ARCHIV
Jahresempfang der Gemeinde Marienheide: Jugend stand im Mittelpunkt
(pl/24.3.2001-14:15) Von Peter Lenz
Marienheide - Ganz im Zeichen der Jugendprobleme stand der gestrige Jahresempfang der Gemeinde Marienheide im pädagogischen Zentrum der Gesamtschule.

Bürgermeister Uwe Töpfer hatte geladen, und alle waren gekommen: In einer großen Runde traf sich gestern beim Jahresempfang der Heier Gemeinde alles was Rang und Namen hat. So freute sich "Häuptling" Töpfer, neben den Fraktionsvorsitzenden Karen Sarstedt (CDU), Horst Esser (SPD), Karl-Heinz Fach (UWG) und Jürgen Rittel (FDP) auch die Bundestagsabgeordneten Ina Albowitz und Friedhelm-Julius Beucher sowie die Mitglieder des Landtags, Peter Biesenbach und Prof. Dr. Friedrich Wilke begrüßen zu können.

Als stellvertretender Landrat gab sich Hagen Jobi (MdL) die Ehre, und auch die ehemaligen Gemeindedirektoren Werner Knabe und Hans-Christian Gätcke sowie Werner Becker-Blonigen als Sprecher der oberbergischen Bürgermeister fehlten nicht. Die Liste der Gäste rundeten zahlreiche Vertreter der Marienheider Wirtschaft, der Vereine und sozialen Einrichtungen ab.
Ganz besonders aber begrüßte Töpfer einen Ehrengast: Regierungspräsident (RP) Jürgen Roters. Und der RP war nicht etwa angereist, um - wie sonst üblich - einen Vortrag zu halten. Nein, Roters stellte sich diesmal für ein Gespräch mit Gerhard Schäfer, Oberstufenleiter der Marienheider Gesamtschule bereit. Thema: "Mehr kommunale Demokratie wagen - oder wie können wir Politik für junge Mitbürger interessanter machen?"
Einleitend zu dieser Frage rief die Theater-AG der Gesamtschule um Lehrerin Anette Sändker mit einem "Schwarzlicht-Theaterstück" mit dem Thema Rassismus zum Nachdenken auf. Gewalt und Fremdenfeindlichkeit an Schulen sowie das Problem der Durchführung einer Ganztagsbetreuung waren die Kernthemen dieser Aufführung. "Wir bedauern diese Probleme nicht, wir klagen sie an", mit diesen - auch an den RP - gerichteten Worte endete die Aufführung und leitete zum Dialog über, den Uwe Töpfer anmoderierte.

"Die Bundesregierung hat es getan, die Landesregierung und der Nordrhein-Westfälische Landtag haben es getan, der Kreistag des Oberbergischen Kreises und auch der Rat der Gemeinde Marienheide haben es getan. Sie alle haben in Erklärungen, Resulutionen und Beschlüssen deutlich gemacht, dass sie nicht gewillt sind, gewalttätige und fremdenfeindliche Ausschreitungen untätig hinzunehmen... Ich glaube nicht, dass von uns allen erwartet wird, in konkreten Notsituationen zum Helden zu werden. Demgegenüber kann von uns allen sehr wohl erwartet werden, dass wir nicht tatenlos wegsehen und unbewusst nicht fahrlässig zu einer alltäglich gewordenen Separierung beitragen... Gerade jungen Menschen muss eine Perspektive eröffnet werden, um die Gefahr der Vereinnahmung durch politische Rattenfänger zu verdrängen."

Dankend nahmen die Gesprächspartner Schäfer und Roters die Probleme als Thema auf: "Es ist ein Problem in allen Generationen, nicht nur bei den jungen Menschen. Wir Erwachsenen dürfen uns nicht entlasten, sondern müssen vorlegen und den Jugendlichen die Möglichkeit geben, in einem diesbezüglich konflikfreien Feld aufzuwachsen. Aber auch die folgenden Generationen müssen in die Verantwortung gezogen werden. Respektvoll, diszipliniert und selbstkritisch muss auch die Jugend sein", so Roters. Die Politiker müssten mehr die Sprache der Jugendlichen sprechen, um bei ihnen das Interesse an der Politik zu wecken. Nur so könne man die jungen Menschen auch in die Verantwortung bringen, so Roters, "wir brauchen das Feuer der jungen Leute, müssen sie aber heranführen. Geduld ist nötig, aber wir dürfen diese nicht überstrapazieren."
Viele zutreffende Worte, aber echte Lösungsvorschläge konnte auch der Regierungspräsident in der Kürze des Dialogs nicht bieten. Da kam es nicht ungelegen, dass Uwe Töpfer dem RP als Dank einen Gutschein für einen Rundflug über das Oberbergische überreichte. "So ist sichergestellt, dass Sie uns bald wieder besuchen werden", so der Bürgermeister, der schon im Vorfeld des Empfangs mit Roters einige Probleme konkret diskutiert hatte hatte.
Umrahmt von musikalischen Stücken der Lehrerband WP3 und Liedvorträgen von Sängerin Jennifer Lauri und Nils Wilkenson am Flügel wurde der offiziellen Teil des Jahresempfangs abgeschlossen. Zum abschließenden Gedankenaustausch und kleinen Imbiss trafen sich die Gäste im Foyer der Schule.