JUNGE LEUTE
„Das Okay reicht nicht aus“
Engelskirchen – Heute präsentierten sich an der Sekundarschule im Walbachtal Ausbildungsbetriebe etlicher Branchen, um Nachwuchs „auf Augenhöhe“ zu begeistern.
Von Leif Schmittgen
Die Premiere im vergangenen Jahr war offensichtlich so erfolgreich, dass noch während der Erstauflage des Berufswahlparcours an der Sekundarschule im Walbachtal der Termin für die Wiederholung fixiert wurde - mit einer noch größeren Bandbreite als 2023. Vertreter von 15 Firmen, vom Pflegedienst über das Großunternehmen bis hin zum kleinen Handwerksbetrieb stellten sich heute dem Dialog mit den den Schülern der 9. und 10. Klasse, dem ihnen Berufsperspektiven aufzuzeigen und sie für Praktika oder eine Ausbildung zu begeistern.
[Ganz praktisch war die Nachwuchsakquise gestaltet, um für den jeweiligen Ausbildungsberuf zu werben.]
Durchgeführt wurde die Veranstaltung in Kooperation der Vereinsinitiative „ok ausbildung“, die sich mit ihren Mitgliedsbeiträgen aktiv für die Vermittlung der Ausbildung engagiert. Deren Vorsitzender Wilfried Holberg wurde konkreter und beschrieb das Engagement des „ok“. Man verstehe sich als ein Arm der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) und fungiert mit dem Angebot als „verlängerte Werkbank“ der Teilnehmer. Wie wichtig die Akquise von qualifiziertem Nachwuchs ist, verdeutlichte Ausbilder Peter Wurth von der Firma Kampf. Am Wiehler Standort des auf Schneid- und Wickeltechnik spezialisierten Unternehmens sind gut 500 Mitarbeiter beschäftigt und man ist händeringend bemüht, diesen Schnitt zu halten. „Wir sehen uns inzwischen einmal monatlich“, berichtete der Ausbilder von regelmäßigen Treffen der Protagonisten, die um Auszubildende buhlen. „Mehr können wir nicht tun“, beschrieb Wurth das Engagement seines Betriebes, auf zahlreichen Ausbildungsmessen sowie - ständig auch digital - auf sämtlichen Sozialen Kanälen präsent zu sein.
Am Ende eines Praktikums stellt Wurth bei seinen Schützlingen jeweils die Frage nach der Qualität und der Zufriedenheit. „Das Okay reicht nicht aus, sondern die Schüler müssen begeistert sein“, so sein Wunsch. Deshalb sieht er sich auch nicht als Konkurrenten zu Mitbewerbern, die namentlich gleiche Berufe anbieten, aber vielleicht anders spezialisiert sind. Umso wichtiger sei deswegen das praxisnahe Angebot vor Ort. Am Kampf-Firmenstand befindet sich Azubi Dylan Weidmann, auch vom Alter her mit den Schülern auf Augenhöhe, für alle Fragen zur Verfügung und leitet die Interessierten an der „Werkbank“ praktisch an. So können die Schüler direkt ihre beruflichen Talente und Neigungen austarieren und sich gegebenenfalls umorientieren. Das nächste Unternehmen ist nur ein Stand weiter präsent und wirbt nach gleichem Prinzip.
[Wilfired Holberg (hinten Mitte) freute sich mit den übrigen Protagonisten von Schule und Unternehmen über das rege Interesse bei der Schülerschaft.]
Ganz unvorbereitet gehen die Jugendlichen nicht in die Gespräche und Übungen. Sie sind im Unterricht auf den Berufswahlparcours vorbereitet worden. „Hier können die Schüler testen, ob die Berufe mit ihren theoretischen Berufswünschen übereinstimmen“, nannte die Schulleiterin Claudia Lengen-Mertel einen Grund, warum man sich an der Sekundarschule für dieses Format begeistert. Haben die jungen Menschen den passenden Ausbildungsberuf gefunden, geben die Lehrer Tipps, in welchen Fächern man sich besonders anstrengen soll, um das nötige Anforderungsprofil auf dem Abschlusszeugnis auch zu erfüllen. Zwei Praktika absolvieren die Jugendlichen an der Sekundarschule während der letzten beiden Schuljahre, die Veranstaltung dienst somit als zusätzliche Orientierungshilfe.
Erstmals ist auch die Engelskirchener Gemeindeverwaltung mit einem Stand vertreten, genauso wie die OVAG. Der Fachkräftemangel macht sich beim Verkehrsunternehmen besonders bemerkbar. Man lässt nichts unversucht und hat sogar einen Bus mit auf das Schulgelände gebracht, um für die Ausbildung zu werben. Die Ergebnisse der Personalakquise seien zwar laut Holberg nicht messbar, das Engagement seines Vereins aber sei seit 2006 ungebrochen, um jungen Menschen die Option der dualen Ausbildung schmackhaft zu machen.
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