Waldbröl – Bücherei-Team gestaltete eigenen Escape-Room – Junge Besucher vertieften sich in die gestellten Rätsel – Wiederholung im nächsten Jahr für Erwachsene nicht ausgeschlossen.

Von Lars Weber

Es herrscht Alarmstufe Rot in Hogwarts. Harry Potter und seine Schulkameraden Hermine und Ron haben herausgefunden, dass ihr Erzfeind, der ebenso finstere wie mächtige Lord Voldemort, nicht nur sieben Horkruxe erschaffen hat, sondern noch einen achten! Die ganze Welt befindet sich in großer Gefahr. Dummerweise können Harry und seine Zauberfreunde sich gerade nicht darum kümmern, weil sie vor den dunklen Dementoren auf der Flucht sind. Also was nun? Wer springt jetzt als Retter ein? Gut, dass es in Waldbröl einige clevere Kinder gibt, die sich in der Welt des berühmten Zauberlehrlings bestens auskennen. Sie haben sich nun an zwei Tagen in den Escape-Room der Stadtbücherei begeben, um das knifflige Rätsel des achten Horkrux zu lösen.

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Jaqueline Gomer und Carolin Peters sind zwar keine Kinder mehr, fühlen sich in der magischen Welt der Bücherreihe wie viele Erwachsene trotzdem pudelwohl. Kein Wunder, schließlich sind beide nicht nur Fans von Harry Potter, sondern sie leiten auch die Waldbröler Stadtbücherei im Bürgerhaus. Gomer ist seit vier Jahren Mitarbeiterin, Peters seit zwei Jahren – und die beiden führen das weiter, was schon die Teams vor ihnen mit viel Engagement verfolgt haben: Spannende und fantasievolle Veranstaltungen ins Leben zu rufen, damit Kinder früh und mit Freude die Bücherei besuchen und mit Literatur in Kontakt kommen.

Mit dem aktuellen Escape-Room-Projekt haben beide wohl ihren bislang größten Zauber abgeliefert. „Wir sind im letzten Jahr auf die Idee gekommen, da haben wir bei Instagram gesehen, wie andere Büchereien solche Escape-Rooms gestaltet haben.“ Das Prinzip ist einfach: Dabei lässt man eine Gruppe in einem oder mehreren Räumen zurück und sie müssen darin verschiedene Rätsel knacken und Aufgaben erfüllen, um so das Spiel zu gewinnen und wieder freizukommen.

[Jaqueline Gomer (li.) und Carolin Peters haben eine Harry-Potter-Welt in der Waldbröler Bücherei geschaffen.]

Die Themenfrage hatten Gomer und Peters schnell geklärt. „Harry Potter geht immer“, sagt Peters mit einem Lachen. Die Bücher haben sie beide verschlungen, auch wenn das nun schon etwas länger her ist als bei den Besuchern, auf die sie am Freitag und Samstag warteten. Viel Arbeit haben die Geschichte und die Rätsel gemacht. „Die Rätsel sollen ja nicht zu einfach oder zu schwer sein, die Kinder sollen mit einem Erfolgserlebnis da raus gehen.“

Als die Puzzle standen, mussten sie aber natürlich noch umgesetzt werden. Und dabei hat das Duo seiner Fantasie freien Lauf gelassen. Einen Raum haben Gomer und Peters in der Bücherei dafür auf den Kopf gestellt. „Die Filme geben visuell ja einiges vor, das hat es uns erleichtert“, sagt Peters. Ein Monat Arbeit steckt dahinter.

[Wo ist der nächste Hinweis versteckt? Die Kinder versuchen, das Rätsel zu lösen.]

Was auf sie zukommt, davon wissen Carla (8), Anna (9), Leon (10) und Leo (10) nur wenig. Sie sind die erste von acht kleinen Gruppen, die das Rätsel um den achten Horkrux des Lord Voldemort lösen wollen (Die Erklärung, was Horkruxe sind, würde den Rahmen des Textes sprengen, sie sind jedenfalls megawichtig für die Macht des Fieslings). Die Einladung mit der Vorgeschichte haben sie erhalten, mehr gab es nicht. Dafür werden sie von Gomer und Peters mit den wichtigsten Regeln versorgt und sogar einen Zaubertrank gibt’s noch vor dem Start: Das „flüssige Glück“ mundet den jungen Potterfans vorzüglich.

Danach geht es für sie geradewegs durch das Gleis 9 ¾ - und kommen aus dem Staunen kaum heraus. Kerzen hängen von der Decke und erhellen den abgedunkelten Raum, die Fenster sind mit Zeitungsseiten mit Schlagzeilen aus dem Zauberuniversum verklebt, die von der Sonne erhellt werden. Die Wände verzieren Gemälde von bekannten Charakteren, der sprechende Hut ruht noch stumm auf einer Holzvorrichtung, der Umhang des Zauberlehrlings hängt an einem Regal. In jeder Ecke des Raumes, gefühlt in jedem der noch verbliebenden Bücherregale, sind für Fans Details zu entdecken. Und die markante Musik aus den Filmen sorgt für Gänsehaut.

[Für Harry-Potter-Fans gibt es viel zu entdecken.]

Carla, Anna, Leon und Leo sind schnell in dieser Welt versunken und stöbern, rätseln und puzzeln, was das Zeug hält. Die Begeisterung ist ihnen von der ersten Sekunde anzumerken. Und falls sie doch mal ein bisschen Hilfe brauchen: Alle Gruppen haben eine Begleitperson dabei, in diesem Fall Daniela Dittrich, die Mama von Leo. Außerdem wurden in der Eulerei (Potter-Fans wissen Bescheid) Hinweise deponiert, die bei den Aufgaben auf die Sprünge helfen können. Weiter beobachten Gomer und Peters die Zauberschüler über eine installierte Kamera. „Die Kinder haben eine Stunde Zeit. Wenn es am Ende knapp werden sollte, helfen wir noch ein bisschen.“

[Foto: Stadtbücherei Waldbröl --- Nach 56 Minuten hatten sie die Lösung aufgespürt: Anna und Carla (vorne, v.li.) sowie Leon und Leo (hinten, v.li.).]

Mehr wird an dieser Stelle über das magische Abenteuer nicht verraten. Denn: Da die Nachfrage nach den wenigen Terminen am Freitag und Samstag so groß war, ist eine Wiederholung im kommenden Jahr wahrscheinlich, wie Gomer und Peters und auch Fachbereichsleiterin Beate Bertrams-Helzer sagen. Letztere hat ein Sonderlob für die beiden Angestellten im Gepäck: „Sie sind so engagiert und kreativ, hier steckt so viel Mühe drin, wir sind begeistert.“

Begeistert waren auch die Besucher, die jungen ebenso wie die erwachsenen: Daniela Dittrich jedenfalls würde sich auch freuen, wenn sie das nächste Mal nicht nur als Begleitperson dabei sein könnte – und mit diesem Wunsch ist sie nicht allein. Ein Harry-Potter-Escape-Room für Erwachsene in der Bücherei könnte im nächsten Jahr jedenfalls Wirklichkeit werden.

Bis Hogwarts wieder schlaue Retter benötigt, bleibt es in der Waldbröler Bücherei dennoch ein bisschen magisch: Die Kerzen sollen ab jetzt das ganze Jahr über von der Decke hängen.