LOKALMIX
„Diese Umweltschäden müssen Konsequenzen nach sich ziehen“
Oberberg – Nach der erneuten Gülle-Verunreinigung der Neyetalsperre spricht EWR-Geschäftsführer Thomas Hoffmann von einer erheblichen Umweltkatastrophe – Die Auswirkungen seien noch nicht absehbar – Warnung für Hundebesitzer.
In die Neyetalsperre sind am vergangenen Wochenende mehrere 100.000 Liter Gülle gelangt. Durch die Verunreinigung sind zahlreiche Fische verendet, der Oberbergische Kreis löste Umweltalarm aus (OA berichtete). Die Gülle soll von einem landwirtschaftlichen Betrieb in Halver-Kotten (Märkischer Kreis) in einen Nebenarm der Neye gelangt sein. Die Neyetalsperre liegt nördlich der Wipperfürther Innenstadt. Bereits 2014 und 2015 (OA berichtete) wurde die Talsperre durch Gülle verunreinigt.
Bei der Eigentümerin der Talsperre, der Energie und Wasser für Remscheid (EWR) GmbH, ist man sich sicher: der jetzige Vorfall ereignete sich auf demselben Hof, von dem bereits in der Vergangenheit Jauche in die Neye floss. „Es erschüttert uns zutiefst, dass erneut Gülle von diesem Hof in die Neye gelangt ist. Über hundert tote Fische wurden gefunden, und der Bach ist von der Gülle überströmt worden“, wird Prof. Dr. Thomas Hoffmann, Geschäftsführer der EWR, in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert.
Wie der WDR heute berichtet hat, wurde der beschuldigte Landwirt nach dem Vorfall von 2015 in einem Strafverfahren aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ein Zivilverfahren gegen den Mann läuft aber noch. Nach Ansicht des Landgerichts Hagen ist der Landwirt gegenüber der EWR zu Schadenersatz verpflichtet. Gegen das Urteil habe der Landwirt Berufung eingelegt; das Verfahren soll seit August 2016 beim Oberlandesgericht Hamm liegen. „Wir haben kein Verständnis dafür, dass so ein Vorfall erneut passieren konnte, insbesondere während noch ein Zivilprozess gegen den Hof aus dem Jahr 2015 läuft. Wir prüfen nun weitere rechtliche Schritte“, so Prof. Dr. Hoffmann.
Auswirkungen aufs Ökosystem noch unklar
Im März 2015 gelangten etwa 1,7 Millionen Liter Gülle in die Neye, was zu einer verheerenden Umweltkatastrophe führte. Aufgrund des stark erhöhten Ammonium-Gehalts wurden in dem etwa drei Kilometer langen Bachlauf sowie in den oberhalb der Talsperre gelegenen Fischteichen alle Kleinstlebewesen und Fische abgetötet. Anschließend floss die Gülle in die Neyetalsperre und lagerte sich dort als Gemisch aus Gülle und Wasser am Grund der Talsperre vor der Staumauer ab. Im ersten Sommer nach dem Gülle-Unfall wurde deutlich: Der Sauerstoffgehalt in einigen Schichten der Talsperre war extrem niedrig; die Nährstoffe aus der Gülle führten zu einem deutlich stärkeren Algenwachstum.
[Die Gülle ist über einen Bachlauf in die Neyetalsperre gelangt.]
Welche Auswirkungen die erneute Gülle-Verunreinigung auf das Ökosystem im Bach und der Talsperre haben wird, bleibt laut Wupperverband noch abzuwarten. Bereits am Wochenende sei mit der Probenentnahme des Talsperrenwassers begonnen worden. Auch der Boden werde untersucht. „In den nächsten circa 14 Tagen rechnen wir mit aussagekräftigen Ergebnissen, über die wir berichten werden“, teilte die EWR mit. Wasser fließe aus der Talsperre derzeit nicht ab, alle Abläufe seien geschlossen. Klar ist aber auch: das Fassungsvermögen der Talsperre ist begrenzt. Doch dem Wupperverband zufolge gebe es für die Regenmengen der kommenden Tage in der Talsperre noch ausreichend Platz.
Keine Beeinträchtigung des Remscheider Trinkwassers
Bis zum Jahr 2004 versorgte die Neyetalsperre die Stadt Remscheid mit Trinkwasser. Derzeit werde kein Rohwasser aus der Talsperre für die Trinkwasserversorgung aufbereitet. „Trotzdem stellt dieser Vorfall eine erhebliche Umweltkatastrophe für unsere Region dar. Es wird geschätzt, dass der Neye-Bach einige Zeit benötigen wird, um sich von den Schäden zu erholen. Diese Umweltschäden müssen Konsequenzen nach sich ziehen“, meint Prof. Dr. Hoffmann.
Auch der Oberbürgermeister der Stadt Remscheid, Burkhard Mast-Weisz, ist entsetzt über den erneuten Vorfall: „Wir sind informiert und entsetzt über die erneute Einleitung von Gülle in die Neye. Daher werden wir uns ein genaues Bild vor Ort verschaffen, zusammen mit Ingo Noppen (Vorstand des Wupperverbandes), Axel Raue (Leiter der Technischen Betriebe, Remscheid) sowie Prof. Dr. Thomas Hoffmann und Dr. Joachim Frings (EWR GmbH)“.
Warnung für Hundebesitzer
Die EWR rät Hundebesitzern dringend, ihre Tiere von der Neye fernzuhalten. Eine Gesundheitsgefährdung durch das Trinken des verschmutzten Wassers kann derzeit nicht ausgeschlossen werden.
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