LOKALES

Lieder und Gedichte aus dem klösterlichen Giftschrank

us; 19.05.2019, 21:39 Uhr
Fotos: Ute Sommer --- Drummer Martell Beigang, Kontrabassist Thomas Falke und Organist Andreas Hirschmann lieferten bislang "unerhörte" Interpretationen der mittelalterlichen Carmina Burana.
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Lieder und Gedichte aus dem klösterlichen Giftschrank

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us; 19.05.2019, 21:39 Uhr
Nümbrecht- Die Sonderausstellung "Carl Orff und die Carmina Burana" wurde heute anlässlich des internationalen Museumstags auf Schloss Homburg eröffnet - Exposition ist bis zum 11. August im White Cube des Museums zu besichtigen.

Von Ute Sommer

 

Ziel des 22. internationalen Museumstages unter dem Motto "Museen-Zukunft lebendiger Traditionen" ist es die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Angebot und Ideen der rund 6.500 Museen in Deutschland zu fokussieren. In seinem Grußwort zur Eröffnung der Sonderausstellung "Carl Orff und die Carmina Burana" unterstrich der stellvertretende Landrat Prof. Dr. Friedrich Wilke die Intention vom Oberbergischen Kreis, dem Förderverein Schloss Homburg, dem Wiehler Kulturkreis und dem Förderverein Kultur in Nümbrecht, das diesjährige Klassik Open Air am 6. Juli mit der Aufführung der "Carmina Burana" von Carl Orff ins Zentrum einer Veranstaltungsreihe zu stellen.

 

[Zusammen mit dem Publikum lauschten Bernd Hombach (Vorsitzender des Fördervereins, v. l.), Silke Engel, Prof. Dr. Friedrich Wilke, Kreisdirektor und Kulturdezernent Klaus Grootens und  Stefan König den Carmina Burana Jazzversionen der Band Neuzeit.]

 

„Die Orffsche Carmina Burana gilt als eines der bedeutendsten und meistgespielten Werke des 20. Jahrhunderts, mit dem der Komponist zu Weltruhm gelangte", erklärte Wilke. Die aktuelle Ausstellung wurde in enger Kooperation mit dem Autor Stefan König aus Penzberg, der Carl-Orff Stiftung, dem Carl-Orff Zentrum München, dem Klosterarchiv Benediktbeuern, der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Uni Köln, dem Deutschen Tanzarchiv Köln und dem Theatermuseum Düsseldorf realisiert. 1803 als lose Pergamentsammlung im "Giftschrank" des Bayerischen Kloster Benediktbeuern entdeckt, beschäftigten sich die Lieder und Gedichte in lateinischer und mittelhochdeutscher Sprache mit zentralen Themen wie Liebe und Leidenschaft, dem Werden und Vergehen, der Freude am Feiern und wurden nach ihrem Fundort benannt: Carmina Burana (lat.: Lieder aus Beuern).

 

1934 gelangte die mittelalterliche Liedersammlung in die Hände von Carl Orff, der Teile des Inhaltes innerhalb von drei Jahren übersetzte und als szenische Kantate vertonte. Mit der Carmina Burana erlangte der Komponist und Musikpädagoge zu Weltruhm, allein der Eingangschorsatz "O Fortuna" verfügt über internationale Bekanntheit. Bei der Vernissage der aktuellen Sonderausstellung beleuchtete Projektleiterin Silke Engel die Rolle Orffs während der NS-Zeit, in der er trotz beargwöhnter musikpädagogischer Konzepte von Goebbels und Hitler auf der "Gottbegnadeten-Liste" geführt wurde: „Mit angepasstem Opportunismus manövrierte er sich so durch".

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Die chronologisch angeordnete Sonderausstellung auf Schloss Homburg begibt sich nun auf Spurensuche von Entstehung der Texte bis hin zur ungebrochenen, internationalen Popularität des Meisterwerks in heutiger Zeit. Neben Abbildungen aus dem Codex, Utensilien aus Orffs Arbeitszimmer, Instrumenten aus dem Orff´schen Schulwerk, Bühnenbild-und Kostümentwürfen vergangener Inszenierungen und Holzschnitten von HAP Grieshaber geben dreidimensionale Bühnenbildmodelle realistische Einblicke in immer neue künstlerische Interpretationen der Carmina Burana. Autor und Orff-Experte Stefan König hielt eine anekdotisch-unterhaltsame Einführung in die Ausstellung, beschrieb den Humanisten als "Sprachschöpfer, der den Klang der Worte schätzte, wie den Klang der Noten".

 

Nach Entdeckung der wertvollen Handschriftensammlung skizzierte er innerhalb eines Tages den Chorsatz "O Fortuna", wohingegen er für die Fertigstellung der restlichen Partitur weitere drei Jahre benötigte. Den musikalischen Rahmen der Ausstellungseröffnung gestaltete das Jazz-Trio "Neuzeit" mit Carmina Variations.

 

Das museumspädagogische Begleitprogramm lädt am Mittwoch 5., 19. und 26. Juni jeweils von 9 bis 11 Uhr zur Percussionwerkstatt mit Ausstellungsrundgang ein. Die Veranstaltung "Kulturhappen" bittet bei Imbiss und Prosecco am Sonntag, 16. Juni, und Sonntag, 28. Juli, jeweils von 12 bis 13 Uhr zur Mittagsführung durch die Exposition. Die Ferienwerkstatt am Dienstag, 30. Juli, von 10 bis 12 uhr richtet sich mit dem Instrumentenbau an Kinder ab acht Jahren. Anmeldung unter 0 22 93/ 91 01 18 oder per Mail muspaed@obk.de.

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