat dafür gesorgt, dass ich, als Immigrant, mich nun wie ein Oberberger fühle. Auch Rolland selbst hat sich stets als Bergischer Jung gefühlt, der nie seine Wurzeln geleugnet hat. Zwar wandelte er in den später 70er Jahren im märkischen Kierspe, aber eigentlich auch nur, um auf der Karriereleiter weiter nach oben zu steigen, damit er später in Oberberg höhere Ämter wahrnehmen konnte. Schon in der Großstadt Kierspe mit 13.500 zu Höherem berufen war. So lebte er in einer Villa, nur eine Minute Fußweg vom Rathaus entfernt, scherzt Rüdiger Gennies, der besonders die Offenheit seines Vorgesetzten schätzt: Die Tür steht immer offen, er ist für ein Gespräch stets bereit.

Seit 1986 besetzt Rolland hohe Positionen in Reichshof, angefangen als Gemeindedirektor bishin zu seiner Wahl als Bürgermeister 1999. In dieser Zeit erlangte er viele Sympathien in der Bevölkerung. Immer, wenn ich für ihn einen Termin besetzte, hieß es: 'Och, wie schade. Kann der Bürgermeister heute nicht?' , erinnert sich Himmerkus, die auch auf seine Hingebung zum Hesperter Kunstkabinett hinwies. Zudem sei er ein echter Karnevalsfan geworden mit der Krönung als Prinzenführer in der letzten Session. Ein ganz harter Hund, gar ein Verwaltungsdino, ist Rolland für Landrat Hagen Jobi: Der hat immer einen kurzen Draht ins Kreishaus, manchmal sogar zu kurz.
Sein Steckenpferd der jüngeren Vergangenheit sei das Neue Kommunale Finanzmanagement gewesen, das er auf den Weg gebracht und gegen alle Kritik vertreten hat. Gregor Rolland stellt sich als eine Person dar, die mit Vernunft und Worthalten und weniger mit Show und Bild überzeugt, beschreibt Jobi das Geburtstagskind. Landtagsabgeordneter Bodo Löttgen ergänzt: Er ist ein Mensch, der sich an seinen Taten und Worten messen lässt und danach lebt. Rolland sei in der Generation des Wirtschaftsaufschwungs aufgewachsen und habe dabei das Leben vieler geprägt.

Der Jubilar selbst schien sichtlich gerührt von so vielen Worte des Lobes und des Danks, so dass er sich aber auch verpflichtet sah, verbal einzugreifen. Ich möchte hier betonen, dass wir hier meinen Geburtstag und nicht meinen Abschied als Bürgermeister feiern. Ich bin noch bis Mitte Oktober im Amt und habe noch einiges in der Pipeline, kündigt er mit einem Blick zu Löttgen und Jobi an. Für ihn sei die vergangene Arbeit eine Teamleistung gewesen. Besonders stolz ist er darauf, dass er es geschafft habe, dass in seinen 23 Amtsjahren insgesamt vier Bürgermeister aus der Verwaltung hervorgegangen seien.
In all den Jahren sei er keine vier Wochen krank gewesen, was auch ein Zeichen des guten Arbeitsklimas sei. Als sein größtes Manko, aber auch besonderen Vorteil, beurteilt er seine Art der Entscheidungen: Ich habe immer den Menschen vor dem Paragraphen gesehen und habe mit der Haltung so manchem auf die Füße getreten. Einen besonderen Dank richtete er auch an seine Gattin Doris, die nicht nur immer den notwendigen Rückhalt bot, sondern zudem auch seine persönliche Modeberaterin ist: Ohne sie sähe ich aus wie ein bunter Kakadu! Zustimmendes Nicken fand diese Aussage bei seinem Weggefährten Markus Hippel. Seine Frau war einmal drei Wochen in Afrika. Da waren wir uns angesichts seines Kostüms nicht sicher, ob er heute als Bürgermeister oder als Gärtner arbeiten wolle.
Gemeinsam mit zahlreichen Freunden blickte Rolland heute auf sein Leben zurück. Gekommen waren neben Becker-Blonigen unter anderem auch die Bürgermeister aus Gummersbach, Lindlar, Morsbach und Nümbrecht, sowie der Landtagsabgeordnete Dr. Gero Karthaus. Zu den Gratulanten gehörten außerdem der Vorsitzende des Kommunalbeirats, Rainer Buttstedt,und zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft und Lokalpolitik. Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung vom Streichorchester der Musikschule Waldbröl unter der Leitung von Paul Lindenauer.