Reichshof – Maurer Aaron Masuch ist Teil der diesjährigen Deutschen Berufe-Nationalmannschaft und mischt in Lyon bei den WorldSkills im Rennen um die Medaillen mit.

Von Lars Weber

 

Teil einer Nationalmannschaft zu sein, ist für die meisten Profisportler das ultimative Ziel. Es zeigt, dass man zu den Besten der Besten gehört, zur Weltelite. Zuletzt jubelte Deutschland „ihrer“ Nationalelf bei der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land zu, und dem „Team D“ bei den Olympischen Spielen und aktuell bei den Paralympics in Paris. Nur wenige wissen, dass sie ihre Deutschland-Fähnchen nach dem Ende der Spiele in der französischen Hauptstadt gar nicht erst einmotten müssen. Denn ab dem 10. September geht es fünf Autostunden weiter südlich bei einer Weltmeisterschaft im französischen Lyon mit spannenden Wettkämpfen weiter. Bei den WorldSkills treten bis zum 15. September aber nicht etwa Sportler an, sondern die besten Fachkräfte der Welt. Mittendrin: Aaron Masuch aus Wildberg in der Gemeinde Reichshof. Er zählt zu den besten Maurern in der ganzen Republik – und möchte nun Gold für Deutschland holen.

 

Um die Dimensionen der alle zwei Jahre stattfindenden WorldSkills einordnen zu können: Insgesamt 1.400 Teilnehmer aus mehr als 70 Ländern und Regionen treten in den Wettstreit um die Medaillen. Sie gehen in 59 Wettbewerbsdisziplinen an den Start. Die WorldSkills Lyon ist die 47. Weltmeisterschaft der Berufe – das laut eigener Beschreibung größte Event zur beruflichen Bildung und Kompetenzentwicklung der Welt. Spitzenfachkräfte aus Industrie, Handwerk und dem Dienstleistungsbereich sind dabei. Für das Team Germany reisen 42 Teilnehmer an, unter anderem IT-ler, Techniker, Elektroniker, Bäcker, Lackierer, Floristen, Fliesenleger, Maler oder auch Schreiner.

 

Und eben auch der 22-jährige Maurer aus Oberberg. Im Gespräch kann er seine norddeutschen Wurzeln zwar nicht verbergen, er wurde in Elmshorn in Schleswig-Holstein geboren. Aufgewachsen ist er jedoch im Reichshof und dachte nach seinem Abschluss an der Gesamtschule Eckenhagen zunächst gar nicht daran, ins Handwerk zu gehen. „Eigentlich wollte ich Informatiker werden, aber nach einem Jahr habe ich gemerkt: Das ist nichts für mich, ich will mich nicht an einen Schreibtisch setzen“, erzählt Masuch. Was nun? Gemeinsam mit seinem Vater geht er Alternativen durch – und bleibt beim Maurer hängen. „Dabei wusste ich zunächst gar nicht, wie vielfältig der Beruf ist.“

 

Bei Arns Bau Massivhaus in Wenden-Hünsborn beginnt er seine Ausbildung. „Hier wusste ich gleich: Das ist mein Beruf! Dass es danach so ausartet, hatte ich aber nicht erwartet“, sagt er mit einem Lachen. Tatsächlich zeigt sich schnell: Masuch hat nicht nur Spaß am Handwerk, sondern beherrscht es auch sehr gut. Seine Ausbildung schließt er mit der Gesellennote 1 bei der Handwerkskammer Südwestfalen ab. Als Kammersieger geht es zur Landesmeisterschaft, 2022 zur Deutschen Meisterschaft. Dort in der Jury sitzen auch die Trainer der Berufe-Nationalmannschaft. „Und ich habe nach meinen Leistungen eine Einladung bekommen“, erinnert sich Masuch.

 

[Planen, zeichnen und zuschneiden gehört zu den Aufgaben dazu.]

 

Ein Selbstläufer zu den WorldSkills wird es aber nicht. Im Gegenteil. Der 22-Jährige muss sich zunächst innerhalb des deutschen Teams über mehrere Ausscheidungen qualifizieren, denn: Nur der Teambeste fährt für Deutschland zur WM. „Das Niveau ist sehr hoch.“ Am Ende setzt sich der Reichshofer durch und löst sein Ticket.

 

Seitdem wird monatlich eine Woche trainiert – in München, in Rostock, auch nach Dänemark reist Masuch. Für seinen aktuellen Arbeitgeber, die A. Kaufmann GmbH in Wenden, und seine Kollegen dort nicht immer einfach. Wenn eine Kraft fehlt, wird es für die anderen schwieriger, so einfach ist die Rechnung. „Die Firma wusste aber von Anfang an Bescheid und ich bekomme alle Unterstützung, die ich brauche.“

 

Eine gute Vorbereitung sei eben nötig, wenn es gegen die besten 23 Maurer der Welt geht, auch die Weltspitze aus China und der Schweiz wird in Lyon dabei sein. „Mit dem Berufsalltag hat das Mauern bei so einem Wettbewerb nicht mehr viel zu tun.“ Vielmehr gehe es darum, „mit Klinker kleine Kunstwerke zu bauen“. Der Schwierigkeitsgrad ist bei den WorldSkills natürlich besonders hoch. Die Maurer bekommen in einer Halle auf dem riesigen Messegelände, wo die Wettbewerbe stattfinden, alle dieselbe Aufgabe: Sie müssen zunächst am Zeichentisch die entsprechenden Pläne anfertigen, dann die Steine passend schneiden und anschließend geht es erst ans Mauern. „Das ist eine ganz andere Liga. Wir arbeiten immer gegen die Uhr.“ Für drei Werkstücke werden sie über vier Tage verteilt 22 Stunden haben. Die Ergebnisse werden von einer Jury selbstredend sehr kritisch beäugt. „Feinheiten werden den Wettbewerb entscheiden“, ist Masuch überzeugt.

 

[Das Mauern ist dann sozusagen die Kür und kann zu solch kunstvollen Ergebnissen führen.]

 

Der 22-Jährige freut sich riesig auf die Zeit in Lyon. Schon einige Tage vorher wird er anreisen, um sich zu akklimatisieren. Untergebracht sein wird er mit den anderen 41 Teammitgliedern in einem Hotel – ein Hauch Olympia. Zeit dafür, seinen Kollegen zuzujubeln, wird Masuch aber nicht haben, da macht er sich keine Illusionen. Die Konzentration müsse hochgehalten werden. Abends noch Party? Das ist nicht drin. „Ich habe anderthalb Jahre dafür trainiert. Ich freue mich darauf, mich mit Leuten zu messen, die dieselbe Leidenschaft teilen wie ich.“ Sein ehrgeiziges Ziel ist klar: „Ich möchte gute Arbeit und eine super Leistung abliefern. Gold will natürlich jeder holen, der dort startet – ich auch.“

 

Egal, wie das Ergebnis am Ende in Frankreich aussehen wird: Masuchs Träume enden nicht in Lyon. In den nächsten Jahren möchte er in seinem Beruf den Meister machen und später einen eigenen kleinen Betrieb führen.

 

Weitere Informationen zu den WorldSkills in Lyon und dem deutschen Team gibt’s hier.