LOKALMIX

„Dürre-Index“ für sichere Trinkwasserversorgung

lw; 26.06.2024, 14:01 Uhr
Archivfoto: OA --- Neue Betriebspläne für die Trinkwassertalsperren (hier die Wiehltalsperre) sollen auch in Dürreperioden dafür sorgen, verlässlich das Wasser aufzubereiten.
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„Dürre-Index“ für sichere Trinkwasserversorgung

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lw; 26.06.2024, 14:01 Uhr
Oberberg – Vorstandschef Dr. Uwe Moshage blickte bei Versammlung des Aggerverbands auf aktuelle Entwicklungen – Investitionsausgaben im vergangenen Jahr gestiegen.

Von Lars Weber

 

Der Klimawandel, EU-Verordnungen und mögliche Übernahmen haben den Aggerverband im vergangenen Jahr beschäftigt – und werden dies auch noch länger tun. Dies ist gestern beim Bericht des Vorstandschefs Dr. Uwe Moshage bei der Verbandsversammlung deutlich geworden, die im Wiehler Hotel Zur Post zusammenkam. Auch der Jahresabschluss für das vergangene Jahr ist von Abteilungsleiter Andreas Büttgenbach vorgestellt worden. Unter anderem deutlich gestiegen sind die Investitionen des Aggerverbands.

 

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Die Folgen des Klimawandels beschäftigen den Verband nicht erst seit den Starkregenereignissen im Sommer 2021. Dennoch haben diese natürlich dazu beigetragen, den Fokus noch mehr auf dieses Thema zu legen. Die Schäden, die damals angerichtet worden waren, werden nun – drei Jahre danach – endlich vollständig behoben sein, berichtete Dr. Moshage. Zuletzt hatte aber auch das Weihnachtshochwasser im vergangenen Jahr wieder gezeigt, wie viel Arbeit und Aufwand der Verband in die Vermeidung von kritischen Situationen steckt.

 

Diverse Folgen gebe es durch den Klimawandel, so gebe es durch die vermehrten Niederschläge beispielsweise mehr Zulaufmengen an den Kläranlagen, die verarbeitet werden müssten. Aber es gebe eben auch mehr Perioden ohne jeglichen Regen. Der Aggerverband hat vergangenes Jahr auf diese Entwicklungen mit veränderten Betriebsplänen für die Talsperren reagiert (OA berichtete). „Wir haben einen Dürre-Index eingeführt“, so Dr. Moshage, seines Wissens als erster Verband.

 

[Empfingen die Mitglieder zur Sitzung des Verbands (v.li.): Chef Dr. Uwe Moshage, der Vorsitzende des Verbandsrats und Wiehler Bürgermeister Ulrich Stücker sowie der neue stellvertretende Vorsitzende des Verbandsrats und Dörrenberg-CEO Marc Breidenbach. Letzterer ist Nachfolger von Gerd Böhner.]

 

Vereinfacht gesagt bedeutet das insbesondere für die Genkel- und Wiehltalsperre, dass bei Dürre nicht mehr so viel Wasser abgelassen werden soll. Ansonsten bestünde Gefahr, dass die Wasserspiegel so weit sinken könnten, dass eine Trinkwasseraufbereitung nicht mehr möglich sei. Immerhin versorgen die Trinkwasserreservoirs der beiden Talsperren permanent rund 430.000 Menschen im Versorgungsgebiet des Aggerverbandes mit Trinkwasser. Die Pläne sind inzwischen von der Bezirksregierung abgesegnet worden. Dr. Moshage ist gespannt, wie viele Nachahmer dieser Weg haben wird.

 

Deutliche Auswirkungen auf die Arbeit des Verbands könnte auch die neue Kommunalwasserrichtlinie haben, die das EU-Parlament beschlossen hat und der nur noch vom Ministerrat zugestimmt werden muss. Eine zentrale Änderung: Kläranlagen in Gebieten mit mehr als 10.000 Einwohnern sollen auf Grundlage eines risikobasierten Ansatzes mit einer vierten Reinigungsstufe ausgebaut werden. „Das kann auch unsere Anlagen betreffen“, so der Aggerverbandschef. Immerhin: Falls es so kommt, sollen die Verbandsmitglieder nicht für alle Kosten aufkommen müssen. Mindestens 80 Prozent der Investitions- und Betriebskosten für eine vierte Reinigungsstufe sollen von Herstellern von Arznei- und Kosmetikprodukten getragen werden.

 

Die Gespräche zur Übernahme der Aufgaben des Wasserverbands Rhein-Sieg-Kreis liefen weiter, berichtete Dr. Moshage (Foto). Inzwischen hätte es gegenseitige Besuche gegeben, wo unter anderem die Anlagen in Augenschein genommen worden seien. Auch über Zeitpläne sei gesprochen worden. In trockenen Tüchern sei aber noch nichts. Am Ende werden die Verbandsmitglieder entscheiden müssen. Dr. Moshage: „Von mir wird es nur eine Empfehlung dafür geben, wenn auch der Aggerverband von der Übernahme profitiert.“

 

Der Aggerverband hat das Wirtschaftsjahr mit einem Fehlbetrag in Höhe von 2 Millionen Euro abgeschlossen. Überraschend war dieses Ergebnis jedoch nicht, wie Finanzchef Büttgenbach sagte. Exakt diese Summe war bereits prognostiziert worden. Vor allem die Personalkosten (neue Tarifabschlüsse und nötige Wiederbesetzungen) und die Fremdkapitalkosten trugen zur Entwicklung bei. Belastend wirke auch der enorme Zinssprung auf bis zu vier Prozent. Durch einen frühzeitigen Ankauf einzelner Tranchen konnte dafür ein Anstieg der Energiekosten vermieden werden. Wie bereits entschieden soll der Ausgleich des Fehlbetrags mit einer sukzessiven Steigerung der Beiträge mittelfristig ausgeglichen werden.

 

Die Bilanz des Verbands schließt mit einer nur leicht geminderten Bilanzsumme in Höhe von 292 Millionen Euro ab. Als kapitalintensives Unternehmen sei hierfür der Wert des Anlagevermögens entscheidend, erklärte Büttgenbach. Dieser Wert betrage ähnlich wie im Vorjahr 281 Millionen Euro. Deutlich gestiegen von rund 10,4 Millionen auf etwa 17,2 Millionen Euro seien die Investitionsausgaben. „Einige Projekte konnten abgeschlossen werden, nun starten neue.“ So stiegen allein die geleisteten Anzahlungen für Anlagen im Bau von 9 auf 17 Millionen Euro. Aufgrund dieser Ausgaben konnte keine Netto-Entschuldung für das Fremdkapital erzielt werden. Zum Stichtag stieg die Summe der Darlehen zur Finanzierung langfristiger Investitionen unter Berücksichtigung gegenläufiger Tilgungen marginal auf 117 Millionen Euro.

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