KARNEVAL
„Laut und schrill, aufmerksam und still… “
Engelskirchen - Gestern rissen 1.400 jecke Damen bei der gestrigen Sitzung ordentlich die Hütte ab - Mix aus Musik und Rednern kam gut beim Publikum an.
Von Leif Schmittgen
Im mit 1.400 Jecken Damen restlos ausverkauften Engelskirchener Festzelt startete der Literat der KG Närrische Oberberger Phillipp Söhngen mit dem ausgelassen feiernden Publikum gleich zu Beginn der gestrigen Damensitzung ein Experiment. „Wir wissen, dass ihr laut könnt. Aber könnt ihr auch leise“? Denn noch vor dem prunkvollen Einmarsch der Tolliäten nebst Schmölzchen und Mariechen hatte Söhngen um Contenance bei den Rednern des Nachmittags gebeten.
Das Who is Who des rheinischen Karnevals gab sich im Mix mit zahlreichen Musikacts die Klinke in die Hand. Den Anfang machte der Porzer Bernd Stelter, der einen mit Gitarre untermalten Jahresrückblick zum Sitzungsauftakt servierte. Unter anderem frotzelte der Altmeister über die US-Wahl und gab mit „80 Jahr, blondes Haar und `ne scheiß Frisur“ eine freie Interpretation eines Udo Jürgens-Klassikers zum besten. Auch die nunmehr gescheiterte Ampel wurde ordentlich durch den Kakau bzw. das „Gras“ gezogen. „Jetzt, wo Cannabis legal ist, ärgere ich mich, dass ich seit einigen Jahren Nichtraucher bin“, so Stelter, der schließlich von der Bläserhausband „Quartier 06“ standesgemäß musikalisch mit „Ich hab drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär“ sowie den ersten stehenden Ovationen des Nachmittags von der Bühne verabschiedet wurde.
Wieder Platz zu nehmen lohnte sich für die jecken Damen nicht, denn die Crew der Band „Lupo“ hatte blitzschnell das Setting für die Musiker auf der großen Bühne platziert. Die Kölner waren spontan für die „Domstürmer“ eingesprungen, die ihren Gig krankheitsbedingt absagen mussten. Der improvisierte Gig gab der ersten „Lautprobe“ keinen Abbruch, im Gegenteil. Aus vollen Kehlen sangen, tanzten und schaukelten die begeisterten Mädels die Hits wie „Loss jonn“ oder „Quer durch Kölle“ mit.
Die Holzbretter im Festzelt wurden bei der Mischung aus rockigen und gefühlvollen Mundartsongs – teils mit der Fidel untermalt - erstmals durch wildes Umherhüpfen auf eine Zerreißprobe gestellt und sollten dem mitreißenden Aufritt aber standhalten. Sitzungspräsident Daniel Technow (Foto li.), der gemeinsam mit KG-Urgestein Reinhold Müller die Moderation des illustren Nachmittags übernommen hatte, zog ein frühes Zwischenfazit, welches sich aber während der restlichen Sitzung bewahrheiten sollte: der aktuellen Diskussion, ob man Rednern im Karneval künftig keine Bühne mehr bieten solle, erteilte er eine klare Absage und attestierte den Anwesenden ein für den gesamten Karneval und den Abend vorbildliches Verhalten: „Ihr seid laut und schrill, aufmerksam und still, genauso soll es sein“.
Denn nun galt es wieder zuzuhören: „Dass ein Vorbestrafter zum Präsidenten gewählt wird, geht sonst nur beim FC Bayern München“, kommutierte auch Guido Canz das aktuelle Zeitgeschehen, haderte anschließend mit dem eigenen Älterwerden: „Inzwischen habe ich schon vor dem Aufstehen 3.000 Schritte auf der Uhr, weil ich nachts so oft aufs Klo muss“ und freute sich aber über die „Gastfreundschaft“ der anwesenden Damen: „Verhungern oder verdursten muss man bei den reich gedeckten Tischen nicht“.
Denn mit Flönz, Käseigeln und Pittermännchen waren die Tafeln reich mit selbst mitgebrachtem Proviant gedeckt. Spätestens beim hoch umjubelten Auftritt von Kasalla gab es wegen wildtanzender Damen vor der Bühne kein Durchkommen mehr, dass beim später folgenden Auftritt der Kultrocker von Brings nicht die Hütte abgerissen wurde, grenzte an ein Wunder, war die Partystimmung spätestens beim Auftritt er Kultrocker im Schottenrock am Siedepunkt angelangt.
Eine „Superjeile Zick“ feierten die buntkostümierten auch bei den Einlagen von der vereinseigenen Tanzgruppe „Rot Weiss“, Schlossgarde, der Kölschen Surfpopband „Planschemalöör“ und den Newcomern von „StadtRand“. Das fulminante Finale der ersten von zwei Damensitzungen in Engelskirchen bildete die Fauth Dance Company „Gentlemen“. Am heutigen Nachmittag geht es im ebenfalls bereits ausverkauften Festzelt mit ähnlichem Programm weiter. Unter anderem werden die Höhner und Cat Ballou ihre Visitenkarte bei den Närrischen Oberbergern abgeben.
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