JUNGE LEUTE
Eine praxisnahe Generalprobe
Gummersbach - Beim Klinikum Oberberg haben Azubis für zwei Wochen die Stationsleitung der Neurologie übernommen und werden auch auf ihre Prüfung im Sommer vorbereitet.
Von Leif Schmittgen
Ganz neu ist die Idee der Stationsleitung durch Nachwuchs nicht, räumte Jonas Schütter von der internen Pflegeschule des Klinikums Oberberg heute Morgen ein. Aus anderen Berufsfeldern hat der Initiator das Modell auf sein Haus adaptiert und im vergangenen Jahr erstmals auf der Waldbröler Kardiologie den Prüfungsjahrgang der Pflegeschüler in den Stationsbetrieb integriert. Das Projekt kam bei den examinierten Kräften ebenso gut an wie bei den Pflegeschülern und stand somit nun erneut auf dem Stundenplan.
„Die Azubis fügen das zusammen, was die in gut zwei Jahren gelernt haben“, sagt Bereichsleiterin Carina Ohm. Und dabei sind die 40 jungen Menschen während der Stationsleitung mancher Herausforderung begegnet, die sie im Vorfeld gar nicht so auf dem Schirm hatten. „Es war anfangs interessant zu erfahren, auf wie viele Dinge man achten und koordinieren muss“, meint Schüler Ben Woermann nach nunmehr einwöchiger Praxiserfahrung. Neben der körperlichen Pflege der Patienten müssen unter anderem Dienstpläne für den Schichtbetrieb erstellt und geändert werden, wichtig sei auch die Erfahrung, wie man welche Infusionsnadel ansetzt und Medikamente verabreicht.
Die anfängliche Nervosität ist inzwischen einer gewissen Routine gewichen. Das neue Modul dient laut Ausbildern auch als praxisnahe Generalprobe für die Prüfung im Sommer, denn diese läuft nach sehr ähnlichem Schema ab. Dabei sind die Nachwuchskräfte zunächst auf sich allein gestellt, nur wenn etwas schiefzulaufen droht, korrigieren die erfahrenen Ausbilder, wie die Gesundheits- und Krankenpflegerin Lina Miglionico-Pleschka.
Offensichtlich begeistert von der Aktion ist Patientin Gertrud Klein, die seit Sonntag auf der Station weilt. „Ich fühle mich hier rundum gut versorgt“, freut sie sich über so viel Aufmerksamkeit. Denn schließlich herrscht auf der Neurologie derzeit ein „Luxusproblem“. Die Nachwuchskräfte und das Stammpersonal betreuen zurzeit 30 Patienten.
Positivwerbung gibt es auch von den jungen Protagonisten: „Wir sind Feuer und Flamme“, sagt Elisa Klein kurz und prägnant nach der Frage ihrer Eindrücke. Worte, die beim Stammpersonal gut ankommen, denn in erster Linie gehe es darum, die hauseigenen Azubis nach ihrem Examen in ein hausinternes Beschäftigungsverhältnis zu übernehmen. „An Nachwuchs mangelt es uns nicht, allerdings möchten wir ihn auch hierbehalten“, beschreibt Carina Ohm die Bemühungen ihres Arbeitgebers, die Ausbildung möglichst attraktiv zu gestalten. Zudem soll nach der Generalisierung der Pflegeberufe vor einigen Jahren der Abwanderung in andere Fachrichtungen präventiv entgegengewirkt werden. Eine Neuauflage der Stationsleitung beim kommenden Prüfungsjahrgang steht bereits jetzt fest.
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