KULTUR
Talent, Wille und Können am Klavier
Lindlar – Zum Nachholtermin vom "Klavierfestival Lindlar" mit Neoklassik-Komponist Roman Nagel und seinen Klavierschülern Noah Wenzel, Jannik Wenzel sowie Quentin Späth kamen rund 170 Gäste in das Kulturzentrum.
Von Vera Marzinski
Geplant war das Konzert mit Roman Nagel und einigen seiner Schüler bereits im Rahmen des Klavierfestivals Ende Juni. Krankheitsbedingt musste es aber verschoben werden - am Dienstag hat es nun geklappt. Der Förderverein für Musik in Lindlar präsentierte in Zusammenarbeit mit LindlarKultur das Konzert, das durch die Kultur- und Umweltstiftung der Kreissparkasse Köln gefördert wurde. Der Förderverein möchte die Musik in Lindlar erhalten und weiter fördern. So ließ er zum Beispiel die Kneipennacht nach der Corona-Zwangspause wiederaufleben. Die drei jungen Klavierschüler, die am Allerheiligen-Abend spielten, werden über ein Sonderprojekt gefördert - vorgeschlagen von ihrem Klavierlehrer. Ausschlaggebend sind Talent, Wille und Durchhaltevermögen.
Davon konnten sich die Konzertgäste überzeugen. Noah Wenzel ist zwölf Jahre alt und spielt seit drei Jahren Klavier. Gerne lasse er sich von Anime-Filmen inspirieren, verriet Klavierlehrer Roman Nagel. Asiatische Wurzeln hatte zum Beispiel das Stück „Blue bird“ von der japanischen Rockband Ikimono Gakari oder auch „Sadness and sorrow“ von Toshio Masuda. Aber auch „My heart will go on“ von James Horner hatte Noah in seinem Repertoire.
Sein Zwillingsbruder Jannick tendiert in eine andere Richtung. Dazu zählte beim Vorpsielen Georg Friedrich Händels „Passacaglia“ und ein Walzer von Fréderic Chopin. Erst kürzlich habe er mit seiner Oma den Opus-Klassik-Award geschaut, bei dem Ludovico Einaudi einen Preis erhielt. Von ihm spielte er das sehr bekannte Stück „Fly“. Einaudi zählt zu den Neoklassikern. Diese Musikrichtung hat viele Elemente der Minimal Music und genießt derzeit vor allem als Filmmusik große Popularität.
[Torsten Wolter (r.) vom Förderverein für Musik in Lindlar beglückwünschte die drei jungen Pianisten – (v.l.) Jannik Wenzel, Noah Wenzel und Quentin Späth – zu ihrem gelungenen Vorspiel.]
Auch der zehnjährige Quentin Späth hatte drei Stücke des Komponisten Einaudi in seiner Auswahl. Inspiriert von dem Film „Fast & Furious“ fügte sich das „See you again“ von Wiz Khalifa in seine Programmauswahl.
Ihr gemeinsamer Klavierlehrer Roman Nagel bietet in Lindlar Klavierunterricht für Anfänger, Wiedereinsteiger und Fortgeschrittene an. Derzeit hat er rund 30 Schülerinnen und Schüler zwischen sechs und 75 Jahren. Er spielte im zweiten Teil des Konzertes ausschließlich selbstkomponierte Stücke. Fünf davon stammen von seinem Album „Late Bloomers“ – übersetzt „Spätzünder“. Persönliche Gefühle und Begegnungen, aber auch aktuelle Ereignisse verarbeitet er in seinen Kompositionen. „Memory“, das erste Stück, schrieb er zur Erinnerung an George Floyd.
Viele Stücke seien in der Zeit des Lockdowns entstanden, erklärte Nagel. So zum Beispiel „Aero“ und auch „Wehmut“. Das Stück „Signs & promises“ entstand, nachdem das Waldgebiet bei Lindlar-Eichholz plötzlich nur noch ein kahler Hügel war. Dazu gab es ein Video, für das er ein Klavier auf diese Fläche gestellt hatte und dieses Stück für den Wald spielte – im Kulturzentrum spielte er natürlich live, der Film dazu lief ohne Ton. 2021 entstand „Streben nach Glück“, da sei er schon etwas zuversichtlicher gewesen.
[Im eingespielten Video sitzt Roman Nagel auf der abgeholzten Fläche bei Eichholz an einem Klavier, eine Ballerina tanzt, ein musikbegeisterter Junge schaut dem Musiker zu. Die leicht surreale Szene wurde mit der Kamera eingefangen – dazu spielte er „Signs & promises“.]
Viele Stücke habe er nachts komponiert - das sei wohl seine beste Zeit dafür. Dabei sind „Time lapse“, „Clocks“, „Blue“ und „Transcendence“ entstanden. Seinen Konzert-Part an diesem Abend widmete er einem ehemaligen Mitstudenten und Freund aus der Studienzeit in Trossingen – der Tuba-Spieler Diego Armando war wenige Tage vorher im Alter von 30 Jahren verstorben.
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