JUNGE LEUTE
Twenty4Tim, Lijana Kaggwa und Yasmin Bal offensiv gegen das Cybermobbing
Gummersbach - Social Media-Prominenz stand heute Schülern Rede und Antwort - Persönliche Einblicke als Mutmacher für junge Menschen.
Von Leif Schmittgen
Sie haben in den sozialen Netzwerken Millionen von Anhängern und stehen deshalb enorm unter Druck. Die neuen Stars werden nicht mehr im Fernsehen, sondern eben im Internet geboren. Mit Lijana Kaggwa, Tim Kampmann (Twenty4Tim) und Yasmin Bal besuchten heute drei Influencer den Campus Gummersbach der Technischen Hochschule Köln, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Dass ihre Prominenz aber auch Schattenseiten haben kann, berichteten sie Schülern aus dem gesamten Oberbergischen Kreis im Rahmen des Fachtages gegen Cybermobbing und Hatespeech. Veranstaltet wurde die Aktion von der Oberbergischen Medieninitiative (OMI).
Hundertfach sehen sich die jungen Menschen täglich negativen Kommentaren ausgesetzt. „Die wenigsten Leute kommentieren etwas Positives“, weiß Twenty4Tim nur zu gut. Er ärgert sich über Hassbotschaften, räumte aber ein, inzwischen mit ihnen umgehen zu können. "Den Leuten, die mobben, geht es schlecht und nicht mir“, gab er den Schülern bei der Fragerunde im TH-Hörsaal mit auf den Weg. Schon früh sah sich der heute 23-Jährige auch im realen Leben Mobbing ausgesetzt. „Auf dem Foto der fünften Klasse war ich wegen meines pinken Hemdes zu schwul“, berichtete er von verbalen Angriffen seiner Mitschüler.
Der Kölner hatte es jüngst bis in das Finale des Reality-TV-Formats „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ geschafft. Die Teilnahme hatte ihm nach eigener Einschätzung viel Sympathie beim Publikum eingebracht. Seit seiner Teilnahme seien die „Hatespeeches“ deutlich rückläufig und das liege laut Twenty4Tim vor allem daran, dass die TV-Kameras ein authentisches Bild von ihm gezeigt hätten. Im Gegensatz zu Social Media seien diese Aufnahmen nicht selbst erstellt, nannte er einen möglichen Grund. „Ihr solltet immer authentisch sein und euch nicht fragen, was die Menschen über Euch denken“, so der Tipp des Profis.
Die ehemalige Kandidatin von „Germany`s next Topmodel“, Lijana Kaggwa, freute sich, das sie trotz vieler Negativerfahrungen auch immer wieder Fürsprecher für ihr Handeln hatte und sie im Familien- und Freundeskreis Rückhalt bekommen hat. „Man ist nicht schuld an Cybermobbing und man muss sich auch für nichts schämen“, so die 27-Jährige. Sie setzt sich auch in ihrem Buch „Du verdienst den Tod!“ aktiv gegen Cybermobbing ein, es war bereits ihr dritter Besuch zum Thema in Gummersbach.
Eine interessante Erfahrung schilderte Yasmin Bal. „Ich konnte meine Zahnlücke nicht leiden. Erst als ich sie mögen lernte, hörten auch die Hasskommentare dazu auf." Kurzum, die eigene Akzeptanz helfe oftmals, besser mit Attacken umzugehen. Die 20-Jährige war von Berlin in die Provinz gezogen, suchte ein Hobby und setzte auf der Videoplattform TikTok offensichtlich auf das richtige Pferd. Mit zunehmender Followerzahl stiegen auch die Hasskommentare auf ihrem Kanal. Von ihren eigenen Mobbing-Erlebnissen berichtete der 15-jährige Jan. Der Zehntklässler der Realschule Lindlar sah sich im Fußballverein persönlichen Attacken ausgesetzt, erst Gespräche mit dem Trainer und ein Wechsel der Spielerposition sorgten für ein Ende der verbalen Angriffe.
Das Bildungsbüro des Kreises initiierte den Tag, um für das Thema Cybermobbing zu sensibilisieren. Walter Steinbrech von der Polizei berichtete, dass es den Straftatbestand des Mobbings bis heute nicht gibt. „Die Grenzen sind fließend“, so Steinbrech. Meistens aber gehen bei ihm Anzeigen wegen Beleidigung ein.
„Ich hatte unter meinen Mitschülern auch Fürsprecher, die sich für mich eingesetzt haben“, riet Twenty4Tim dazu, Rat bei Freunden und Familie zu suchen. Lijana Kaggwa ergänzte, dass es zahlreiche anonyme Hilfsstellen gibt und man sich nicht scheuen sollte, diese auch zu nutzen. In verschiedenen Workshops setzten sich die Schüler gemeinsam mit den Prominenten, Lehrern und Sozialarbeitern anschließend mit dem Thema auseinander.
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