LOKALMIX

„Antisemitismus eine jahrhundertealte Konstante“

vma; 05.05.2022, 11:00 Uhr
Fotos: Vera Marzinski --- Historiker Dr. Ludger Joseph Heid sprach zur aktuellen Lage bezüglich des Antisemitismus und ging auf die antisemitische Stimmung weltweit ein.
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„Antisemitismus eine jahrhundertealte Konstante“

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vma; 05.05.2022, 11:00 Uhr
Gummersbach – Zur Frage „Müssen wir wieder die Koffer packen?“ referierte Dr. Ludger Joseph Heid in der Halle 32 zur Lage der Juden in Deutschland.

Von Vera Marzinski

 

Die Oberbergische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und das Katholische Bildungswerk Oberberg hatten am Montag zu dem Vortrag „Müssen wir wieder die Koffer packen?“ eingeladen, den Dr. Ludger Joseph Heid, Historiker, Literaturwissenschaftler, Publizist, hielt. Er hat zahlreiche Publikationen zur deutsch-jüdischen Beziehungs- und Literaturgeschichte herausgegeben und schreibt für unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, „DIE ZEIT“ und „Die Welt“.

 

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Nach dem Holocaust habe es immer geheißen, dass die Juden auf ihren gepackten Koffern sitzen würden, erklärte Heid den Gästen. Die sprichwörtlichen Koffer - schon lange ausgepackt und ausgeleert -  ständen bei vielen Juden in Deutschland noch auf dem Dachboden. Spätestens nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle habe sich in der Bundesrepublik wieder ein alt-neuer Antisemitismus breitgemacht, der bei den Juden die Frage aufwerfe, ob die Koffer wieder gepackt werden müssten, so Heid weiter.

 

[Wolfgang Birkholz, Vorsitzender der Oberbergischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit begrüßte die Gäste.]

 

„Judenhass ist ein Hass, der sich als Blutspur durch die Geschichte zieht.“ Antisemitismus sei eine jahrhundertealte Konstante. Durch die sozialen Medien habe der Hass in seiner Verbreitung zugenommen. Bei dem Hass „gehe es nicht darum, wie der Jude ist, sondern darum, dass er überhaupt da ist“, betonte Heid. Deutschland 2022 sei ein Land, in dem man besser weder Kippa, die traditionelle religiöse Kopfbedeckung jüdischer Männer, auf dem Kopf, noch ein Davidstern an der Kette trage.

 

Je stärker die Demokratie in einem Land sei, umso sicherer sei die Existenz der Juden, betonte Heid und zitierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Wir brauchen die Demokratie, aber umso mehr braucht die Demokratie uns“. Antisemitismus sei ein Angriff auf uns alle. „Auf Werte, die wir uns mühsam in Jahrzehnten geschaffen haben.“ Das Problem des Antisemitismus sei noch lange nicht gelöst, so Heids Fazit.

 

Nach dem Vortrag schloss sich eine Fragerunde an. Am 20. Juni findet in der Halle 32 ein weiterer Vortrag von Dr. Ludger Joseph Heid mit dem Thema „Von Streisand zu Dylan“ über die große Zahl jüdischer Musiker statt.

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