JUNGE LEUTE
Endlich Idyll, endlich Lernort
Waldbröl – Mit vereinten Kräften haben Nabu, Schulen, Kindergartenkinder und die Stadt aus dem Wiedenhofteich einen Ort der Begegnung gemacht.
Von Lars Weber
Der Ententeich im Wiedenhofpark war ziemlich wild, als auf Initiative des Umweltausschusses das Ziel gesetzt wurde, den Ort endlich wieder aus der Vergessenheit zu holen und erlebbar zu machen. Heute ist der Abschluss dieses Projekts gefeiert worden – und der Ententeich ist noch immer wild. Bloß ist dies nun im besten Sinne gemeint. War es rund um das Gewässer vorher dunkel, etwas schmuddelig und das Areal teils von Pflanzen überwuchert, die dort gar nicht hingehörten, ist es nun nach einem Rückschnitt hell, aufgeräumt und die Natur, darunter 140 neue Pflanzen, darf sich entfalten. „Die Natur liebt Unordnung“, sagte Reiner Stegemann vom Waldbröler Nabu, der das Projekt von Anfang an eng begleitet hatte. Das ausgegebene Ziel ist erreicht worden – und das dank eines gemeinsamen, generationenübergreifenden Kraftakts.
Bürgermeisterin Larissa Weber (Foto, zusammen mit Christian Brand, Geschäftsführer der KSK-Stiftung) betonte dies bei der Vorstellung des „neuen“ Teichs besonders. Vorher habe es dort „schlimm“ ausgesehen. „Eigentlich wollten nicht mal die Enten hierhin.“ Dann ist der Wandel ins Rollen gekommen. „Das fantastische Projekt ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn Klein und Groß die Dinge selbst in die Hand nehmen. Hier ist ein Lernort entstanden, auch für die nächsten Generationen.“
Neben dem Bauhof der Stadt und dem Nabu hatten Kinder der 3. und 4. Klasse der Grundschule Wiedenhof und Jugendliche aus der Stufe 7 von der Roseggerschule die Ärmel hochgekrempelt und teils die Wathosen angezogen, um aufzuräumen und dem Ort im wahrsten Sinne des Wortes mit der Pflanzung von Seerose, Seekanne, Tannenwedel oder Pfeilkraut, Bachminze oder Schwertlilie neues Leben einzuhauchen (OA berichtete). „Gemeinsam sind wir stark, daran sollte man denken, wenn wir uns den Teich anschauen“, so Bürgermeisterin Weber. Sogar die Nachbarn seien laut Stegemann im Laufe des Projekts auf den Nabu zugekommen und haben angepackt. Die Arbeit aller habe auch bereits erste Früchte getragen. Die Pflanzen hätten teils schon geblüht und er habe mehr Libellenarten gesehen als zuvor. Die Artenvielfalt befindet sich sozusagen auf der Überholspur.
Neben der Entfernung des nicht heimischen Bewuchses und Gehölz, dem Aufräumen und den Neuanpflanzungen wurde zuvorderst eine kleine Halbinsel hergestellt, um den Zugang zum Gewässer zu ermöglichen. „2020 gab es noch ein Budget dafür, den Teich einzuzäunen“, erinnerte Rudolf Bergen, Klima- und Mobilitätsmanager bei der Stadt Waldbröl. Statt eines Zauns sei der Ort nun erlebbar, die Besucher können nah ran, und sich Pflanzen, Tiere und Insekten anschauen. Zwei Infotafeln (Foto) zeigen die Flora und Fauna vor Ort. Weitere Beschilderungen weisen auf die eigene Sicherheit hin und auf die Sicherheit der tierischen Bewohner. Heißt: Die Enten bitte nicht füttern. Die Schüler hatten auch an den Schildern mitgearbeitet.
Auch der Aggerverband war vor Ort tätig und kümmerte sich um die Sanierung des Bachlaufs des Wiedenhofbachs (Foto). Dieser fließt nun wieder sanft plätschernd Richtung Zentrum. Dort trifft er am Merkurareal auf den Waldbrölbach. Noch sei er dort komplett verrohrt. Wie Bürgermeisterin Weber verriet, soll ein Stück des Wiedenhofbachs aber im Zuge der Arbeiten im Merkurareal freigelegt werden. Am Teich sei weiter der Zu- und Ablauf des Wassers neu geregelt worden, um einen besseren Wasseraustausch zu ermöglichen.
Abgerundet wird das Projekt mit zusätzlichen Sitzgelegenheiten. Statt zwei Bänke stehen nun vier rund um den Teich. Auch eine Seniorenbank wurde angeschafft. Hinzu kommt ein Sitzkreis aus Baumstämmen – der Unterricht unter freiem Himmel kann kommen. Insgesamt 20.000 Euro hat die Aufwertung gekostet, außerdem 4.000 Euro für Beschilderungen, die die KSK-Stiftung übernommen hat. Bürgermeisterin Weber dankte zudem der evangelischen Kirche, der das Gelände gehört.
[Die Kinder des Kindergartens Sonnenstrahl freuen sich, dass sie jetzt bis ans Wasser dürfen (oben), Malte (13) von der Roseggerschule schaut sich an, welche Tierchen er im Wasser entdecken kann.]
Unterstützt haben auch der evangelische Kindergarten Sonnenstrahl, der sich auf viele Ausflüge zum Teich freut, sowie die Treckerfreunde vom Team Bech. Mit deren Spende wurden Fledermausnistkästen angeschafft, außerdem ein spezieller Detektor, der die Tiere hörbar macht. Mindestens zwei Arten seien bereits am Teich heimisch, so Stegemann, die Wasser- und die Zwergfledermaus. Die Fledermausforschung gehört zu jenen Dingen, die man auch mit den Schülern künftig machen kann.
Fertig ist das Projekt streng genommen eigentlich nicht. „Es gibt immer etwas zu tun“, sagte Stegemann. Bei der Pflege möchte die Roseggerschule kräftig unterstützen und eine Patenschaft übernehmen, so wie sie es einst schon einmal gab, sagte Konrektorin Kerstin Claus-Ising. Welche Jahrgangsstufe aktiv werden wird oder ob es eine AG geben wird, sei noch nicht entschieden. Fest steht dagegen, dass die Schüler voraussichtlich im Frühjahr noch einen Barfußpfad anlegen möchten. Die Planungen laufen.
[Als Kind habe er einst selbst am Teich gespielt, erinnerte sich Rudolf Bergen, Klima- und Mobilitätsmanager der Stadt Waldbröl. Nun hat er die Aufwertung eng begleitet.]
Alle Beteiligten freuen sich nun auf viele Besucher des neuen Areals. Damit ein Ausflug zum Wiedenhofteich gelingt, hat Rudolf Bergen neben all der Arbeit vor Ort noch ein wenig digitale Arbeit geleistet und den Wiedenhofteich als Ort bei GoogleMaps hinterlegt. „Wir freuen uns über Bewertungen.“
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