LOKALES

Seit 25 Jahren Nähe für Menschen in Grenzsituationen

us; 29.09.2019, 11:42 Uhr
Fotos: Ute Sommer --- Das Damen-Quartett mit den roten Malteser-Halstüchern koordiniert und betreut die Begleitungen der ehrenamtlichen Sterbe-und Trauerbegleiter: Miriam Gipperich (ambulanter Hospizdienst, v.l.), Evelin Bottenberg (Koordinatorin Trauerzentrum), Conny Kehrbaum, und Heike Paas.
LOKALES

Seit 25 Jahren Nähe für Menschen in Grenzsituationen

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us; 29.09.2019, 11:42 Uhr
Wiehl – Mit einem Gottesdienst und Festakt blickte der Malteser Hospizdienst Wiehl/Nümbrecht gestern auf das 25-jährige Bestehen von ambulanter Sterbebegleitung im häuslichen Bereich, des Malteser Ehrenamtes im Hospiz sowie auf die Lebenshilfe des TrauerZentrumsOberberg zurück.

Von Ute Sommer

"Weil Nähe zählt" - das Motto des katholischen Malteserordens stand auch im Mittelpunkt des Jubiläumsgottesdienstes, den Pfarrer Klaus-Peter Jansen als Leiter des Seelsorgebereichs "An Bröl und Wiehl" zur Feier des 25-jährigen Geburtstages des Malteser Hospizdienstes Wiehl/Nümbrecht in St. Mariä Himmelfahrt in Wiehl gestaltete. Beim sich anschließenden Festakt im Gemeindesaal der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in der Hüttenstraße würdigten am Samstag viele Ehrengäste die Arbeit der 50 ehrenamtlichen Malteser Sterbe-und Trauerbegleiter, die seit 1994 Sterbenden und deren Angehörigen in der Grenzsituation des Abschieds zur Seite stehen.

Mit der Anrede "liebe Sterbliche" ließ Dirk Blümke, Leiter der Malteser Fachstelle Hospizarbeit, Palliativmedizin und Trauerbegleiter, niemand der Anwesenden in seiner Analyse zu Anfang und Entwicklung der ehrenamtlichen Hospizarbeit zurück. Auf Grund wissenschaftlicher Befundung beschrieb der Theologe und Supervisor ohne Wertung die Kennzeichen traditionellen und gegenwärtigen Ehrenamtes, das als Spiegel der Gesellschaft begriffen werden könne. Früher überwiegend auf christlichem Ethos begründet, sei das Ehrenamt heute eher Biografie-geleitet, zeitlich begrenzt und diene zur Beheimatung in einer zunehmend wertediffuseren Umwelt. Auf diese komplexer werdende Gesellschaft müsse auch die Hopizbewegung mit flexibleren Angeboten reagieren und "Ermutigungskurse" anbieten, statt Perfektionismus anzustreben.

[Auf Nachfragen von Heike Paas und Moderator Christoph Freiherr von Lüninck (4. u. 5. v.l.) berichteten die Sterbebegleiter der ersten Stunde von ihren Erfahrungen.]

Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung werde das Sterben insgesamt einsamer werden. Neben konstituierenden Merkmalen für die Gemeinschaft erfahrener und neu hinzukommender ehrenamtliche Hospizbegleiter sei die Toleranz gegenüber der Andersartigkeit unerlässlich für gelingende Zusammenarbeit. "Was es braucht, sind neue Aufbrüche in altbekannten Feldern", so Blümke.

Im Namen des Erzbistums Köln überbrachte der Diözesanleiter des Malteser Hilfsdienstes, Magnus Freiherr von Canstein, die Glückwünsche zur "Silberhochzeit". Als Gnade gelebter Ökumene und unermesslich wichtigen Dienst am Mitmenschen, bezeichnete er die beispielhafte Kooperation von Maltesern und Johannitern, in deren Rahmen in Wiehl und Nümbrecht Menschen bis zuletzt in Würde leben könnten. Dieser Einschätzung seines Vorredners schloss sich der Pfarrer der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, Daniel Marsic, bestätigend an und charakterisierte die christliche Grundüberzeugung als Impuls, innerlich am Schicksal Leidender und Sterbender Anteil zu nehmen.

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"Ihnen gelingt es Menschen, im konkreten und übertragenen Wortsinn, zu berühren", lobte Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker die ehrenamtlich Tätigen, die den Tod als natürlichen Bestandteil des Lebens akzeptierten. Nach Jahrzehnten, in denen die Hospiz-und Palliativmedizin im gesellschaftlichen Diskurs keine Rolle gespielt habe, seien sie heute eine Selbstverständlichkeit im deutschen Gesundheitswesen, erläuterte Ralf Schmallenbach als Gesundheits- und Sozialdezernent des Oberbergischen Kreises. Diese positive Entwicklung gehe auf Kreisebene maßgelblich auf das Wirken des Malteser Hospizdienst Wiehl/Nümbrecht zurück, der heute sein Jubiläum feierte.

In einem Kurzinterview mit Heike Paas, der Koordinatorin des ambulanten Malteser Hospizdienstes, hielten die Pioniere der Bewegung Rückblick auf die Anfangsjahre, in denen erste Sterbebegleitungen von Angehörigen schamhaft verschwiegen und von Medizinern scherzhaft belächelt wurden. Dass auch die Existenz des Wiehler Johannes Hospiz sich der tätigen Mithilfe des Malteser Hospizdienstes verdankt, beschrieb der ehemalige Johanniter-Geschäftsführer Michael Adomaitis im Rückblick die Eröffnung des Hauses im Jahr 2005. Der einmaligen ökumenischen Malteser-Johanniter-Kooperation wünschte er gutes Gelingen für die Zukunft. Als Leiterin der Malteser Dienste Wiehl bedankte sich Conny Kehrbaum, wenn nicht mit einem Bundesverdienstkreuz, so doch mit einem symbolischen, bunten Verdienstkreuz bei allen Malteser-Ehrenamtlichen.

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