KARNEVAL

Nur noch am Genießen

lw; 20.02.2023, 19:56 Uhr
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Fotos: Thomas Wirczikowski --- Volle Straßen in Engelskirchen: Die Narren hatten ihren Straßenkarneval vermisst.
KARNEVAL

Nur noch am Genießen

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lw; 20.02.2023, 19:56 Uhr
Engelskirchen – Mehr als 10.000 Menschen feiern ausgelassen den Engelskirchener Zug bei bestem Wetter – Jede Menge kreative Einfälle und natürlich Kamelle.

Von Lars Weber

 

Trockenes Wetter mit einem Hauch Sonnenschein, rund 1.500 bestens aufgelegte Zugteilnehmer, Unmengen an Kamelle, ein eingespieltes Dreigestirn und vor allem mehr als 10.000 meist kostümierte und friedliche Besucher: Viel besser hätte sich die KG Närrische Oberberger den ersten „richtigen“ Rosenmontagszug seit Pandemieausbruch im rappelvollen Engelskirchen wohl selbst nicht ausmalen können. Es war fast so etwas wie das Geburtstagsgeschenk zum 130-jährigen Bestehen. Das Dreigestirn um Prinz Tim I., Bauer Adi und Jungfrau Sissi waren jedenfalls hochmotiviert beim Höhepunkt dieser Session – und zeigten dies auch beim Zuch.

 

[Ein eingespieltes Team: Das Dreigestirn um Prinz Tim I. (Mitte), Bauer Adi und Jungfrau Sissi.]

 

Natürlich als finaler Abschluss von 43 Gruppen – es waren allein 21 Traktoren und sechs Autos im Einsatz – heizte das Dreigestirn den Karnevalsfreunden mächtig ein. Vor allem aber sagten sie auch „Danke“ für diese Session, die nach der Pandemie nicht immer einfach war. Auch beim Zuch nahmen zehn bis 15 Gruppen weniger teil als noch vor Corona. Zudem musste sich die KG in der Planung neu aufstellen. Zum einen sei in den Pandemie-Jahren etwas die Routine abhandengekommen, sagte der zweite Vorsitzende Michael Peffeköver. Zum anderen musste Zug-Organisator Egon Prinz, der diese Aufgabe schon länger als 30 Jahre erledigt hatte, das Amt aus gesundheitlichen Gründen an Dirk Schwamborn abgeben. Umso mehr freute sich die KG, dass Prinz heute trotzdem im Führungsfahrzeug mitfahren konnte.
 

Es ist eine dieser emotionalen Geschichten, die diese Session in Engelskirchen geschrieben hat. Die andere ist sicher der Abschied vom Vorsitzenden Armin Gries (OA berichtete), zu dem auch das Dreigestirn eine besondere Beziehung hat. „Die Session war schon sehr intensiv und emotional“, sagte Prinz Tim I., bevor sich der Zug gegen 13 Uhr in Bewegung setzte. Die Zeit der Nervosität hätten sie aber schon lange abgelegt. „Jetzt geht es nur noch ums Genießen!“, so Jungfrau Sissi, „um Musik, um Spaß und ums Tanzen“, fügte Prinz Tim I. noch hinzu.

 

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Und die Menschenmenge, die ihnen kurze Zeit später im Zentrum Engelskirchens über mehrere Stunden zujubelte, tat genau das. Der Lindwurm startete in diesem Jahr aufgrund der Baustelle auf dem Bahnhofsvorplatz auf der Leppestraße, bog in die Bergische Straße ein, wendete an der Grundschule und schlängelte sich dann wieder zurück zur Märkischen Straße bis auf die Hardt, wo er sich fast am Festzelt auflöste. Die Bergische Straße wurde so zur echten Partyzone mit Fußgruppen, Traktoren und viel Musik auf beiden Fahrspuren. Ein Nachteil: Wer sich zum Beispiel am Bahnhofsvorplatz positioniert hatte, durfte auch rund zwei Stunden warten, bis der Zug bei ihm angelangt war. Die Baustelle wird die Engelskirchener noch eine Weile begleiten, sodass die KG mindestens noch im kommenden Jahr weitere Erfahrungen mit dieser Strecke sammeln kann.

 

Die Teilnehmer des Zuges bewiesen einmal mehr viel Kreativität. Viele „alte Hasen“ waren wieder mit dabei. Aber auch einige Neulinge. Allen voran natürlich etwa 80 Ukrainer, die in der Fußgruppe der Caritas als „Friedensengel“ mitliefen (OA berichtete). Anfangs noch etwas schüchtern, gewöhnten sich die vornehmlich Frauen, Jugendliche und Kinder schnell an die Sitten und teilten fleißig Kamelle, vor allem aber auch viel Freude aus.  

 

Zu den alteingesessenen Gruppen gehörten unter anderem „Rommersberg un' Fründe“, „Steeger Hütte un' Fründe“, die KV „De Spätzünder“ oder die KG „Große Albertsthaler“, die in diesem Jahr sogar ihr 100-Jähriges auf dem Zug feierte. Zu diesem Anlass hatten sie sich prominenten Besuch eingeladen: Die Maus, der blaue Elefant und die Ente (aus der Sendung mit der Maus) schauten persönlich in Engelskirchen vorbei – und verzauberten nicht nur die Kinder. Für die jüngsten Jecken gab es generell viel zu Bestaunen: Mit den Figuren aus der Sesamstraße (die Rommersberger) sowie Mickey und Pluto (VfL-Ballett un‘ Fründe) tummelten sich noch mehr bekannte Charaktere in den Straßen.

 

 

Schon lange dabei ist das Karnevals-Komitee Leppestraße (KKL, Foto). Seit 1967 existiert der Verein. „Drei Jahre keine KKL-Sitzung, das war komisch“, sagen die Mitglieder um den neuen Präsidenten Sven Scherer, der seinen Vater Heinz ablöste. Die Pandemie war aber nicht das einzige, was dem KKL zugesetzt hat. Beim Hochwasser 2021 am Lepperhammer wurde die Vereinshalle geflutet – und ihr Karnevalswagen zerstört, weshalb sie in diesem Jahr nur mit „Willi“, dem Traktor, an den Start gingen. „Der hat überlebt, der stand aufm Berg!“ Sie hoffen, bald eine neue Halle gefunden zu haben (Der Verein nimmt Angebote gerne entgegen). Dann wollen sie auch wieder mit einem schmucken Wagen durch ihren Ort ziehen.

 

[Die „Närrischen Glückskäfer“ machten gute Laune.]

 

An bunten, ausgefallenen, lustigen und spektakulären Ideen mangelte es den Zugteilnehmern nicht. Das funktionierte im Kleinen, wenn zum Beispiel die „Närrischen Glückskäfer“ als bunte Emoji-Kolonne den Zuschauern ein garantiertes Lächeln ins Gesicht zauberten. Aber das funktionierte natürlich auch im Großen, wenn die Jungs von „Wann Orsen“ mit ihrer riesigen Dampflok durch das Zentrum krachten oder die „Mädels vom Lande“ die Karnevalsfreunde in die Steinzeit zurückversetzten – inklusive eines riesigen Vulkans.

 

[Die „Mädels vom Lande“ wussten, wo es zur Party geht.]

 

Die sieben Gruppen der KG Närrische Oberberger gehörten natürlich zu den vielen Höhepunkten dazu. Die jecken Mitglieder genossen diesen Rosenmontagszug, getreu dem Sessionsmotto: „Der Fasteleer wird niemals mies, mit nem Dreigestirn vom Tanzkorps Rut-Wiess.“ Darauf ein dreifaches „Engelskirchen Alaaf und Kall du!“

BILDERGALERIE

KOMMENTARE

1

Schade, dass einige Gruppen nach 3/4 der Strecke keine Kamelle für die Kinder mehr hatten. Die Kinder waren enttäuscht.

Heide, 21.02.2023, 15:34 Uhr
2

HaRüSchLei/Team Hahn, ich liebe euch.
Euer Fan Alina

Alina , 26.02.2023, 11:01 Uhr
0 von 800 Zeichen
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