KULTUR
Mozarts „Zauberflöte“ mal ganz anders
Gummersbach – Die berühmteste Oper der Welt zeigte das Ensemble des Rheinischen Landestheater aus Neuss in einer besonderen Form.
Von Vera Marzinski
Die berühmteste Oper der Welt als „Turned upside down“-Variante zeigte das Ensemble des Rheinischen Landestheater aus Neuss in der Gummersbacher Halle 32 am Freitagabend. Der Zauber wird in dieser Re-Inszenierung großgeschrieben. Die Flöte taucht natürlich zwischenzeitlich auch auf. Auf unterhaltsame und kreative Weise erzählen sechs Darsteller das Abenteuer des Prinzen Tamino, der zusammen mit dem verrückten Vogelfänger Papageno die Tochter der geheimnisvollen Königin der Nacht retten soll. Mit allem Respekt vor Mozart und Schikaneder haben Lukas Schrenk und Nils Strunk die über 200 Jahre alten Hits in unterschiedlichste Stilrichtungen verpackt.
[Der schöne Prinz Tamino mit Ausdrucksstärke und Witz von Tim Richter dargestellt.]
So klang die „Zauberflöte“ zwischendurch nach Falco, Abba oder Beyoncé. Ist das noch Mozart, könnte man fragen – doch die Stücke der Oper sind adaptiert und teilweise in neuem Zeitgeist gepackt, was einen besonderen Zauber ausmacht. Ebenso bei der Geschichte um Liebe und Freundschaft bekommt die Oper einen ganz neuen Ausdruck. Das Ganze mit einem drehbaren Theaterwürfel auf der Bühne, der mal zur Manege oder zum Gefängnis für Pamina wird - und sogar der Geruch von Popcorn gehört dazu.
Zwei Stunden und 40 Minuten Oper, da fallen einem schon mal die Augen zu. Aber nicht bei der Inszenierung des Rheinischen Landestheaters. Der Inhalt ist der Gleiche wie bei der Mozart-Oper: Pamina (wunderbar in der Rolle: Nelly Politt) wurde von Sarastro (Thomas Poltmann) entführt, woraufhin ihre Mutter, die Königin der Nacht (schauspielerisch klasse und gesanglich brillant: Katrin Hauptmann) den Prinzen Tamino und Freund Papageno (Tim Richter und Stefan Siebert - beide grandios) beauftragt, sie zu retten.
Die beiden finden Pamina, die unter der Gewalt von Monostatos (sehr wandelbar und hervorragend: Vera Hannah Schmidtke – auch als „Die drei Damen“ und Papagena) stand. Sarastro taucht auf und bestraft Monostatos für seine Grobheit gegen Pamina. Er schickt die Freunde durch drei Prüfungen, um bei den Eingeweihten aufgenommen zu werden. Pamina behält er in seinem Reich, wo sie plötzlich auf ihre Mutter trifft, die von ihr verlangt, Sarastro umzubringen. Stattdessen folgt Pamina Tamino in die Prüfungen. Papageno, indessen schon an der ersten Prüfung gescheitert, trifft seine vermisste Liebe Papagena.
[Katrin Hauptmann als Königin der Nacht schauspielerisch hervorragend und gesanglich besonders brillant.]
Letztendlich meistern Tamino und Pamina die Prüfungen. Zusätzlich sind bei der Neusser Inszenierung von Leonard Dick in der Fassung von Lukas Schrenk und Nils Strunk die „Drei Knaben“ mit im Spiel. Es ist die Band am Rande – David Schwarz, Volker Kamp und Simon Camatta, die die Musikstücke hervorragend umsetzen. Zudem wird zwischendurch und am Ende sogar die Souffleuse Veronika Schepping eingebaut.
Uraufgeführt wurde Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ 1791 in Wien. Es gibt unzählige Einspielungen und Adaptionen, so erschien 2022 etwa der Fantasy- und Abenteuerfilm „The Magic Flute – das Vermächtnis der Zauberflöte“ basierend auf der Oper von Wolfgang Amadeus Mozart und Emanuel Schikaneder. Die Premiere von „Die Zauberflöte – turned upside down“ des Rheinischen Landestheater Neuss fand im September 2024 statt. Ihre Aufführung in Gummersbach hätte mehr Zuschauer verdient, denn es war ein Oper-Erlebnis der besonderen Art - im wahrsten Sinne des Wortes.
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