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Literaturkurs überzeugte mit Theater- und Filmklassiker

vma; 13. Jun 2014, 17:02 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- In 'Therapeutischer Gemeinschaft' verbringen die Patienten ihre Zeit in der Klinik. Der Literaturkurs setzte dies im Stück 'Einer flog übers Kuckucksnest' hervorragend um.
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Literaturkurs überzeugte mit Theater- und Filmklassiker

vma; 13. Jun 2014, 17:02 Uhr
Wiehl – „Einer flog übers Kuckucksnest“, in der Theaterfassung von Dale Wasserman führte des Literaturkurs der Jahrgangsstufe 11 des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums zu Wiehl unter Leitung von Lehrer Felix Draube auf.
Gleich an zwei Tagen – Mittwoch und Donnerstag - konnten die Zuschauer in der Wiehltalhalle die Aufführung des Literaturkurses sehen. Mit „Einer flog über das Kuckucksnest“ hatten sich die Schüler ein ernstes Stück mit einer „Message“ ausgesucht. Das Stück ist eine brillante Satire auf Gesellschaftssysteme, die mit menschenverachtenden Reglementierungen angepasstes Verhalten erzwingen. Bekannt ist „Einer flog übers Kuckucksnest“ vor allem als der gleichnamige Film von Milos Forman aus dem Jahr 1975, der mit fünf Oscars ausgezeichnet wurde. Hauptdarsteller im Film war Jack Nicholson als Randle P. McMurphy. Die Rolle des McMurphy spielten Tobias Hartmann (Mittwoch) und Markus Hübner (Donnerstag). Durch die teilweise Doppelbesetzung für die beiden Tage gab es sozusagen gleich zwei Premieren hintereinander. Zwei hatten an jedem Tag jeweils eine Rolle, so mimte Ariana Klappert am Mittwoch die Martini – ein hyperaktiver Charakter, voller Lebensfreude mit vielen Halluzinationen – und Donnerstag die Sandra. Florian Tillmann stellte Mittwoch den Sam dar und Donnerstag Billy Bibbit, der sich nach einer Party in der Anstalt das Leben nimmt. Doctor Spivey (Danny Bedi) und Candy Star (Johanna Heinrich) sowie Pfleger Turkle (Franziska Heinrichs) durften an beiden Tagen ihre Rolle spielen.



Felix Draube ist Deutsch- und Geschichtslehrer am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) und zeigte sich wieder als kreativer Regisseur. Schon vor zwei Jahren konnte sein damaliger Literaturkurs mit „Die zwölf Geschworenen“ überzeugen. DBG-Schulleiter Frank Mistler fand, er habe damit schon die Latte sehr hoch gelegt, aber auch diesmal wieder mit seinem Kurs mehr als begeistert. Die 26 Schüler probten ab Februar nicht nur in den zwei wöchentlichen Kursstunden, sondern auch noch jeden Mittwoch von 18 bis 22 Uhr. „Am Pfingstwochenende haben wir fast in der Halle gewohnt“, so Draube, der sichtlich stolz auf seine jungen Darsteller war. Die setzten das Stück hervorragend um.

[ Neuzugang Randle P. McMurphy (hier: Tobias Hartmann) legt sich mit Schwester "Miss Ratched" (hier: Anna Heuschen) an. Er lässt sich ungern bevormunden und bringt er die sadistisch veranlagte Oberschwester fast zur Weißglut. Doch letztendlich sitzt sie am längeren Hebel.]

Gleich zu Anfang wurde klar, dass es zu einem Machtkampf kommen würde. Um einer Gefängnisstrafe zu entgehen, ließ sich Randall Patrick McMurphy in eine psychiatrische Anstalt einliefern. In der Anstalt findet er ein menschenverachtendes System vor, das die kaltherzige und machtbesessene Oberschwester Ratched aufgebaut hat. Die Methoden, mit denen die Insassen ruhig gestellt werden, sind äußerst dubios. McMurphy rebelliert dagegen, fordert die Verschiebung der Fernsehzeiten um ein Baseball-Spiel sehen zu können und setzt so manches Glücksspiel mit seinen Mitpatienten an. Er hebelt das starre Regelwerk immer wieder aus. Die Rache der Schwester Ratched bleibt nicht aus – McMurphy wird einer Elektroschockhandlung unterzogen. Weil aber selbst dies ihn nicht dazu bringt, sich an die Anstaltsregeln zu halten droht sie ihn einer Lobotomie – einer Gehirnoperation, bei der die Gehirnlappen durchtrennt werden – zu unterziehen. Die Mitinsassen wollen ihm zur Flucht verhelfen, denn für sie ist er ein Idol, der Gewinner des Spiels und sie wollen sich nicht damit abfinden, dass er am Ende doch verloren hat. So erstickt der Häuptling Bronden (am Mittwoch grandios dargestellt von Tim Roeske) ihn nach der Lobotomie, denn es wäre nicht im Sinne McMurphys gewesen, so zu leben. Letztendlich hat alles doch einen Sinn, da der Häuptling den Mut findet, zu fliehen und ein neues Leben zu beginnen
 
[Theaterleiter und Literaturkurs-Dozent Felix Draube war sichtlich stolz auf seine Schüler nach der Premiere am Mittwochabend.]

Mit weißer Folie bezogene Stühle ließen den Bühnenraum besonders „clean“ wirken. Die Pfleger in weißen Kitteln und die Patienten im weißen Hemdchen - alles sehr Klinik-steril und authentisch. Sehr gute Beleuchtung, tolle Darsteller, die die Rollen sehr gut umsetzten. Im ersten Teil der Premiere sehr verständlich – im zweiten Teil wurde es teilweise etwas konfus, da die Texte nicht immer gut zu verstehen waren. Doch das machten sie mit Gestik und Mimik wett – besonders Sofie Krakau wirkte als Ruckly wie vollkommen in ihrer eigenen Welt. Im Programmheft hatte der Kurs nicht nur Informationen zum Schriftsteller Ken Kesey, zur Verfilmung mit Jack Nicholson, sondern auch zur „Therapeutischen Gemeinschaft“ und „Lobotemie“ zusammengestellt. Und natürlich zu den einzelnen Rollen inklusive der Besetzung an den jeweiligen Tagen. Und nicht nur ernst ging es zu: Patient Harding erklärte dem Neuzugang McMurphy gleich zu Beginn, dass sie die akut Erkrankten sind und „da auf der anderen Seite sind die chronisch Kranken“ – dabei wies er in den Zuschauerraum.   

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