JUNGE LEUTE

Traumberuf mit Jobgarantie?

ks; 08.11.2023, 06:00 Uhr
WERBUNG
Fotos: Katharina Schmitz, Xanthi Bechtsoudi (Galerie) --- Das Klinikum Oberberg war beim Berufswahlparcours mit vier Auszubildenden vertreten.
JUNGE LEUTE

Traumberuf mit Jobgarantie?

  • 3
ks; 08.11.2023, 06:00 Uhr
Engelskirchen – An der Sekundarschule hat zum ersten Mal ein Berufswahlparcours stattgefunden.

Ob Handwerk, Industrie oder auch das Gesundheitswesen: der Fachkräftemangel macht sich in der Region immer stärker bemerkbar – nicht nur mit Blick auf etablierte Stellen, sondern auch bei den Ausbildungsplätzen. „Es ist schwierig, Nachwuchs zu bekommen“, sagte Christian Buchwald, der als Lehrender an der Pflegeschule des Klinikums Oberberg tätig ist. Um mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen und dabei für eine duale Ausbildung zu werben, war das Klinikum, so wie zwölf weitere Unternehmen, gestern im Rahmen der Berufsorientierung an der Sekundarschule im Walbachtal zu Gast.

 

[Mit Azubis von ONI konnten die Schüler erste Erfahrungen im Löten machen.]

 

Zum ersten Mal wurde an der Engelskirchener Sekundarschule der Berufswahlparcours der „Oberbergischen Koordinierungsstelle Ausbildung“ („ok ausbildung“) veranstaltet. Teilgenommen haben daran Schüler der Stufen 9 und 10 – und damit insgesamt rund 240 Jugendliche. Viele der Schüler würden noch nicht wissen, welchen Beruf sie nach ihrem Schulabschluss erlernen möchten. „Aber wir haben am Montag bereits eine kleine Umfrage durchgeführt“, sagte Maria Döring-Pomas, Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle. Und das Ergebnis überrascht: demnach hätte sich 20 von 25 Schülern für eine duale Ausbildung ausgesprochen.

 

WERBUNG

Jeweils 90 Minuten hatten die beiden Jahrgänge Zeit, Eindrücke zu sammeln, Kontakte zu knüpfen und mögliche Berufswünsche zu überprüfen. Die Unternehmen wiederum boten Einblicke in ihren Ausbildungsalltag und luden zu berufsrelevanten Übungen ein. So konnten die Jugendlichen zusammen mit Azubis des Lindlarer Unternehmens ONI ein kleines Fahrrad löten, bei der Engelskirchener Firma H&K Müller ein Spritzgusswerkzeug umbauen und mit den Auszubildenden des Klinikums Oberberg kleine pflegerische Aufgaben kennenlernen.

 

[Samuel (l., 9b) und Laura (2.v.l.) haben sich beim Stand der Firma H&K Müller mit einem Spritzgusswerkzeug beschäftigt.]

 

Laura aus der 9a freute sich über die Chance, in so kurzer Zeit so viele unterschiedliche Eindrücke sammeln zu können. Vom Blutzucker messen über das richtige Desinfizieren der Hände und einer Reanimation bis hin zur Wundversorgung: die Aufgaben am Stand des Klinikums gefielen ihr besonders. Begeistert von dem Konzept zeigte sich auch Buchwald: „Die TikTok-Generation muss gelockt werden.“ Kurze Sequenzen seien fürs „Reinschnuppern“ ideal.

 

Neben Engelskirchens Bürgermeister Dr. Gero Karthaus war am gestrigen Vormittag auch Wilfried Holberg als Vorstandsvorsitzender von „ok ausbildung“ vor Ort. Beide freuten sich über die Premiere an der Sekundarschule. „Aber da gibt es auch noch Luft nach oben. Wir als Gemeinde waren auch noch nicht dabei“, sagte Karthaus, der dabei besonders auf den Stand von H&K Müller aufmerksam machte. „Wir haben Azubistellen, da bekommen wir keine einzige Bewerbung zu“, sagte Philipp Müller, Assistent der Geschäftsführung, dachte dabei an den Beruf „Medientechnologe Siebdruck“. „Wer darin eine Ausbildung macht und abschließt, der hat eine Jobgarantie.“

 

[Der Berufswahlparcours wird vom Verein „ok ausbildung“ organisiert.]

 

War die Berufsorientierung an den Gymnasien vor einigen Jahren noch kein großes Thema, komme mittlerweile Bewegung in die Sache. „Die Gymnasien öffnen sich zunehmend für die duale Ausbildung“, sagte Döring-Pomas. ONI-Personalleiterin Cornelia Gerhard war auch vor Ort und hat sich daran erinnert, wie die Berufswahl damals bei ihr abgelaufen ist, fand es auch schwierig, eine Entscheidung zu treffen. Den Schülern wollte sie deshalb vor allem eines mit auf den Weg geben: „Egal, für was ihr euch entscheidet: nichts ist in Stein gemeißelt.“

 

BILDERGALERIE

KOMMENTARE

1

Der Fachkräftemangel ist ein von der Gesellschaft gemachtes Problem. Die duale Ausbildung ist nicht schlecht aber sie verliert zunehmend an Attraktivität, weil die Schüler bereits in der Schulzeit in die Richtung gelenkt werden, dass man nur mit Studium gewinnt. Am Gymnasium gibt es die Hochschultage, aber keine Berufsmesse wie diese. Das BWL Studium ist die ehemalige Ausbildung zur/m Industriekauffrau/-mann. Anstatt Kauffrau/-mann für Gesundheitswesen studiert man nun Gesundheitsökonomie. Die Berufsorientierung sollte in allen Schule gleich sein! Zudem sollten am Gymnasium mehr Praktika angeboten werden. Nur so bekommt man die Jungend von Berufen überzeugt oder sie lernen, dass Ihr Traumberuf eben doch nicht das Richtige für sie ist.

Realschüler, der von seinen Lehrern belächelt wurde, weil er eine Ausbildung gemacht hat..., 08.11.2023, 08:13 Uhr
2

Ich sehe das genauso wie mein Vorrschreiber.
Heute "muss" man Abi machen, studieren um mit 25 Abteilungsleiter zu sein.

Das man praktische Erfahrung haben muss - gerade in technischen Bereichen, oder eine gewisse Reife, im Fall von Personallenkung wird irgendwie ausgeblendet.

Es müssen viel mehr Praktika seitens der Schulen angeboten werden, nur so hat man die Möglichkeit, generell mal in Arbeit zu schnuppern.
Ich bin der Überzeugung, dass man so auch junge Leute für sich gewinnen kann (und viele Junge auch erkennen, dass es eine Welt ausserhalb Insta und Co. gibt)
Nur wenn alle mitwirken funktioniert unser Leben so wie es heute ist.

Nur mit Häuptlingen gewinnt man keinen Blumentopf

Hauptschüler mit 1er Studium nach 10 Semstern Studium neben dem Beruf, 08.11.2023, 12:29 Uhr
3

Und wer kein Abitur gemacht hat, dem fehlt aber mittlerweile auch oftmals das nötige Wissen und Qualifikation um eine Ausbildung im Handwerk oder Gesundheitswesen vernünftig abzuschließen.
Es ist ja nicht nur die fehlende Anzahl an Bewerbern. Die die nicht studieren gehen, bringen oftmals trotz Real- oder Hauptschulabschluss die nötigen Grundkenntnisse, welche in der Schule vermittelt werden, nicht mehr mit.

Ausbildungszeiten , 08.11.2023, 14:46 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG