JUNGE LEUTE
Auf den Brettern, die viel Spaß bedeuten
Wiehl – Schülerinnen und Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums bringen das Musical „Little Women“ auf die Bühne – Probenbesuch in der Wiehltalhalle – Tickets für die Aufführungen erhältlich.
Von Lars Weber
„Das muss mehr flirty rüberkommen!“ Regisseur und Lehrer Christoph Berg ist aus seinem bequemen Regiesessel aufgestanden und steht an der Bühne in der Wiehltalhalle. Auf dieser lauschen die Darstellerinnen und Darsteller der neusten Musicalproduktion des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums aufmerksam -und in diesem Fall mit breitem Grinsen - den Anweisungen Bergs. Es geht um Timing, um Bewegung, um die richtigen Standorte auf der Bühne und manchmal muss der Lehrer den Schülern eben auch ein bisschen Nachhilfe in Sachen Flirten auf der Bühne geben. Das gemeinschaftliche Lachen kommt da wie von selbst und kennzeichnet generell die gelöste Arbeitsatmosphäre an diesem Probenachmittag. Dabei wird es langsam ernst für das Team: Die Aufführungen von „Little Women“ finden im April statt.
Die Musicaltradition am DBG reicht Jahrzehnte zurück. Nach einem kleinen Bruch werden seit 2013 wieder jedes zweite Jahr Musicals von den Schülerinnen und Schülern einstudiert und auf die Bühne gebracht – unter Mithilfe des Orchesters, es gibt also Livemusik zum Gesang der Darsteller, hinzu kommt aufwendige Bühnentechnik. Um das auch finanziell zu stemmen, gibt es für das Projekt jede Menge Unterstützer, von regionalen Unternehmen oder Vereinen über die Stadt bis hin zu privaten Spenden. Insgesamt – inklusive der Schüler, die hinter den Kulissen helfen – sorgen rund 80 Beteiligte dafür, dass im April vier Aufführungen über die Bühne gehen können, erzählen Annette Blecher (musikalische Leitung) und Claudia Korbel (zuständig für Kostüme und Maske). „Jeder Einzelne ist Teil des Teams!“ Bei dem Probenachmittag nicht dabei ist an diesem Donnerstag Andrea Stangier, die sich die Choreografien für die Tänze ausdenkt.
Nachdem vor zwei Jahren „Der kleine Horrorladen“ für Gänsehaut sorgte, hat sich das Musicalteam dieses Mal das Musical „Little Women“ vorgenommen, das auf dem Roman „Betty und ihre Schwestern“ von Louisa May Alcott basiert, der sich aufgrund der aktuellen Verfilmung großer Beliebtheit erfreut. Da das Interesse an den Musicals bei den Schülerinnen größer ist als bei den Jungs, habe sich „Little Women“ angeboten, so Blecher. „Dort gibt es viele starke Frauenrollen.“ Was das Engagement der Schüler nicht schmälern soll, jede männliche Rolle ist immerhin doppelt besetzt.
[Foto: Lars Weber --- Das Lehrerteam für die Musicalproduktion (v.li.): Claudia Korbel, Annette Blecher und Christoph Berg.]
Die Handlung ist im 19. Jahrhundert angesetzt, passend dazu gibt es aufgrund einer Kooperation mit einem professionellen Theaterbetrieb sogar historisch-authentische Kostüme. Die Themen, die im Stück verhandelt werden, hätten nichts an Aktualität verloren. Es geht um junge Menschen, ihr Heranwachsen, ihre Träume und die Verwirklichung ihrer Wünsche. „Das ist kein Historienschinken“, meint Korbel.
Die Handlung folgt Jo March (Emily Altmann und Malin Lemmer), die eine berühmte Schriftstellerin werden will. Dazu schreibt sie reißerische Theaterstücke über Ritter und Burgfräulein, die den Geschmack ihres Publikums nicht immer treffen. Jo und ihre Schwestern wachsen mit ihrer Mutter und dem Nachbarjungen Laurie auf, gehen auf ihre erste Tanzveranstaltung, verreisen und verlieben sich. Getrübt wird ihre Lebensfreude nur hin und wieder von der griesgrämigen Nachbarin Mrs. Laurence und der alten Tante March.
Die jungen Darsteller hätten selbst erst nicht gedacht, dass sie sich bei der Handlung aus längst vergangenen Zeiten wiederfinden – tun es aber doch, wie Emily Altmann (17, Jo), Mirja Schuster (15, Mrs. Kirk) und Niklas Ahlborn (17, Professor Bhaer) bestätigen. „Ich teile einige Leidenschaften mit Jo, zum Beispiel das Schreiben oder auch die wichtige Verbindung zur Schwester.“ Für sie alle ist das Scheinwerferlicht nicht komplett neu, als sie sich im vergangenen Schuljahr dem Casting für „Little Women“ stellten. Emily machte schon im „Horrorladen“ mit, Mirja engagiert sich in der Kulturwerkstatt in der Gummersbacher Halle 32 und Niklas hat auch schon Auftritte als Solo-Sänger absolviert. Alle drei genießen es, auf der Bühne zu stehen, den Mix aus Schauspielern und Gesang, jemand zu sein, der man im echten Leben niemals sein würde. Nicht alle haben Vorerfahrung. Es sind auch Schülerinnen und Schüler dabei, die das erste Mal Bühnenluft schnuppern, betont Claudia Korbel.
[Niklas Ahlborn und Emily Altmann bei der Dezember-Probe im Kostüm.]
Seit Beginn des Schuljahres laufen die Gesangs-, Schauspiel- und Orchesterproben. Jede Woche geht es für die Darsteller in die Halle zur Probe, dazu kommen individuell abgesprochene Trainingseinheiten für den Gesang, ein dreitägiges Probenwochenende und so manche Überstunde, wenn die Aufführungen kurz bevorstehen. Emily und Niklas, beide vor dem Abitur, geben zu, dass das schon eine Herausforderung ist. Aber eine, die sie keinesfalls missen möchten. Denn: Die gemeinsame Erfahrung hat den Cast ordentlich zusammengeschweißt. „Die Proben sind immer so witzig, wir haben so viel Spaß, und man lernt jede Woche was“, sagt Niklas.
Das sieht auch Regisseur Berg so, der einst im Extrachor in der Kölner Oper gesungen hat und Musik und Gesang auch studiert hat. „Die Schüler sind nicht nur gut vorbereitet jede Woche. Egal, wie gestresst hier alle ankommen, wird jede Probe zu einem Erfolgserlebnis. Es ist so eine Freude, mit allen zu arbeiten“, lobt der Lehrer. Die Einheit ist auch bei der Probe zu spüren. Der Umgangston von Berg mit den Schülern ist locker, die jungen Darsteller freuen sich über jede Anmerkung. Überall werden immer wieder die Köpfe zusammengesteckt, gekichert und gelacht – so macht Arbeiten Spaß.
[Foto: Lars Weber --- Regisseur Christoph Berg gibt Mirja Schuster (vorne, v.li.), Emily Altmann und Niklas Ahlborn ein paar Tipps. Bei der Probe im Januar wurde auf Kostüme verzichtet.]
Der Spaß soll sich Anfang April dann bei vier Aufführungen auf das Publikum übertragen. Gespielt wird am Donnerstag und Freitag, 3. und 4. April, um jeweils 18 Uhr sowie am Samstag und Sonntag, 5. und 6. April, um jeweils 15 Uhr in der Wiehltalhalle. Tickets sind bereits im Sekretariat des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums für 10/15 Euro zu bekommen, außerdem an der Kasse vor den Aufführungen.
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