JUNGE LEUTE
TH-Absolvent kämpft gegen „wildes Plastik“
Gummersbach – Anlässlich des Weltwassertages hat der Aggerverband zusammen mit der TH Köln einen Förderpreis verliehen – Tobias Liese wurde geehrt.
Zum 22. Mal hat der Aggerverband in Zusammenarbeit mit dem Campus Gummersbach der TH Köln im Rahmen des Weltwassertages am 22. März seinen Förderpreis verliehen. Prämiert wurde in diesem Jahr Tobias Liese, der an der Technischen Hochschule den Abschluss Bachelor of Engineering erlangt hat. Ausgezeichnet worden ist der 27-Jährige für seine Abschlussarbeit zum Thema „Techno-ökonomische Potenzialanalyse zur Aufbereitung von Deponiesickerwasser mittels Mikroalgen in Biofilmen“. Bei der Anfertigung ist er von Prof. Dr. Miriam Sartor und Prof. Dr. Christian Wolf betreut worden.
Den Umgang mit anthropogenen Abfällen bezeichnete Liese gestern im Rahmen der Preisverleihung als eine globale Herausforderung, die aufgrund des weltweit steigenden Bevölkerungswachstums und dem (damit einhergehendem) Wirtschaftswachstum weiter zunehmen werde. Dabei sei die weltweit gängigste Praxis zur Entsorgung von Abfällen die Deponierung. „Durch eindringendes Niederschlagswasser und interne biochemische Prozesse entsteht an Deponiestandorten sogenanntes Deponiesickerwasser“, erklärte der Absolvent. Dieses sei oftmals stark verunreinigt, enthalte hohe Konzentrationen abwasserrelevanter Nähr- beziehungsweise Schadstoffe.
Damit das Deponiesickerwasser risikofrei in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden kann, bedarf es einer technischen Behandlung. Für seine Bachelorthesis hat Liese am Lehr- und Forschungszentrum :metabolon der TH Köln untersucht, wie sich die gezielte, biofilmbasierte Kultivierung von Mikrobiozönosen mit Mikroalgen im Sickerwasser der Deponie Leppe auf die Konzentrationen abwasserrelevanter Inhaltsstoffe auswirkt. Dabei hat er auch analysiert, inwiefern durch das Verfahren, das auf der photosynthetischen Stoffwechselaktivität von Mikroalgen fußt, Ressourceneinsparungen erzielt werden können: „Was die Betriebsmittel angeht, ist es ein sparsames Verfahren. Benötigt werden Sonnenenergie und anorganischer Kohlenstoff.“
Begeistert von diesem vielversprechenden Ansatz zeigte sich auch Dr. Uwe Moshage. „Je besser das Abwasser aufbereitet wird, desto weniger müssen wir machen“, sagte der Vorstand des Aggerverbandes. Doch die Reinigung des Abwassers sei mit einem hohen Energiebedarf verbunden. Deswegen sei es sinnvoll, Methoden zu entwickeln, die weniger Energie benötigen – schließlich nutze das nicht nur dem Aggerverband, sondern letztendlich auch dem Kunden. Moshage sprach eingangs über die Bedeutung des Weltwassertages, der seit 1992 alljährlich daran erinnert, das Wasser als essentiellste Ressource des Lebens zu betrachten, ebenso wie die damit verbundenen Gefahren und Missstände. „Wir benötigen eine stärkere Resilienz. Und wir müssen uns darauf vorbereiten, zu wenig Wasser zu haben, aber auch darauf, zu viel Wasser zu haben.“
Umso wichtiger sei es, „technische Experten“ auszubilden. Moshage dachte dabei aber nicht nur an den technischen Fortschritt, sondern auch an den demographischen Wandel: „Viele unserer Mitarbeiter wurden Anfang der 1990er Jahre eingestellt. Auch wir beim Aggerverband benötigen neue junge Ingenieure.“ Den gestern geehrten Absolventen konnte Moshage (noch) nicht für den Aggerverband gewinnen. Nach seinem Abschluss im vergangenen Oktober zog es Liese, der aus Olpe stammt, in die Hansestadt Hamburg. Dort ist er bei WILDPLASTIC im Produktionsmanagement tätig. „Das ist ein kleines, junges Unternehmen, in dem ich mich einbringen und kreativ ausleben kann.“
Zu den gestrigen Gratulanten zählte auch Prof. Dr. Christian Kohls, der Dekan der Fakultät 10 der TH Köln. Im Rahmen der Verleihung, die zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie wieder vor Ort am Campus stattgefunden hat, sagte er: „Das ist etwas ganz Besonderes. Sie haben nicht nur ein langes Studium hinter sich, sondern gezeigt, dass das, was Sie gemacht haben, Relevanz hat – auch für die Wirtschaft.“ Für Liese, der gestern mit einem Preisgeld in Höhe von 600 Euro gewürdigt worden ist, muss der Bachelor nicht das Ende seiner akademischen Ausbildung sein. Doch nun möchte der 27-Jährige erstmal Berufserfahrung sammeln – mit seinem Job in der Recyclingindustrie.
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