JUNGE LEUTE

GEW über Schulöffnungen: „Ein Himmelfahrtskommando!“

lw; 16.03.2021, 15:14 Uhr
Symbolfoto: Elchinator auf Pixabay
JUNGE LEUTE

GEW über Schulöffnungen: „Ein Himmelfahrtskommando!“

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lw; 16.03.2021, 15:14 Uhr
Oberberg – Die ersten Tests für die Schüler sollen bald bei den Bildungseinrichtungen ankommen – Sorge wegen steigender Infektionszahlen – Gewerkschaft kritisiert Land scharf.

Von Lars Weber

 

Alles andere als glatt ist der Start in den Wechselunterricht an den weiterführenden Schulen im Oberbergischen gelaufen. Nicht nur kassierte das Land den Vorstoß einiger Schulen und des Kreises, den Präsenzunterricht für die Klassen 5 bis 10 angesichts einer steigenden Inzidenz über 100 auszusetzen (OA berichtete). Auch die Tests für die Schüler sind inzwischen höchstens vereinzelnd angekommen. Schließlich sollten die Pakete laut NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer erst heute auf den Weg gebracht werden, also einen Tag nach dem Wiederbeginn des Präsenzunterrichts für viele Schüler. Die Schulen sind verärgert und sorgen sich nicht nur um die Gesundheit von Schülern und Lehrern, sondern befürchten noch dazu explodierende Infektionszahlen.

 

Zu den Schulen, die sich an den Kreis gewandt hatten, um den Start des Wechselunterrichts zu stoppen, gehörte auch das Gummersbacher Lindengymnasium. „Wir machen uns große Sorgen“, sagt Leiterin Beatrix Will auf Nachfrage. Diese betrifft zum Beispiel den Abiturjahrgang. Die erste Prüfung soll am 23. April geschrieben werden. „Je mehr Kontakte, desto größer die Ansteckungsgefahr. Wenn eine weitere Quarantänephase kommt, wird es für die Schüler sehr schwierig.“ Natürlich brauchten die Schüler die sozialen Kontakte. Aber aus Lehrersicht lief der Distanzunterricht gut. Und er war in Zeiten von steigenden Infektionszahlen sicher.

 

 

Die ersten Testreihen für die Schüler sind für Donnerstag terminiert. Die nächsten Schüler kommen Montag dran. Jeder Schüler soll vor den Osterferien einmal getestet werden. Wie sinnvoll dieses Vorgehen ist, das stellt Will infrage. Ist ein Test positiv, müsse der Schüler von den Eltern abgeholt werden, die über einen Arzt den PCR-Test veranlassen müssen. Erst dann, wenn dieser ebenfalls positiv ausfalle, wird das Gesundheitsamt eingeschaltet. Will ergänzt, dass viele Kollegen sich auch nicht wohlfühlten, die jüngeren Schüler bei den Selbsttests anzuweisen. Verpflichtend sind die Tests für die Schüler nicht, Eltern können ihnen widersprechen. Am Freitag, 26. März, ist der letzte Schultag vor den Ferien. Die Zeit bis dahin gelte es jetzt zu überstehen. „Ein Anruf vom Gesundheitsamt kann aber jederzeit kommen.“

 

Eine behutsame Strategie der Schulöffnung praktiziert das Bergische Berufskolleg Wipperfürth und Wermelskirchen in Trägerschaft des Kreises. Dort sind laut Schulleiter Thilo Mücher seit dem 22. Februar nach und nach die Abschlussklassen wieder in die Präsenz gekommen. Bislang seien 100 bis 150 Schüler in dieser Rotation. Insgesamt habe die Schule fast 600. Erst, wenn wirklich Tests vorliegen, soll es mit der Öffnung weitergehen. Die Strategie wurde auch mit dem Kreis abgesprochen.

 

Das Berufskolleg musste seit der Öffnung im Februar auch schon mit zwei Quarantäne-Situationen umgehen. „Wir wollen einfach nicht zur weiteren Verunsicherung beitragen und behutsam vorgehen“, sagt Mücher. Er macht aber auch klar, dass man sich den Vorgaben des Landes nicht widersetzen kann. Die Teststrategie aus Düsseldorf sei klar. Jeder Schüler sollte einmal bis zu den Ferien getestet und in der Schule gewesen sein. „Dagegen können auch wir uns nicht sperren.“

 

Jana Koch, stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft [Foto: GEW NRW], macht klar, was sie von dem Start des Wechselunterrichts an weiterführenden Schulen hält: „Das ist ein Himmelfahrtskommando“. Die späte Lieferung der Tests, nur einer für jeden Schüler bis zu den Osterferien: „Das ist ziemlich mau, und es als große Sicherheit zu verkaufen ist lächerlich“. Sie versteht nicht, warum das Land nicht offener auf die Anfrage aus dem Oberbergischen Kreis zur Aussetzung reagiert hat. Es gebe mal wieder keinen Plan B, so Koch. "Ich bin gespannt, wie sich nun die Zahlen entwickeln", sagt sie.

 

So sieht es an Grund- und Förderschulen aus

 

Die späte Lieferung und die Menge der Tests ist laut Jana Koch von der GEW auch ärgerlich, weil für die Lehrer an weiterführenden Schulen noch keine Impfungen vorgesehen waren. Anders als an Grund- und Förderschulen. Durch die Aussetzung der Impfungen mit AstraZeneca gebe es dort nun auch Probleme. Noch längst nicht alle der Lehrer hätten die ersten Impfung bekommen. „Jetzt gibt es für sie weder eine Impfung, noch gibt es Tests für die Schüler“, sagt Koch. Zudem befürchtet sie, dass die Diskussionen um den Impfstoff weitere Konsequenzen haben könnte. „Bislang war die Impfbereitschaft der Lehrer sehr hoch. Ob das nun so bleibt, steht in den Sternen.“

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KOMMENTARE

1

Auch hier: Verantwortungslosigkeit der Politik! Es wird sehr deutlich, dass die Politiker*innen die Bevölkerung nicht ernst nimmt und damit den Erhalt der Gesundheit und des Lebens auf's Spiel setzen - ja es ist ein "Himmelfahrts-kommando"! Doch Lehrer*innen und Schüler*innen haben die Möglichkeit sich zu verweigern - und wenn es viele wären, wäre der Erfolg sicher!

Cornelia Lang, 16.03.2021, 16:14 Uhr
2

Schulöffnungen ohne Argumente als "Himmelfahrtskommando" zu bezeichnen ist unsachliche Panikmache. Die Schulen hatten ein Jahr Zeit, sich mit Hygienekonzepten und Schutzmaßnahmen auf den Präsenzunterricht einzustellen. Einfach dichtmachen ist keine Lösung, da könnte Frau Koch gerne ein wenig kreativer sein. Mit Schwarzmalerei und Worst-Case-Szenarien ist niemandem geholfen. Frau Koch versetzt sich nicht in die Lage der Schülerinnen und Schüler, die unter den psychischen Folgen des Lockdowns - Isolation, Bewegungsarmut, Bildungsdefizite usw. - zu leiden haben, sondern betreibt auf durchschaubare Weise Lobbyismus für das Lehrpersonal. Für dieses mag der Distanzunterricht durchaus vorteilhaft sein, jedoch nicht für die Kinder, Jugendlichen, die unter den Einschränkungen leiden müssen.

Lars Busch, 16.03.2021, 16:30 Uhr
3

@ Lars Busch: ISOLATION? Welche*r Schüler*in isoliert sich? Isolation ist ein reales Problem für Vorerkrankte und Ältere! BEWEGUNGSARMUT? Die gibt es sich unter jüngeren Menschen, aber doch wohl nicht wegen Corona! BILDUNGSDEFIZITE gibt es für diejenigen, die schon vor Corona aufgrund einer unsozialen, ausgrenzenden Politik bestehen / bestanden - ganz sicher werden diese durch einen die Schüler*innen gefährdenden und an der Realität nicht angepassten Unterricht nicht weniger.

Cornelia Lang, 16.03.2021, 17:12 Uhr
4

Guten Tag
Also ich seh das etwas anders von meiner Lebensgefährtin der Sohn ist 12 und war heute das erste mal wieder in der Schule davor ging es sehr gut über das Internet wenn Er fertig war mit seinen Sachen ist er raus gegangen und ist erst Abends wieder gekommen es Liegt auch ein Teil an den Eltern man muss den Kindern klar machen das Corona kein Spiel ist und da wir auch die Mutanten von Corona haben der macht auch kein Halt vor unsere Kinder mann hätte die Schulen bis zu den Osterferien zu lassen können und den Verlauf von Corona Mutanten beobachten können anstatten die Kinder in Gefahr zu bringen Wir sind ein Land wo eigentlich das Internet sehr gut ist es gibt andere Länder wo das nicht der Fall ist Es sind Viele Menschen an Corona gestorben Mann muss auch mal einen Punkt setzen.

, 16.03.2021, 18:45 Uhr
5

Dem Kommentar 2 kann ich nur voll zustimmen. Viele haben sich mittlerweile tatsächlich angewöhnt, ohne Argumente einfach Panik zu machen, ohne jegliche sachliche Begründung. Einzelhandel, Restaurants usw. sind doch auchbin der Lage, Hygienekonzepte zu entwickeln.

Rainer, 16.03.2021, 18:47 Uhr
6

Wir leiden ALLE unter den Einschränkungen! Doch da müssen wir nun mal durch.
Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation! Das kann man selbst den Kleinsten erklären.
Die Grundschulkinder, mit welchen ich arbeite, sind so toll und verständig! Viele Eltern sind kreativ und das sind nicht die, die ihre Kinder bedauern!
Ich arbeite als pädagogische Fachkraft in einer OGS. Ich mag die Kinder und meine Arbeit. Jeden Tag habe ich ein wenig Angst, angesteckt zu werden. Leider ist mein Impftermin für morgen, gestern storniert worden.
Ich ertappe mich immer häufiger dabei, mich zu fragen, was die Menschen in den Flüchtlingslagern oder in den Krisengebieten zu unseren - ich nenne es mal Wohlstandsproblemen wie Bewegungsarmut ( ???!!! ) - sagen würden?

Bibi, 16.03.2021, 18:57 Uhr
7

Voraussetzung für Schulöffnung ist die Teststrategie. Das heißt das die Kinder die zuvor auf engstem Raum im Bus transportiert wurden sich im Klassenraum, unter Beobachtung der Mitschüler und einer Lehrkraft, ein Stäbchen in die Nase stochern. Danach mindestens 15 Minuten warten um das Ergebnis abzulesen. Es wird geraten dies gestaffelt durchzuführen, damit nicht alle gleichzeitig die Maske abziehen. Wenn das Ergebnis positiv ist wird bis zur Abholung zu einer altersangemessenen Separierung geraten. Hört sich das für irgendwen nach psychologisch dringend notwendiger und sinnvoller Schulöffnung an? Für mich nicht. Warum lässt man nicht die Tests am Morgen zu Hause im geschützten Raum durchführen. Und dort wo es dahingehend Probleme gibt, findet man begleitete Lösungen in der Schule.

DC , 16.03.2021, 19:35 Uhr
8

Wie begründet der ganz offensichtlich völlig beratungsresistente Herr Laumann sein gestriges Verbot von Schulschließungen im Kreis? Seine Motivation scheint mir nicht aus der Sorge und der Verantwortung für uns Bürger*innen zu kommen.
Ich liste hier mal offizielle 7-Tage-Inzidenz in Oberberg seit dem 03.03.2021 auf:
16.03. 118,4
15.03. 104,8
14.03. 116,2
13.03. 108,1
12.03. 107,7
11.03. 105,1
10.03. 97,0
09.03. 119,1
08.03. 119,8
07.03. 116,2
06.03. 100,3
05.03. 92,6
04.03. 94,1
03.03. 83,8

Thomas Döpp, 16.03.2021, 21:52 Uhr
9

meinen allergrößten Respekt vor den Abiturienten, die unter diesen Bedingungen ihr Abitur absolvieren müssen. Ganz viel Erfolg für die Prüfungen, ihr schafft das!

AC, 16.03.2021, 22:16 Uhr
10

@Cornelia Lang. Welchen schülergefährdenden Unterricht meinen Sie? Die größte Gefahr ging doch lange Zeit von den Lehrern aus, die nicht zuletzt aufgrund gewerkschaftlichen Lobbyismus von Schutzmaßnahmen (Maske tragen, Abstand halten) im Lehrerzimmer ausgenommen waren. Im Kollegium der Schule meines Sohnes gab es im November fünf Infektionen unter Lehrkräften. Die Kinder wurden allesamt negativ getestet, mussten aber 2 Wochen lang in Quarantäne. Finden Sie es richtig, die Kinder als potenzielle Superspreader zu stigmatisieren, damit zu isolieren und ihrer Teilhabe und Bildungschancen zu berauben?

Lars Busch, 17.03.2021, 08:16 Uhr
11

Die Schulen sind seit Wochen geschlossen.
Trotzdem gehen "die Zahlen" wieder durch die Decke.
Eins ist doch klar- in Schulen, Restaurants und Geschäften hat sich mal keiner angesteckt.

Öffnet die Welt wieder mit den bisherigen Konzepten, erweitert sie mit neuen Erkenntnissen. Verstärkt von mir aus die Kontrollen.

So wird man auch die Ansteckerei im verborgenen Privaten auflockern. was sollen die Menschen denn alle machen die nirgends hin können.
Mittlerweile freut man sich wie ein Kleines Kind wenn man im Kramsladen um die Ecke "einen Termin hat"

Carsten E., 17.03.2021, 08:56 Uhr
12

@ Lars Busch: Die Lehrer*innen wurden geimpft, weil sie zu den aufgrund ihrer vielen Kontakte, z.T. auch wegen ihres Alters, zu den überdurchschnittlich gefährdeten gezählt werden. Die Gefährdung der Schüler*innen besteht aufgrund der Schulöffnungen - besonders des Präsenzunterrichts - bei dramatisch ansteigender britischer Mutante, von der die Gefahr schwerer Erkrankungen auch bei jungen Menschen besteht. Mir ist nicht bekannt, wer Kinder als potenzielle Superspreader stigmatisiert. Es freut mich, dass Sie die übrigen von mir erklärten Punkte unter 3 offensichtlich verstanden haben.

Cornelia Lang, 17.03.2021, 16:41 Uhr
13

Unsere Kinder werden zu ersten mal am letzten Freitag vor den Ferien in den jeweiligen Schulen getestet. Das ist dann natürlich auch der erste Test. Und dann schöne Ferien.

Michael, 17.03.2021, 17:58 Uhr
14

Die Schulen waren bis zu diesem Montag für die meisten Schüler geschlossen. Die Infektionszahlen können definitiv nicht aus den Schulen kommen. Es entspricht also nicht drt Wahrheit, das die Ansteckungen aus den Schulen kommen. Also sollte es weiter gehen mit Hygienekonzepten und Vorsicht. Auch versuchen die Gemeinden den Schulbusverkehr sehr gut zu organisieren. Ich habe bisher noch keinen überfüllten Bus gesehen. Auch das sollte einmal korrekt beschrieben werden. Dabei sollten vielleicht auch Eltern einmal darauf achten, das ihre Kinder sich auf die Busse gleichmäßig verteilen und nicht alle in den letzten Bus einsteigen lassen.

Rainer, 17.03.2021, 21:02 Uhr
15

Ich bin fassungslos, dass vor Ostern trotz steigender Zahlen Schulen und Kindergärten geöffnet wurden. Es ist wie vor Weihnachten. Ostern ist jetzt auch gelaufen.

Pe, 18.03.2021, 10:06 Uhr
16

@Rainer: Die Schulöffnungen werden den Inzidenzwert ansteigen lassen, weil umgerechnet recht viele Kinder und Jugendliche aktuell von Corona betroffen sind. und das wird über Schulen, Kindergärten usw. verbreitet. Ihr Denksatz ist leider unrichtig. Zudem berücksichtigen Sie nicht die Ausbreitung und Ansteckbarkeit der englischen Mutation.

Pe, 18.03.2021, 12:18 Uhr
17

Warum steigen denn die Zahlen jetzt schon rapide an? Das kann nicht an den Schulöffnungen liegen. Denn diese sind für den Wechselunterticht erst seid 4 Tagen geöffnet. Da kann meine Denkweise nicht so falsch sein.

Rainer, 18.03.2021, 13:24 Uhr
18

@Rainer: Kinder und Jugendliche sind mehr gefährdet und anfälliger für die Mutante B 117. Das beweisen aktuelle Zahlen. Und durch den Präsenzunterricht in Verbindung mit teilweiser Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wird es zu mehr Infektionen kommen. Das rapide Ansteigen der Zahlen hat etwas damit zu tun, dass sich insbesondere Personen unter 50, aber auch Kinder und Jugendliche, verstärkt nicht an die Regeln halten. Und eben auch die Schulen tragen zur Weiterverbreitung bei.

Pe, 19.03.2021, 09:12 Uhr
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