KARNEVAL
In Morsbach regnete es neben Kamelle auch Hinkelsteine
Morsbach - Ob Schwimmbadschließungen, Wolfssichtungen oder römische Legionäre: Der Rosenmontagszug in der Republik quoll auch in diesem Jahr wieder über vor Ideen.
Von Peter Notbohm
Auf den Morsbacher Kegelclub „Knalldrop“ kann man sich verlassen! Seit Jahren präsentieren die Karnevalisten stilsicher einige der schrägsten Ideen und besten Choreographien im Morsbacher Rosenmontagszug. Vor zwei Jahren noch als Klimakleber aktiv hatte es die Truppe in diesem Jahr nach Gallien zu Asterix und Obelix verschlagen. Die römischen Legionäre wurden von Asterix nach Genuss des Zaubertranks reihenweise vermöbelt, anschließend ließ es Obelix neben Kamelle auch noch Hinkelsteine auf die armen Römer regnen.
Den Zaubertrank braute der Knalldrop-Druide übrigens während des Zuges höchstpersönlich: Der kleine Wagen der Fußgruppe hielt sich streng an den bekannten Comic Operation Hinkelstein und stank entsprechend – garniert mit dem Motto der Gruppe: „Braune Suppe schmeckt uns nicht, drum kocht in Mueschbech Miraculix!“ Der Zaubertrank sollte dabei nicht nur Asterix und Obelix helfen, sondern auch der kränkelnden deutschen Wirtschaft.
[Keine Chance hatten die Römer gegen Asterix und Obelix.]
Überhaupt war der Zug in der Republik wieder eins: Bunt, laut und (lokal)politisch. Näherten sich die „Partyvögel“ mit ihrer Dampflok, die früher steuerfrei rauchte und nun durch die CO2-Abgabe gefährdet ist, noch den ganz großen Themen an, sahen die „Krawallas“ durch die Schließung der Schwimmbäder ihr Synchronschwimmen gefährdet und vollführten an Land schon einmal Trockenübungen. Die Fußgruppe der Leonardo Da-Vinci-Schule suchte mit ihren Bushaltestellen-Kostümen nach dem nächsten Halt in Richtung Zukunft und gleich zwei Mottowagen beschäftigten sich mit den Wolfssichtungen in der Region.
Erklärte die Hueschosser Jongen Partei (HJP) den ab und zu ein Schaf reißenden Wolf an Karneval noch zum braven Feiertier, ging es mit den „Dullys“ in die Märchenwelt. Dort jagte der große böse Wolf, angelockt von einigen echten(!) Rinderrippen, gleich mehrere Rotkäppchen und verschleppte sie in den Wald. An Ideenreichtum mangelte es den Morsbachern definitiv auch in diesem Jahr nicht.
[Der große böse Wolf hatte es bei den Dullys auf das Rotkäppchen abgesehen.]
Darauf war auch Zugleiter Peter Becker wieder besonders stolz: „Unsere Morsbacher Vereine haben immer super Mottos und tolle Ideen, mit denen wir Morsbacher Themen aufs Korn nehmen.“ Er rechnete bei bestem Wetter mit bis zu 10.000 Menschen im Ortskern. Auch von den erhöhten Sicherheitsauflagen (u.a. wurden dieses Jahr noch mehr Straßen gesperrt und abgesichert, um die Sicherheit aller Beteiligten zu garantieren) hatten sich die Mueschbecher Karnevalisten nicht abschrecken lassen.
Der Zug war nach guten Gesprächen und Informationsveranstaltungen im Vorfeld noch einmal etwas größer als im Vorjahr. Insgesamt 49 Fußgruppen, 22 Wagen und drei Musikvereine aus 35 Gruppen und Vereinen sorgten für ein knapp dreistündige Spektakel, ehe es anschließend ins Festzelt ging. Insgesamt waren 1.400 Karnevalisten beteiligt - 200 mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der Wagenengel stieg von 120 auf 160.
Mit der KG Ospel Jung & Alt kam der Día de los Muertos aus Mexiko in die Republik, die KG Denklingen kam als Gruppe von Afro-Jamaikanern. Die „Jecke Bunte Truppe“ drehte den Spieß einmal um und und ließ die zur Sicherung eingesetzten Polizisten einmal kräftig pusten, auch wenn es nur Seifenblasen waren. „Querbeet“ marschierte im Zwergenlook und deutete schon einmal die Machtübernahme im Oberbergischen an und die Wolpertinger sahen die Welt als riesige Manege in ihrem Zirkus.
Erstmals am Morsbacher Rosenmontagszug nahmen die Föschber Jecken aus Niederfischbach teil, einer von zwei Neulingen. Die „Echt Jecken Dorffründe“ marschierten mit ihrer Gruppe mit einem Plädoyer für mehr „Good News“ in den Medien durch den Zug.
Den krönenden Abschluss bildete Prinz Patrick I. Für den Ur-Kölner, der 2012 nach Morsbach gezogen war, erfüllte sich ein Lebenstraum. Er hatte seinen Vorgänger Prinz Markus I. beim Schubkarrenrennen angesprochen „und schon war ich Prinz“. Seinen Prinzenwagen lehnte er an die Kölner Zuschauerreihen in der Kölner LANXESS Arena an, wo der bekennende Haie-Fan regelmäßig beim Eishockey ist. Er blickt auf eine „lange und sensationelle Session“ mit über 150 Auftritten zurück. Den Rosenmontagszug genoss er in vollen Zügen und warf reichlich Kamelle unters Volk.
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