KARNEVAL
Viele Premieren und Geburtstage
Lindlar - Der größte Umzug seit vielen Jahren zog am Nachmittag durch das Ortszentrum.
Von Leif Schmittgen
Nicht nur am Himmel, sondern auch im Herzen von Zugleiter Oliver Knauf schien in diesem Jahr die Sonne besonders hell. „Wir haben erstmals in meiner Amtszeit über 1.000 Teilnehmer“, freute sich Knauf kurz vor dem Start des Lindlarer Karnevalszugs. Im vergangenen Jahr hatte man die schon seinerzeit anvisierte Marke noch um Haaresbreite verpasst. Knauf zeichnet seit 2018 für den närrischen Lindwurm verantwortlich und hatte ihn zur eigentlich unjecken Zeit um Punkt 14 Uhr gen Ortszentrum geschickt.
Und besonders farbenfroh präsentierten sich die insgesamt 45 teilnehmenden Gruppen - auch diese Zahl bedeutet einen Rekord seit dem Ende der Pandemie - dieses Mal. Es war ein Zug der runden Geburtstage: Allen voran die gastgebende KG Rot-Weiß-Lindlar. „Seit 20 Jahren feiern wir unsere Sitzungen im Zelt“, verriet Präsident Philipp Caucal das Motto „Kunterbunt und raderdoll, mache m´r de 20 voll“. „Silberhochzeit“ feierten in diesem Jahr die Musiker von Samba Loco, die seit 25 Jahren ein wenig Zuckerhut-Flair mit ihren brasilianischen Klängen in die Gemeinde bringen und zur Feier des Tages in Silber glitzernde Kostümen aufwarteten.
100 Lenze hat der TuS Lindlar auf dem Buckel. Neben den Tänzern gesellten sich gleich noch die Fußballer mit zur Fußgruppe. Die Teilnehmerzahl wurde damit mal eben auf 180 verdoppelt. Seit Jahren ist Bastian Kunter mit Frau und zwei Kindern Teil der Gruppe. Warum? „Wir sind alle komplett jeck. Aus Spaß an der Freud", begründete Kunter das Engagement seiner Familie. Den 30. Geburtstag feierte außerdem der TSC Lindlar, ebenfalls mit einer Abordnung beim Zug vertreten.
Die dunklen Zeiten aufhellen wollten die „Bunten Zochvögel“ aus Lindlar. Die 30 Narren nahmen als Premierengäste teil und planen nun, ihr jeckes Engagement in Zukunft auszubauen. „Wir möchten ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen“, berichtete Carina Daffe. Sie hatte die Gruppe gemeinsam mit Jannika Ellerich im vergangenen Jahr in Leben gerufen. Offensichtlich ganz hoch im Kurs stand in diesem Jahr Comicheld Lucky Luke. Der urige Cowboy war gleich an drei Mottowagen vertreten.
„Wir holen uns die Kindheit zurück“ , sagte Jonas, der mit 25 Kumpels und Freundinnen aus Overath-Vilkerath ebenfalls zum ersten Mal in Lenkeln vertreten war. „Wir wollen keine schnöden Cowboys sein“, meinte Mika aus Bechen zur Mottowahl seiner 25-köpfigen Truppe. Der Freundeskreis aus Kürten und Lindlar hatte sogar ein dreidimensionales Ebenbild des Westernhelden aus Kaninchendraht und Pappe geformt. „Meine Nachbarin ist Wagenbauerin beim Kölner Rosenmontagszug und hat uns wertvolle Tipps zum Bau gegeben“, meinte Nina Fitzner, die sich unter anderem um die Kostüme der Truppe gekümmert hatte. „Erstlingstäter“ waren auch die Minions der Landjugend aus Engelskirchen. Die 40 jungen Leute im Alter zwischen 16 und 25 haben sich seit dem Sommer auf die jecken Tage vorbereitet und über ihr Kostümoutfit zuvor demokratisch abgestimmt.
Ganz aus dem Häuschen war auch Prinz Markus aus dem Hause Scherer. „Es ist einfach unglaublich überwältigend“, beschrieb er seine Gefühlslage. Mit seinem Schmölzchen genoss er sichtlich das Bad in Menge. Viel Spaß hatte auch das Kinderprinzenpaar Sophie und Filip, beide hatten einen Ehrenplatz auf dem Zugführerwagen erhalten.
Tausende farbenfroh Kostümierte säumten die Straßenränder. Vertreten waren kleine und große Gaukler, Zauberer, Clowns, Strafgefangene sowie Cowboys und -girls. „Schön ist das Leben“, dröhnte es nicht nur aus den Lautsprechern, sondern wurde auch ausgelassen beim Lenkelner Straßenkarneval gefeiert. Am Abend werden im Festzelt noch der schönste Mottowagen und die originellste Fußgruppe prämiert.
Trotz viel guter Laune und einem rundum gelungenen Umzug: Ein Wermutstropfen blieb bei Oliver Knauf. „Wenn die Auflagen weiterhin steigen, wird es mittelfristig keine Traditionsveranstaltungen wie diese mehr geben“, blickte er in die Zukunft. Aber glücklicherweise helfe man sich in Lindlar. Ein örtlicher Handwerksbetrieb stellte den Karnevalsfreunden kurzerhand seine Lkw als Straßensperre zur Verfügung. Alle Seitenwege zum Zug müssen ab diesem Jahr abgesichert sein.
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