KARNEVAL
Rassismus-Eklat beim Karneval im Kreis Olpe: Rote Funken zeigen klare Kante
Bergneustadt – Während des Programms der Tanzgarde bei einer Sitzung in Drolshagen-Berlinghausen wurden rechte Parolen gegrölt – Gegen einen Mann ermittelt nun der Staatsschutz – Rote Funken lassen bestimmten Song jetzt weg.
Von Lars Weber
Rund ein Jahr lang haben sich die Roten Funken Belmicke auf die neue Session vorbereitet. Für den Einmarsch in die Hallen und Zelte während des Karnevals hatte sich die Tanzgarde des TuS Belmicke für den Song „L’amour toujours“ des beliebten DJs Gigi D’Agostino entschieden. Eigentlich ein echter Party-Kracher, wurde der Song zuletzt immer wieder von einer Minderheit für rechte Gesänge missbraucht. Bekannt wurde im Oberbergischen ein Vorfall in einem Club in Wildbergerhütte, bei dem die Staatsanwaltschaft inzwischen Ermittlungen aufgenommen hat (OA berichtet). Nun hat es auch die Roten Funken und den TuS Belmicke getroffen – die sich umgehend deutlich und klar positioniert haben.
Passiert ist der Vorfall bei einer Sitzung eines befreundeten Vereins in Drolshagen-Berlinghausen im Kreis Olpe, bei dem privat auch WDR-Mitarbeiter anwesend waren, die den Fall öffentlich machten. Rund 200 Menschen befanden sich am Samstagabend in der dortigen Halle, wie Rainer Tomasetti, Vorsitzender des TuS und Präsident des Elferrats, auf OA-Nachfrage erzählt. „Wir haben uns sehr auf den Auftritt gefreut.“ Man kennt sich, schließlich treten die Belmicker seit 30 Jahren in Berlinghausen auf. Beim Einzug der Roten Funken wird wie zuletzt „L’amour toujours“ gespielt – und sowohl Tomasetti wie auch die Tänzerinnen und Trainerin Lisa-Marie Gerke nehmen die gerufene Hetzparole „Ausländer raus“ wahr. „Wir waren schockiert“, so Tomasetti.
Der Vorsitzende bleibt aber nicht untätig. Als er nach dem Auftritt die Tänzerinnen vorstellen soll, nutzt er auf der Bühne die Gelegenheit, die Personen anzusprechen. „Das waren etwa ein bis zwei Leute aus einer etwas größeren Gruppe.“ Ihnen und allen anderen habe er klar gesagt, dass Hetzparolen nirgends hingehören, schon gar nicht in den Karneval. „Wir müssen aufpassen. Jetzt brüllen es drei, das nächste Mal vielleicht schon 30“, habe er den Anwesenden gesagt. Die Roten Funken rufen anschließend die Polizei, die einem 22-Jährigen einen Platzverweis erteilen.
Damit ist die Angelegenheit aber noch nicht erledigt, wie die Polizei Hagen auf Nachfrage sagt. Aufgrund der gerufenen Aussagen ermittelt nun der Staatsschutz wegen Volksverhetzung. „Die nächsten Tage sollen die ersten Vernehmungen geführt werden.“ Dabei werden Zeugen und auch der Tatverdächtige angehört.
[Das Präsidentenduo (v.li.) Kevin Mankel und Rainer Tomasetti bei der Karnevalsparty des TuS Belmicke vergangene Woche.]
Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass sie die Hetzparole während des Songs wahrgenommen hätten, erzählt Tomasetti weiter. Auch schon bei ihrem Auftritt bei der eigenen Karnevalsparty vergangenen Freitag im St. Anna-Heim habe die Trainerin auf einem Video, das sie von dem Auftritt der Roten Funken gemacht habe, den Ruf im Hintergrund gehört. „Sie hat mich danach angerufen. Es war uns aber nicht möglich zu klären, wer dort gerufen hat.“ Der Staatsschutz Köln ermittelt aber inzwischen trotzdem gegen Unbekannt, wie die Polizei auf Nachfrage mitteilte.
Wiederholen soll sich solch ein Vorfall nicht, weshalb die Roten Funken ihr Programm nun angepasst haben und den Song getauscht haben. In einem Statement auf Instagram schreiben die Roten Funken unter anderem: „Wir alle tanzen aus Leidenschaft und Liebe für den Karneval. Hier ist kein Platz für Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Hass und Hetze.“ Tomasetti ergänzt: „Wir alle müssen Augen und Ohren offenhalten und klar Stellung beziehen, damit so etwas im Keim erstickt wird.“
Bei aller Aufregung der vergangenen Tage: Der TuS möchte auch noch Karneval feiern. Die Roten Funken werden unter anderem noch am Zug in Drolshagen teilnehmen. Höhepunkt wird die eigene Sitzung am Samstagabend im St. Anna-Heim in Belmicke sein, die bereits ausverkauft ist.
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