JUNGE LEUTE

Pilotprojekt zum Katastrophenschutz: „Wissen gibt Sicherheit!“

lw; 29.04.2025, 13:30 Uhr
Fotos: Lars Weber --- Diskutierten über Selbstschutz im Katastrophenfall (v.li.): Kreisbrandmeister Julian Seeger, DBG-Lehrer Sandro Strebe, Moderator Marco Tessitori, Referent Prof. Dr. Thomas Hoffmann und Bürgermeister Ulrich Stücker.
JUNGE LEUTE

Pilotprojekt zum Katastrophenschutz: „Wissen gibt Sicherheit!“

lw; 29.04.2025, 13:30 Uhr
Wiehl – Am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium sollen Schülerinnen und Schüler für das Thema Selbsthilfe sensibilisiert werden – Gestern gab es einen Vortrag zum Auftakt – Im Zentrum steht ein Aktionstag im Mai.

Von Lars Weber

 

Der Katastrophenschutz rückt angesichts von Ereignissen wie dem Krieg in der Ukraine, Starkregenereignissen wie im Ahrtal oder der Energiemangellage immer stärker in den Fokus. Das gilt für Hilfskräfte und Organisationen sowie Institutionen, und sollte auch für die Bevölkerung selbst gelten. „Es ist wichtig, dass die Bürger mitmachen!“, sagt beispielsweise Kreisbrandmeister Julian Seeger. Und an dieser Stelle gibt es in Deutschland und damit auch im Oberbergischen Nachholbedarf. Deshalb hat das Amt für Brand-, Zivil- und Katastrophenschutz des Oberbergischen Kreises gemeinsam mit dem Bildungsbüro Oberberg und anderen Akteuren das Pilotprojekt „Handeln macht Schule! Sensibilisierung für den Katastrophenschutz“ ins Leben gerufen, das am Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium durchgeführt wird. Zum Auftakt hat es gestern im Bielsteiner Burghaus einen Vortrag des Experten Prof. Dr. Thomas Hoffmann gegeben. Herzstück wird ein Aktionstag am 19. Mai am Gymnasium sein.

 

Mehr als 30 Zuhörer waren der Einladung gefolgt, darunter neben Einsatzkräften verschiedener Hilfsorganisationen auch Eltern sowie Schülerinnen und Schüler. Im Zentrum stand der Beitrag des Lehrers Dr. Hoffmann, der extra aus Baden-Württemberg angereist war, wo er im Auftrag des Ministeriums vor einigen Jahren Unterrichtsmaterial für das Themenfeld entwickelt hatte. Anschließend diskutierte der Experte noch mit Kreisbrandmeister Julian Seeger, DBG-Erdkundelehrer Sandro Strebe und dem Wiehler Bürgermeister Ulrich Stücker über die Wichtigkeit des Themas. Moderiert wurde der Abend von Marco Tessitori. „Die Auseinandersetzung mit dem Thema Katastrophen ist in dieser Intensität neu, aber wichtig“, so Stücker bei seiner Begrüßung. „Es macht viel Sinn, dass man sich damit beschäftigt, denn jeder ist hier gefordert.“

 

Dies zeigte auch der Vortrag von Prof. Dr. Hoffmann. Er schlug einen großen Bogen, von der Erdstruktur mit ihren sich bewegenden tektonischen Platten, die Dynamik von Luft- und Meeresströmen und der Energie im Erdinnern, hin zu den daraus resultierenden Naturereignissen, wie er alles von Vulkanausbrüchen über Starkregenereignisse bis Tornados bewusst nannte. „Die Natur kennt keine Katastrophen, der Mensch schon.“ 

 

Und am Menschen liege es auch, mit der Erde und diesen Ereignissen umzugehen. Denn ein Blick in die Erdgeschichte zeigt: Die Naturrisiken gehören dazu und diese Ereignisse sind unvermeidbar. Dies gelte auch für Deutschland, man denke nur an Fluten an der Oder, Hamburg oder eben im Ahrtal, aber auch an Stürme wie Kyrill oder Lothar. Dazu kommen auch klimawandelbedingt verstärkt Ereignisse wie beispielsweise Dürren.

 

Prof. Dr. Hoffmann legte Wert darauf, dass die Natur nicht aus Rache zurückschlage. Trotzdem agiere der Mensch in diesem System als Provokateur und auch Auslöser mancher Naturereignisse. Auch hier könne der Mensch ansetzen, wenn es darum gehe, Naturereignisse vielleicht in ihren Folgen abzumindern – indem beispielsweise genug Retentionsflächen existieren oder Gebäude in etwaigen Region erdbebensicher gebaut würden – er verwies hier auf die Probleme in Istanbul.

 

 

Darüber hinaus ginge es für die Menschen darum, sich vorzubereiten und informiert zu sein. Mit Apps wie der NINA oder Katwarn sowie neuen Seiten wie dem Naturgefahrenportal des Deutschen Wetterdienstes passiere schon einiges. Die Sensibilisierung müsse aber schon bestenfalls beginnen, bevor der Mensch mit einem Naturereignis konfrontiert werde. Ein großes Vorbild sei Japan, wo Naturereignisse fast zum Alltag gehören. Dass trotzdem wenig Folgen, beispielsweise Todesopfer, zu spüren sind, liege am „hervorragenden Schutzsystem“. Neben technologischen Weiterentwicklungen gehört dort das Thema Selbstschutz ab dem Kindergarten für jeden Japaner sozusagen zum Lehrplan dazu. Bis in die Universitäten gebe es jedes Jahr verschiedene Aktionen, sodass die Japaner wissen, was im Ernstfall zu tun ist – und was sie lieber vermeiden sollten.

 

Deutschland hat noch kein einheitliches Vorgehen bei diesem Thema. In Baden-Württemberg seien Katastrophenschutztage an Schulen seit 2023 verbindlich. Etwas ähnliches schwebt nun auch dem Kreis vor, der sich langsam herantasten und mit dem Pilotprojekt in Wiehl nicht nur Erfahrung sammeln möchte. „Wir wollen das Thema in die Fläche bekommen, wir haben mehr als 60 weiterführende Schulen im Kreis“, sagte Birgit Steuer, Leiterin des Bildungsbüros. Deshalb soll nach der Auswertung der Aktion ein Konzept erarbeitet werden, wie das Thema Selbstschutz transportiert werden kann, auf das Kommunen und Schulen zurückgreifen können.

 

Ein Fokus wird im Oberbergischen auf Hochwasser- und Starkregenszenarien liegen. Vor allem die siebten Klassen sollen zunächst angesprochen werden. So werde das Thema dort für drei Wochen im Erdkundeunterricht besprochen. Lehrer Sandro Strebe hat die Erfahrung gemacht, dass es den jungen Menschen guttut, sich mit Naturereignissen und Katastrophen auseinanderzusetzen. „Sie kennen das sonst vor allem aus sozialen Medien oder Filmen.“ Dass sie erfahren, was alles dahintersteckt, sei ein guter Beitrag zur Prävention. „Wissen gibt Sicherheit!“

 

Kreisbrandmeister Seeger sieht in der Sensibilisierung der Bevölkerung einen zentralen Schritt, damit nicht nur Hilfskräfte gut auf Notsituationen vorbereitet sind, sondern ein größerer Teil der Gesellschaft. Deshalb wird beim Aktionstag am 19. Mai nicht nur die Feuerwehr mit praktischen Angeboten am Gymnasium vor Ort sein. Mit dabei sein werden auch der Aggerverband, die Stadt Wiehl selbst, die Johanniter, die Malteser, das DRK, das THW und die DLRG. Hierbei wolle man natürlich auch Lust auf das Engagement bei den ehrenamtlichen Organisationen machen.  

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