Bilder: Daniel Beer, Archiv --- Wilfried Holberg will Chef im Bergneustädter Rathaus werden.
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Ich habe großen Respekt vor dieser Aufgabe
Bergneustadt - Wilfried Holberg bewirbt sich als parteiloser Kandidat um das Bürgermeisteramt Im Falle eines Erfolgs möchte er vor allem auf die Wirtschaft zugehen Unterstützung erhofft er sich über die Parteigrenzen hinweg.
Von Daniel BeerBis zuletzt war es nur einem kleinen Kreis bekannt. Sogar meiner Tochter habe ich es erst am Donnerstagmorgen am Telefon erzählt, sagt Wilfried Holberg. Und auch die Kollegen bei der Kunststoff-Initiative Oberberg, wo er Geschäftsführer ist, waren überrascht, als sie von Holbergs Plänen erfuhren, als parteiloser Kandidat für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren.
Am Dienstag hatte die SPD Bergneustadt auf einer Mitgliederversammlung ihre Unterstützung für den 58-Jährigen zugesagt. Damit wurde die Kandidatur spruchreif. Der politische Rückhalt zumindest einer der beiden großen Parteien war eine Vorrausetzung für die Zusage von Holberg: Als Bürgermeister im Rat gegen politische Kräfte zu arbeiten, ist immer zum Scheitern verurteilt. Auch die Grünen haben ihre Unterstützung zugesagt. Die FDP hat sich noch nicht entschieden, doch auch hier hofft Holberg auf positive Signale.
Jetzt fängt die eigentliche Arbeit allerdings erst an. Als parteiloser Kandidat sieht sich Holberg keiner Parteipolitik verpflichtet, hofft aber auf eine Zusammenarbeit aller Beteiligten. Das kann auch ein Signal an die Bürger sein, wenn über politische Grenzen hinweg gemeinsam gearbeitet wird, so Holberg. Große Priorität soll die Wirtschaft genießen. Bergneustadt ist ein Industriestandort. Holberg sagt: Ich werde in die Unternehmen gehen und persönlich die Frage stellen: Was kann ich für euch tun?.
Trotz finanzieller Schieflage der Stadt möchte Holberg im Falle eines Erfolgs ein Bürgermeister sein, der den Menschen sagt, was alles möglich ist. Dafür muss man Visionen haben, sich Dinge überlegen, die im ersten Moment verrückt klingen. Und dann muss man sich Partner zur Umsetzung suchen. Er weiß, dass der Job nicht leicht würde: Ich habe großen Respekt vor dieser Aufgabe. Bergneustadt soll außerdem ein Lebensraum für alle Generationen sein. Wir müssen kommunizieren, was Bergneustadt zu bieten hat, damit die Leute hier hinziehen.
Im November waren der frühere Oberkreisdirektor Heribert Rohr (kennt Holberg seit 45 Jahren) und der Neustädter Unternehmer Andreas Martel mit der Idee der Kandidatur an Holberg herangetreten. Die Frage war: Wer kann Bergneustadt nach vorne bringen, wer hat die Kontakte zur Wirtschaft und wer kann die Menschen begeistern?, umschreibt Martel das Suchraster. So kamen Rohr und Martel schließlich auf ihren gemeinsamen Freund Wilfried Holberg.
Dieser bat zunächst Bedenkzeit, um sich selbst kritisch zu hinterfragen: Habe ich die passenden Fähigkeiten für diesen Job? Er kam zu einem positiven Ergebnis. Erste Gespräche wurden mit der CDU geführt, aber die schickt mit Fabian Middelhoff ihren eigenen Kandidaten ins Rennen. Es waren gute Gespräche mit der CDU, hofft Rohr aber auf einen fairen Wahlkampf.
Über Wilfried Holberg:
Geboren 1955 in Bergneustadt, wuchs er in Kleinwiedenest auf. Er absolvierte ein Fachhochschulstudium und arbeitete bis 1995 beim Oberbergischen Kreis im Vermessungsdienst. Anschließend bis 2005 arbeitete Holberg als freigestellter Gewerkschaftsvertreter im Personalrat der Kreisverwaltung. Nach seiner Zeit als Wirtschaftsförderer der oberbergischen Kunststoffindustrie wurde er 2009 Geschäftsführer der Kunststoffinitiative Oberberg.