JUNGE LEUTE
Schüler loben Sportangebot - aber wo bleibt der Schulneubau?
Wiehl – Beim Speed-Debating in der Wiehltalhalle löcherten Neuntklässler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums die Stadtverwaltung rund um Chef Ulrich Stücker mit Fragen – ÖPNV und mehr Jugend-Treffpunkte weitere Themen.
Von Lars Weber
Was macht eigentlich so ein Bürgermeister den ganzen Tag? Wie hält es die Verwaltung mit dem Gendern? Und warum dauert das mit dem Schulneubau eigentlich so lange? Mit solchen und ähnlichen Fragen haben rund 140 Jugendliche der neunten Jahrgangsstufe des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums Wiehl heute die Stadtverwaltung in der Wiehltalhalle gelöchert – und das im Schnelldurchlauf. Beim Speed-Debating durften die Schüler an insgesamt zehn Thementischen Platz nehmen – und so saßen sie Bürgermeister Ulrich Stücker, dem Ersten Beigeordneten Peter Madel oder auch den Auszubildenen der Stadt gegenüber. Aber: Auch die Vertreter der Stadtverwaltung nutzten gerne die Möglichkeit, um den Jugendlichen ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
Für das Jugendbeteiligungsformat war es die Premiere. Spätestens mit der Morgenmacherstudie (OA berichtete) hatten sich Verwaltung und Schulen auf die Fahne geschrieben, näher zusammenzurücken. „Seitdem gibt es deutlich mehr Austausch zwischen Schule und Rathaus“, sagt Suse Müller, Mittelstufenkoordinatorin am DBG, die das Speed-Debating mit der federführend wirkenden Britta Stephan mit betreut. „Vielen sind die Ansprechpartner gar nicht bekannt. Wir kennen uns gar nicht. Dabei stehen die Türen im Rathaus auch der Jugend offen“, sagt sie.
Genau diese Information soll zu den Schülern durchdringen. Die Verwaltung hört auch den jungen Menschen zu. „Es ist so wichtig, miteinander zu sprechen“, sagt Bürgermeister Stücker, der den Schülern gerade erklärt hat, dass er in seiner wenigen Freizeit versucht, ein bisschen Sport zum Ausgleich zu betreiben. Denn wenn man miteinander rede, können auch komplizierte Dinge besser erklärt werden – wie der Schulneubau. Die Frage danach und die Auffassung vieler Schüler (salopp gesagt: „Das ist blöd, dass nichts passiert“) kommt an vielen der Thementische auf. Schulen-Fachbereichsleiter Tim Vogel erklärt die langen Diskussionen damit, dass es sich um das größte Projekt in der Stadtgeschichte handeln wird. Eine Entscheidung sei schwierig. „Wir können euren Frust aber verstehen. Dieses Jahr wird es neue Infos geben.“
Die Wünsche der Schüler gleichen sich. Sie interessiert ein besseres ÖPNV-Angebot, wobei zum Beispiel Fiona, Alice, Marie und Joela vor allem die Wege in die Ortschaften, aber auch Richtung Gummersbach zum Bahnhof interessieren. Das Monti-Taxi findet – trotz des Preises – lobende Erwähnung. „Aber die Wiehltalbahn wäre auch eine coole Möglichkeit“, sagt Fiona. Daneben wünschen sich die Jugendlichen vor allem mehr Plätze, um sich zu treffen, zum Beispiel ein Café, was ihr Alter anspricht. In diesen Gesprächen stellt sich zum Beispiel heraus, dass das Kinju-Jugendzentrum in Wiehl, das durchaus einige Angebote bereithielte, vielen gar nicht von innen bekannt ist. Es zeigt sich auch: Das richtige Angebot für die richtige Zielgruppe zu haben, ist für eine Stadt gar nicht so einfach.
Einig sind sich die 14- und 15-Jährigen indes, dass Wiehl in Sachen Vereinen und Sport eine Menge zu bieten hat. „Das ist echt ein großes Angebot und viele Sportarten“, sagt die Mädchengruppe. Zu schätzen wissen sie auch die Eishalle mit der Disco oder die Bäder.
Zuhören ist für die Mitarbeiter der Stadt heute das eine. Nur natürlich ist es da, dass nicht jede Gesprächsrunde rund verläuft und es manchmal auch etwas hakt. Macht aber nichts. Schließlich ist das Format auch dazu da, dass die Jugendlichen etwas über die Arbeit im Rathaus erfahren. Das kann manchmal etwas einschüchternd sein, wenn zum Beispiel Kämmerer Peter Madel den dicken Stadthaushalt in die Höhe hält. Auf der anderen Seite bekommen die Schüler am Tisch der Auszubildenden schon Ideen dafür, was sie nach der Schule machen könnten.
Damit der Austausch auch digital und auf kurzem Wege künftig möglich ist, hat Bürgermeister Stücker extra mit den Schülern über die sozialen Medien gesprochen. „Ich wollte wissen, wie wir sie mitnehmen und informieren können.“ Die Antwort war durchaus überraschend. Die Schüler könnten sich zum Beispiel QR-Codes am schwarzen Brett gut vorstellen – digital trifft analog …
Moderator Holger Ehrhardt ist sehr angetan von dem Verlauf der Veranstaltung. Ihm imponierte unter anderem die Disziplin der Schüler. „Das hat gut geklappt.“ Er muss es wissen. Fast 30 Jahre lang ist er Sozialarbeiter im Jugendzentrum Drabenderhöhe gewesen. Ab Juni ist er Stadtjugendpfleger in Wiehl, also das Bindeglied zwischen den jungen Einwohnern und der Verwaltung. „Wir wollen da Hemmschwellen abbauen.“ Allein diese Stelle bei der Stadt zeigt, dass das Rathaus sich der Jugend verstärkt öffnen möchte. So soll die Veranstaltung in der Wiehltalhalle natürlich nicht die letzte gewesen sein, die Jugend und Verwaltung an einen Tisch bringt.
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