KULTUR
Fest der Poesie an Gitarre und Klavier
Engelskirchen - Der italienische Liedermacher Pippo Pollina überzeugte das Publikum in der evangelischen Kirche in Schnellenbach.
Von Vera Marzinski
Der italienische Liedermacher Pippo Pollina hat mit dem Publikum bei seinem Auftritt in der evangelischen Kirche Schnellenbach in Erinnerungen an Augenblicke in seiner Karriere geschwelgt. Es war ein intensives Fest der Poesie an der Gitarre und am Klavier.
Pollinas Musik ist geprägt durch seinen kraftvollen Gesang, der mit Leidenschaft und Emotionen sofort die Herzen seiner Zuhörer erobert. Wenn man von italienischen Liedern spricht, fällt einem mit Sicherheit „Volare“ ein. Genau das Stück gab es ganz am Schluss von ihm - gemeinsam mit dem Publikum. Aber zuvor spielte er ganz viele lyrische Balladen, poetische Protestlieder und auch rockige Songs. Der Sänger schenkte Emotionen, brachte die Menschen aber auch zum Nachdenken.
Pfarrer Henning Strunk holt gerne mal Künstler in die evangelische Kirche nach Schnellenbach wie Martyn Joseph oder Jens Böttcher. Dafür, dass Pippo Pollina hier auftreten konnte, hat er schon vor vier Jahren bei ihm angefragt. „Es ist ein bisschen auch das Silberhochzeitsgeschenk für meine Frau“, so Strunk. Sandra Strunk ist seit Pippos Süden-Tour, ein Musikprojekt mit seinen Musiker-Freunden Werner Schmidbauer und Martin Kälberer, begeistert von Pollina und war schon bei fast zehn Konzerten des italienischen Liedermachers.
Nach 77 Solokonzerten spielte Pollina das „Grande Finale“ nun in der Kirche in dem kleinen Ort im Oberbergischen. Der in der Schweiz lebende Sizilianer stammt aus Palermo und ist mit seiner Musik in ganz Europa unterwegs. Eigentlich fangen gute Musiker ja ganz früh mit einem Instrument an, erzählte er, aber er bekam mit 15 eine Gitarre von seinem Großvater und mit 16 gründete er seine Band „Agricantus“. Mit der war er vor 40 Jahren in Ost-Berlin eingeladen. Das Interview von damals konnten die Gäste im Schnellenbach als Einspieler auf der Leinwand sehen. Von dem eigentlichen Gespräch waren fünf Prozent übriggeblieben, verriet er augenzwinkernd.
[Pippo Pollina spielte vor rund 175 Zuschauern.]
Es gab solche Rückblicke zu den Stationen seiner Musikergeschichte zu sehen, aber auch Übersetzungen seiner italienischen Texte ins Deutsche. Multimedial auch eine Filmsequenz, bei der ein Klarinettist ein Stück spielte und Pippo Pollina so begleitete, als ob beide gerade live in der Schnellenbacher Kirche auftreten würden.
Eigentlich wollte er 1985 sechs Monate auf Weltreise gehen, weil er eine künstlerische Pause nach seinem Jurastudium benötigte, aber es wurden dann sechs Jahre, erzählte er. Es habe groteske und gefährliche Situationen, aber auch schöne Begegnungen gegeben. In der Schweiz sei er durch den Liedermacher Linard Bardill hängengeblieben. Hier lernte er auch Konstantin Wecker kennen, mit dem er heute noch ab und zu gemeinsam auftritt - das Schnellenbacher Publikum sah zwei kurze Konzertausschnitte mit den beiden.
[Sandra Strunk freut sich schon auf das nächste Konzert mit Pippo Pollina – im Januar 2025 startet seine Konzertreihe mit dem Jugend Sinfonieorchester Zürich in Dortmund.]
In der Pause und auch nach dem Konzert nahm er sich viel Zeit für die Gäste - und beeindruckte so noch nachhaltiger. So für Jutta aus Nümbrecht, die ihn vor 30 Jahren in Altenkirchen bei einem Konzert erlebt hatte. „Er ist der gleiche Typ geblieben und seinem Stil treu geblieben“, betonte sie. Viel Inspiration habe er aus den französischen Chansons und aus der südamerikanischen Musik gezogen, so Polina. Seine Stücke sind poetisch, aber auch politisch. „Jeder Interpret sollte mindestens ein Lied gegen den Krieg in seinem Repertoire haben.“ Schriftsteller und Poeten könnten Visionen geben. Und er hoffe, dass nach der Europawahl demokratische Werte weiter verteidigt und repräsentiert werden.
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