KULTUR
Das „Kukidentgeschwader“ als „kriminelle Senioren“
Wiehl – Das Schau-Spiel-Studio Oberberg zeigt die Kriminalkomödie „Kriminelle Senioren“ von Walter G. Pfaus unter der Regie von Raimund Binder und entführt in ein Seniorenheim mit besonderen Bewohnern.
Von Vera Marzinski
Es ist bereits die zweite Komödie in 2024 auf der Bühne des Schau-Spiel-Studios Oberberg - allerdings stammte die erste von Kleist und ist über 200 Jahre alt. „Der zerbrochene Krug“, ebenfalls von Binder inszeniert, war ein Erfolg und auch das Stück „Kriminelle Senioren“ zeigt wieder ein spielfreudiges und hervorragendes Ensemble.
In der Komödie von Walter G. Pfaus geht es um vier Bewohner einer Seniorenresidenz, die eine große Reisetasche voll Geld – eine halbe Million – zur Hochform auflaufen lässt. Laura (Marion Fuchs), Sonja (Bärbel Stinner), Anita (Marita Hermann) und Arno (Hans-Gerd Pruß) sind die rüstigen Rentner. Sie treffen sich jeden Tag in Lauras Zimmer, spielen Karten oder hecken irgendwelche Streiche aus. Schwester Gerda (Beate Breiderhoff) muss das dann bei der Heimleitung wieder "ausbügeln". Aber eigentlich würden sie gerne einmal einen richtig "großen Coup" landen und planen, einen Geldtransporter zu überfallen. Das ist aber nur so eine Idee.
[Enkelin Nele (Gesa Dittmann) ist verzweifelt, weil die Ganoven sie bedrohen – doch ihre Oma Laura (Marion Fuchs) weiß Abhilfe.]
Doch dann kommt Lauras Enkelin Nele (Gesa Dittmann), deren Freund einem Drogenhändler sein Bargeld abgenommen hat. Bei der Oma, denken sie, ist das Geld gut aufgehoben, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Aber sie wurden gesehen und der Ganove schickt einen seiner Leute, um das Geld wieder zu holen. Die Senioren gründen kurzerhand die „LASA GmbH" (Laura, Anita, Sonja, Arno). Derweil plant Heimleiter Oskar Langer (Oliver Bonzel) mit Buchhalterin „Hanne-Lore“ Oberwachtel (Maike Krei) einen Tanzabend mit der Feuerwehr und Clownsauftritt.
Regisseur Raimund Binder hat wieder einmal alle Rollen passend besetzt. So ist Bärbel Stinner als Sonja eitel und ein bisschen naiv, läuft aber nicht nur in den Rollen als Zara Leander, Kosmetikerin oder in Lederkluft zur Hochform auf. Marita Herrmann spielt die Anita, die, wenn es sein muss, dement ist - mit viel Witz. Seine Rolle als Hahn im Korb kostet Pruß als Arno genüsslich aus. Rolf Peter Klaus ist brillant in der Doppelrolle als großmäuliger Gangster (Theo) und Drogenboss „Mauser, Theo Mauser“, ganz im James Bond-Stil.
[Ganove Theo Mauser (Rolf Peter Klaus) will die Geldtasche abholen, aber gegen die cleveren Senioren kommt er nicht an – wie hier die verkleidungsbegeisterte Sonja (Bärbel Stinner).]
Die Schauspieler zeichnen ihre Rollen mit viel Sorgfalt. Die vernünftige Laura alias Marion Fuchs ist zwar Bedenkenträgerin, hat aber auch immer gute Ideen. Hervorragend auch Gesa Dittmann als Enkelin Nele. Beate Breiderhoff als Schwester Gerda hat nicht nur viel Spaß mit den Senioren – man nimmt ihr die resolute Pflegerin sofort ab. Die gendernde Heim-Buchhalterin verzweifelt fast an dem Quartett, das unzurechnungsfähig, umständlich, pingelig, wahnsinnig vergesslich ist oder es im Kreuz hat – wenn es ihnen gerade passt. Gemeinsam mit Heimleiter Langer spielt auch Maike Krei gewohnt gut und Oliver Bonzel sprang erst kurz vor der Premiere für die Rolle des Heimleiters ein, was er bravourös meisterte.
Für die Technik ist bei diesem Stück Pirmin Ader zuständig. Er leuchtet das Bühnenbild – ein Zimmer im Seniorenheim mit Balkon – aus und steuert die passende Musik zu den Übergängen. Eine urkomische Komödie, in der die Senioren um einen guten Spruch nie verlegen sind. „Kosmetik ist die Kunst, aus der Not eine Jugend zu machen“, sagt etwa Sonja und Arno stellt fest: „Ich bin kurzsichtig, ich sehe nur noch, was ich sehen will.“
Wie das „Kukidentgeschwader“ die Klischees vom Alter zu seinen Gunsten wendet, ist bis zum 7. April noch elfmal zu sehen: theater-wiehl.de/spielplan
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