JUNGE LEUTE

Holpriger Schulstart: Wenn's mal wieder länger dauert

lw, ks; 11.01.2022, 17:05 Uhr
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Symbolfoto: Samuel F. Johanns auf Pixabay
JUNGE LEUTE

Holpriger Schulstart: Wenn's mal wieder länger dauert

lw, ks; 11.01.2022, 17:05 Uhr
Oberberg – Neue erweiterte Testpflicht wird überwiegend positiv gesehen – Neuerung bei Pooltests sorgt für deutlichen Mehraufwand.

Von Katharina Schmitz und Lars Weber

 

Tests für alle, auch für die Genesenen und Geimpften. Tests auch für sämtliches Personal, das im Schulgebäude arbeitet. Dazu eine wichtige Ergänzung bei den Pool-Tests in den Grund- und Förderschulen. Das NRW-Schulministerium hat vor der Wiederaufnahme des Unterrichts am gestrigen Montag die Testpflicht an den Bildungsstätten ausgeweitet. Das Ziel ist klar: Der Präsenzunterricht soll unbedingt aufrechterhalten werden, Distanzunterricht vermieden werden. OA hat bei Schulleitern nachgehört, ob der Start gelungen ist.

 

Mit gemischten Gefühlen ist das Kollegium der Städtischen Realschule Waldbröl nach den Weihnachtsferien in den Schulalltag gestartet. „Einerseits sind wir froh über den Präsenzunterricht, von dem die Schülerinnen und Schüler sehr profitieren. Andererseits haben wir ein wenig Bauchschmerzen angesichts steigender Fallzahlen“, sagt Schulrektorin Christa Sostmann. Verlängerte Ferien und der Unterricht auf Distanz sind diskutiert worden, beschlossen wurde eine ausgeweitete Testpflicht. Seit Montag sollen nun alle Schüler und Beschäftigte an weiterführenden Schulen dreimal wöchentlich Antigen-Selbsttests durchführen. Dabei wurden gestern an der Realschule vier positive Fälle festgestellt.

 

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Christoph Menn-Hilger, Schulleiter des Gymnasiums Lindlar, erwartet bis auf Weiteres keinen Distanzunterricht. Doch der Direktor kritisiert, den jetzigen Präsenzunterricht mit dem Unterricht vor der Pandemie gleichzusetzen: „Das halte ich für ein Märchen.“ Durch die Testungen werde der Unterricht seiner Meinung nach in vehementer Weise beeinträchtigt. Knapp drei Stunden würden dabei wöchentlich verloren gehen. Dem gegenüber stehen die Lernrückstände, die viele Schüler, teils in massiver Weise, angesammelt hätten. Von den 580 Schülern des Gymnasiums hätten sich 160 Kinder und Jugendliche für eine Intensivnachhilfe entschieden. Samstags die Schule zu besuchen sei damit zum Alltag geworden.

 

Wie schon in den Wochen vor Weihnachten seien auch gestern alle Tests negativ ausgefallen. Menn-Hilger lobt seine „respektvolle Schülerschaft“, die der Bitte der Schulleitung nachgekommen sei und sich bereits vor dem gestrigen Schultag habe testen lassen. „Die Schüler freuen sich sehr über den Präsenzunterricht und die Gemeinschaft“, weiß der Direktor zu berichten. Die vergangenen knapp zwei Jahre hätten ihre Spuren hinterlassen und auch in der Schülerschaft „Probleme psychologischer Art“ wie die Entwicklungen von Essstörungen begünstigt. „Wir versuchen, möglichst viel aufzufangen, aber wir sehen nur die Spitze des Eisbergs“, vermutet Menn-Hilger. Umso wichtiger scheint es, die Schulen durch engmaschige Testungen offen zu halten – auch wenn dies auf Kosten des Unterrichts geht.

 

Von den Veränderungen zum Schulstart ist diese vielleicht die wichtigste: Bei den zweimal wöchentlich stattfindenden Pooltests in den Grund- und Förderschulen müssen die Schüler ab sofort nicht mehr nur den Lollitest machen. Zusätzlich dazu wird auch noch eine sogenannte Rückstellprobe von jedem Schüler genommen. Der Grund: Wenn ein Pool positiv getestet wird, werden anschließend umgehend die Einzelproben analysiert. So soll nur das Kind zu Hause bleiben, das positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Zuvor mussten alle Schüler in Quarantäne bleiben, und zwar so lange, bis die Einzeltests der Kinder am Folgetag des Pooltests ausgewertet wurden.

 

„In der Theorie ist das auch super“, sagt Susanne Schöpf, Leiterin der Heier Grundschule in Marienheide. Doch zumindest zum Start lief die Praxis noch etwas holprig. Tatsächlich fiel am Montag ein Pooltest positiv aus. Die Auswertung der Einzelproben ließ Dienstagmittag aber noch auf sich warten. Die Kinder mussten also alle daheim bleiben. Schöpf hofft, dass dies schnell besser klappt. Denn auch wenn diese Methode für die Lehrkräfte aufwendiger sei – es müssen stets knapp 30 Röhrchen beschriftet werden und es muss eine zusätzliche Testrunde gefahren werden, gerade bei den Jüngsten dauert dies alles länger – verpassen viel weniger Kinder den Unterricht in der Schule.

 

Schöpf macht deutlich, dass das gerade bei den jüngsten Schülern immens wichtig sei. „Es gibt keine wirkliche Alternative zur Präsenz in der Grundschule.“ Die Beziehung zwischen Schüler und Lehrkraft sei zu wichtig für das Lernen. Solange also die Sicherheit so gut es geht gewährleistet sei und die Lehrer nicht erkranken, sei die Präsenz sehr wichtig. „Aber natürlich ist Omikron ein Thema. Das Thema Distanzunterricht ist im Hinterkopf“, sagt Schöpf. Darauf sei die Schule auch eingestellt. „Wenn der Anruf kommt, mache ich die Schublade auf.“    

 

 

Das sagt die GEW Oberberg

 

Dem Kreisverband Oberberg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wurden bis heute Nachmittag einige Fälle wie jener in Marienheide gemeldet. Vorsitzende Jana Koch vermutet, dass eine Überlastung der Labore der Grund für die verzögerten Rückmeldungen ist. Daran müsse gearbeitet werden, denn gerade für die Kinder und Eltern sei die Neuerung positiv. Kritisch sieht sie aber den Mehraufwand für die Lehrkräfte. „Es ist eine weitere Aufgabe, die zu vielen anderen einfach obendrauf kommt.“

 

Kritik äußert Koch auch an den besorgten Schnelltests, die zumindest laut einer Analyse des Paul-Ehrlich-Instituts nicht zu den sensitivsten gehörten und daher mehr Platz für falsche Ergebnisse ließen. „Das Ministerium verlässt sich dabei auf die Eigenzertifizierung des Herstellers statt auf das Paul-Ehrlich-Institut. Da sollte das Ministerium differenzierter mit Kritik umgehen.“ Dies sorge dafür, dass das Vertrauen in die Methoden bröckelte.

 

Wo Schatten ist, ist aber auch Licht: „Wir befürworten es sehr, dass nun wieder alle getestet werden. Die Testungen in den Schulen werden dadurch vereinfacht, weil nicht mehr unterschieden werden muss.“ Zudem werde die Sicherheit dadurch erhöht.

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