JUNGE LEUTE
Reinschnuppern in die eigene Zukunft
Wiehl – 15 Unternehmen präsentierten sich beim Berufswahlparcours an der TOB Sekundarschule in Bielstein den Nachwuchskräften von morgen.
Von Lars Weber
Früher galt häufig der Satz in vielen Familien: „Du musst studieren, um etwas zu werden“. Und auch heute noch hält sich an vielen Esstischen diese Meinung, obwohl sie gemeinhin als überholt gilt. „Die duale Ausbildung in Deutschland hat auch im europäischen Vergleich eine Spitzenqualität“, sagt Wilfried Holberg, Vorstandsvorsitzender der Oberbergischen Koordinierungsstelle Ausbildung (ok ausbildung). Dass die Ausbildung der Start in eine tolle berufliche Karriere sein kann, darum ging es heute in der Aula der TOB Sekundarschule in Bielstein. Holberg und sein Team sowie Vertreter der TOB begleiteten wieder den von ihnen organisierten Berufswahlparcours, wo 15 Mitgliedsunternehmen der ok ausbildung 240 Schüler der achten und neunten Stufe dazu einluden, mit praktischen Übungen auf Tuchfühlung mit unterschiedlichsten Berufen zu gehen.
Den Berufswahlparcours gibt es schon seit der Gründung der TOB vor zehn Jahren und er nimmt in dem vielfältigen Angebot der Schule zur Berufsorientierung einen wichtigen Platz ein. Der Name der Schule kommt nicht von ungefähr: TOB steht schließlich für Technisch Orientierte Bildung. Im Vergleich zu Messen beispielsweise geht es beim Parcours ruck zuck in die Praxis, aktuelle Auszubildende aus den Unternehmen aus den Bereichen Automotive und Metallverarbeitung, des Gesundheitswesens, der Verwaltung, Wirtschaft, Gestaltung und ein Malerbetrieb geben ihre Eindrücke unmittelbar und auf Augenhöhe an die Schüler weiter – und manchmal springt der Funke über. Zehn bis 20 Minuten verbringen die Acht- und Neuntklässler an einer Station, dann tauchen sie in den nächsten Bereich ab.
Jonas, Hadi und Jonas F. hat es zum Beispiel gerade an den Tisch von Ahle Federn auf der Bühne der Aula verschlagen. Dort setzen sie sich mit einer elektropneumatischen Schaltung auseinander, versuchen diese zu verschlauchen und so die Zylinder zu bewegen, typische Aufgaben für Mechatroniker oder auch Industriemechaniker. Johannes Lünzmann schaut den drei Jungs dabei über die Schulter, gibt Hilfestellungen und erklärt ihnen, worauf es ankommt. Lünzmann ist selbst Auszubildender zum Maschinen- und Anlagenführer. Er weiß also, wovon er spricht.
Ahle-Ausbildungsleiter Marvin Messing findet es toll, wie konzentriert die Schüler bei der Sache sind und dass auch viele Schülerinnen vorbeischauen. Das Konzept funktioniere. „Einige wollen nun bei uns Praktika machen.“ Die drei Achtklässler finden den Parcours auch gut, sie sind aber noch völlig offen bei der Entscheidung, was sie mal machen möchten. Am besten gefallen hat ihnen bislang das Pflasterlegen bei Berster Koch.
Dort hockt sich gerade der Duale Student Matti Sanders mit dem 16-jährigen Sean vor die Pflastersteine. Es ist schon eher ein Fachgespräch, denn Sean wird nach der neunten Klasse eine Ausbildung bei der Firma Horst Klapp beginnen. Er arbeitet schon in den Ferien für den Betrieb. „Mein Vater und mein Bruder arbeiten dort auch“, erklärt er, und die Arbeit mache auch ihm Spaß. „Meine Freunde, die noch weiter auf die Schule gehen, lassen sich da eher noch Zeit.“
Doch genau bei solchen Veranstaltungen wie heute kann es bei den jungen Menschen „klick“ machen, weiß auch Matthias Seibel, Ausbilder bei der BPW. „Die Schüler können noch so viel über die Berufe lesen, es ist etwas anderes, wenn sie sich hier an die Arbeitsstationen setzen, das ist learning by doing.“ An vier Plätzen gibt es Übungen aus den Bereichen Mechanik, Elektronik, Zerspanung und dem Kaufmännischen. Allein 14 bis 16 unterschiedliche Ausbildungsberufe gebe es bei den Bergischen Achsen. Von diesen Möglichkeiten erfahren die Schüler in Bielstein auf direkte Art und Weise.
„Der Berufswahlparcours ist die verlängerte Werkbank für die Unternehmen“, sagt Holberg, der explizit die TOB für das große Engagement in diesem Bereich lobt. Sabine Eucken und Iris Krebs koordinieren die Studien- und Berufsorientierung an der TOB. Das Format sei über die Jahre immer weiterentwickelt worden. „Es ist wichtig, die Hürden für Schüler im Kontakt abzubauen.“ Ebenso wichtig sei es, die Eltern ins Boot zu holen. Auch ihnen macht die TOB Informationsangebote, bringt sie an einen Tisch mit den Profis der Unternehmen, um Sichtweisen zu erweitern.
[Freuen sich über die volle Aula und viele gute Gespräche (v.li.): Maria Döring-Pomas, Susanne Reissner und Wilfried Holberg von der ok ausbildung sowie Sabine Eucken und Iris Krebs, Koordinatorinnen der Studien- und Berufsberatung der TOB.]
Noch immer gebe es weit mehr Ausbildungsplätze als Bewerber, so Holberg. Der Berufswahlparcours ist eine Möglichkeit, mehr junge Menschen zu begeistern, die Fachkräfte von morgen zu werden. „Die Unternehmen sollten nichts unterlassen, was den Schülern Hilfestellung geben könnte, für sich den richtigen Weg in den Beruf zu finden.“
Interessierte Unternehmen und auch Schüler erhalten weitere Informationen und Tipps auf den Seiten der ok ausbildung.
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