KULTUR
Denkanstöße und Humor an drei abwechslungsreichen Abenden
Wiehl - Der Kulturkreis Wiehl präsentierte im Burghaus Bielstein Comedy-Kabarett mit ganz unterschiedlichen Akzenten.
Von Vera Marzinski
Der Kulturkreis Wiehl bot im Burghaus Bielstein drei Comedy-Kabarett-Abende an, die zugleich Nachdenkliches boten. Drei Damen mit Prosecco, Klatsch, Tratsch, Tanz und Gesang, der Life-Coach Dave Davis, der dafür plädierte, doch das Positive zu sehen, sowie Jens Neutag mit vielen Denkanstößen standen auf dem Programm.
„Sekt in the City“ bot einen spritzigen Weiber-Abend für alle – auch für die wenigen anwesenden Männer im Burghaus. Eine Comedy-Revue voll energiegeladener Musik und schriller Wortwechsel mit drei Frauen, die deutschlandweit auch mit ihren Soloprogrammen unterwegs sind. Helena Marion Scholz als frischgeschiedene Lena, Meike Gottschalk als Heike, die Geliebte eines verheirateten Mannes, und Kati (Ariane Baumgartner), die langjährig-langweilig Verheiratete. „Sekt and the City“ weckt - Nomen est omen - natürlich Assoziationen mit einer gewissen US-Serie.
[Drei Damen mit viel „Sekt in the City“ – bei ihnen wurde gesungen, Sekt geschlürft, gestritten und gelacht.]
Dort wie hier sinniert eine Frauen-Clique über das Leben im Allgemeinen, ihr eigenes im Besonderen und über die Frage, was Männer im Leben einer Frau zu suchen haben. Nicht nur Comedy, sondern auch viel Gesang hatte das Trio im Gepäck, außerdem Tanzeinlagen wie zu „Xanadu“. Die war dann wohl etwas anstrengend und schon ging es um die Wechseljahre. Spirituelle Sitzungen mit einer Reise zum Platz der Sehnsucht würde da Abhilfe schaffen. Und kaum sind sie in Richtung Entspannen unterwegs, tanzen sie zu „Conga“ mit heißen Rhythmen.
Kein Tänzchen, aber Life-Coaching präsentierte Dave Davis. „Life is Live“ heißt es in seinem neuen Programm. Ernste Themen und gut nachvollziehbare Ratschläge spickte er immer wieder mit Gags. „Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann hol' Tequila“, riet er. Und sich über Themen aufzuregen, die einen nicht wirklich betreffen würden – „Nehmen wir zum Beispiel das Gendern“ – würde nicht viel Sinn ergeben, so Davis.
Man solle lieber positiv denken. Wir würden aber nach dem Schwimmbad-Prinzip funktionieren. „Statistisch gesehen gibt es 70 Liter Urin in jedem deutschen Schwimmbad. Nicht wirklich viel, wenn man das den Millionen Litern Wasser im Becken gegenüberstellt. Aber man fühlt sich ein bisschen angepisst." Und noch einen Tipp für die Gäste im Burghaus hatte er: „Wenn du morgen aufstehst, geh' vor den größten Spiegel und sage Dir: Boah, bin ich 'ne geile Sau“. Das solle man durchziehen, aber „schickt mir keine Bilder“, fügte er verschmitzt hinzu.
Den Abschluss der drei Abende machte Jens Neutag, der seit über 20 Jahren als Kabarettist auf der Bühne steht. Mit seinem neunten Soloprogramm „Gegensätze ziehen sich aus“ spürte er zielsicher den Humor in Politik und Alltag auf. Ganz nebenbei bewies er, dass man über die Wahrheit wahrhaft gut lachen kann. In einer fingierten Geburtstagsfeier zum 95. Geburtstag von Onkel Heini, der per Festnetzanruf eingeladen hatte, trafen die unterschiedlichsten Generationen und Charaktere aufeinander, lieferten sich einen verbalen Schlagabtausch und diskutierten über Themen wie Klimawandel, Krieg oder Sprachwandel.
[Der in Remscheid geborene Kabarettist und Theaterschauspieler Jens Neutag hatte eine geradezu ungeheuerliche Mission: In „Gegensätze ziehen sich aus“ wollte er raus aus der eigenen Komfortzone.]
Dabei hielt Jens Neutag die perfekte Balance zwischen Humor und tiefgründigen Denkanstößen. Ganz ohne Requisiten, allein durch Mimik, Gestik und Sprechweise, schlüpfte er in die Rollen der verschiedenen Charaktere, die er überaus glaubhaft verkörperte. "Ist Kabarett nur für alte Leute?" oder "Wird es zur humoristischen Altenpflege?", wollte er wissen. Dass wir uns in diesen Tagen älter fühlen, sei kein Wunder. Kabarett könne sicherlich nichts an diesen Zuständen ändern, es kann die Menschen aber durchaus zum Nachdenken bringen.
Drei sehr unterschiedliche Comedy-Kabarett-Abende – jeder für sich gut.
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