LOKALMIX

„Es ging nicht ohne Vollsperrung“

ks; 12.08.2024, 16:15 Uhr
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Foto: Michael Kleinjung --- Im Othetal steht schon die neue Brücke an der K 23.
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„Es ging nicht ohne Vollsperrung“

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ks; 12.08.2024, 16:15 Uhr
Bergneustadt – Die neue Brücke im Othetal soll schon Anfang Oktober für den Verkehr freigegeben werden – Saniert wurde auch ein Teil der Kreisstraße 23.

Dass ein Bauprojekt nicht nur im geplanten Zeitraum fertiggestellt wird, sondern auch noch deutlich eher als ursprünglich gedacht, ist eine Nachricht, die es so wohl eher selten gibt. Und trotzdem war der Bau der neuen Brücke im Bergneustädter Othetal immer wieder mit Ärger verbunden. Ob Vandalismus, unbefugtes Betreten der Baustelle oder Diebstähle, aber auch ein großer Unmut unter Anliegern, in der Bevölkerung oder auch der Politik – in den vergangenen Monaten gab es so einige Nebenschauplätze.

 

Seit dem Februar dieses Jahres ist die Kreisstraße 23 bei der Ortschaft Immicke vollgesperrt (OA berichtete). Eigentlich hatte die Kreisverwaltung als Ziel ausgegeben, dass die Arbeiten zur Erneuerung der dortigen Brücke bis Ende des Jahres abgeschlossen werden sollen. „Aber wir schaffen es schon deutlich früher. Wir liegen gut in der Zeit“, sagte Wolfgang Krämer vom Oberbergischen Kreis im Gespräch mit OA. Anfang Oktober soll es so weit sein: dann soll die Brücke dem Abteilungsleiter des Bereichs Kreisstraßen zufolge wieder für den Verkehr freigegeben werden.

 

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Die Brücke als Bauwerk sei bereits jetzt fertig. Derzeit müssten an dem Bauwerk noch die Kappen errichtet werden. Gearbeitet wird auch vor der Brücke auf einem Teil der Kreisstraße. So wird die dortige Bushaltestelle barrierefrei gestaltet, ein Stück des Geh- und Radweges verbreitert sowie eine Überquerungshilfe angelegt. „Der Straßenbau läuft teilweise parallel – und ist auch fast fertig“, sagte Krämer. Die Bordsteine sind bereits verlegt. Sobald die Kappen errichtet sind, sollen die Brücke und die Straße asphaltiert und dann die Schutzplanken und die Geländer angebracht werden.

 

[Derzeit wird an der Errichtung der Brückenkappen gearbeitet.]

 

Einige Restarbeiten wie das Streichen der Geländer oder die Markierung der Fahrbahn sollen wahrscheinlich erst erfolgen, nachdem die Strecke wieder für den Verkehr freigegeben ist. „Das Geländer muss erstmal anwittern“, erklärte Krämer. Erst wenn das passiert sei, soll das verzinkte Geländer eine Grundierung und dann auch einen Anstrich erhalten. „Aber dafür muss die Straße nicht mehr gesperrt werden“, sagte der Mitarbeiter der Kreisverwaltung.

 

Ob die Ausschreibung, die Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro und der Baufirma oder auch die Bauabwicklung: Wolfang Krämer blickt zum Großteil positiv auf das Projekt zurück. „Einmal ist uns die Baugrube abgesoffen“, erzählte er, was nicht zuletzt mit starken Regenfällen zusammenhing. Eineinhalb Wochen hätten sie dadurch verloren. „Aber die Firma hat das durch ihre Manpower wieder rausgeholt“, sagte Krämer, der die Baufirma als versiert und leistungsfähig beschreibt. „Wir haben später angefangen und werden früher fertig.“

 

[Die Brücke und ein Teil der Kreisstraße müssen noch asphaltiert werden.]

 

Großes Thema im Rahmen der Baumaßnahme war auch die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung. Aber „es ging nicht ohne Vollsperrung“, sagte Krämer. Die neue Brücke sei kein Fertigteil, sondern vor Ort – in Handarbeit – gebaut worden. „Das war dort nicht anders machbar“, erklärte der Abteilungsleiter. Trotzdem habe es viel Ärger, viele Beschwerden und Störungen im Bauablauf gegeben – nicht zuletzt auch wegen der langen Umleitungsstrecke durch die Gemeinde Reichshof.

 

Doch Krämer bleibt dabei: eine Umleitung über den dortigen Wirtschaftsweg anzulegen, die lediglich ein halbes Jahr genutzt worden wäre, hätte seiner Meinung nach wirtschaftlich keinen Sinn ergeben. Und selbst wenn dort eine Ampelanlage errichtet worden wäre, um den Verkehr wechselweise über den Weg zu führen, hätte das nicht funktioniert – denn die Fahrer hätten aufgrund der Länge der Strecke und der nötigen „Räumzeit“, wie Krämer sagte, bis zu 20 Minuten auf die nächste Grünphase warten müssen. Außerdem „brauchten wir eine schnelle Befahrung für den Rettungsdienst, Notärzte, die Feuerwehr und auch die Polizei“, erklärte er.

 

Zu Beginn standen nur einige Sperrschilder an dem Weg, doch diese sind wohl von dem ein oder anderen Verkehrsteilnehmer missachtet worden. Dann wurde eine Schranke installiert, die von Einsatzkräften über eine Rufnummer genutzt werden konnte. „Aber die Schranke ist mehrmals mutwillig zerstört worden“, sagte Krämer. Drei- oder viermal hätte die Anlage repariert werden müssen. Und dann sei eine weitere Lösung gefunden worden: ein fester Poller, der mittels eines Spezialschlüssels bewegt werden kann. Heißt: die Einsatzkräfte müssen anhalten, aussteigen und den Poller selbst umlegen.

 

Einige Wochen nach Beginn der Arbeiten habe man damit begonnen, die Baustelle über Kameras überwachen zu lassen. Auch Ansprachen seien über die Anlage gemacht worden. Das habe Wirkung gezeigt, meinte Krämer. Bei der Polizei seien seit Februar im Bereich um die Othetalbrücke drei Anzeigen wegen Sachbeschädigungen eingegangen – jeweils eine im Februar, im Mai und im Juni. „Hinzu kommen einige Hausfriedensbrüche, bei denen auch jemand die Baustelle durchquert haben dürfte“, teilte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage mit. Hausfriedensbrüche soll es aber auch in näherer Umgebung der Baustelle gegeben haben. Ob in dem Zusammenhang bereits Personen ermittelt worden sind, ließ die Sprecherin allerdings offen.

 

Insgesamt kostet das Projekt im Othetal fast eine Millionen Euro – inklusive der zusätzlichen Kosten, die beispielsweise durch die Zerstörungen der Schranke entstanden sind. Vielleicht hätte das marode Bauwerk noch ein oder zwei Jahre gehalten. „Aber die Brücke war schon abgängig. Wir hatten ganz klare Hinweise dafür, dass das Ende der Brücke naht – sie hat schon hörbare Geräusche gemacht. Wir wussten, dass es Zeit wird“, sagte Krämer. Dass man frühzeitig mit den Planungen begonnen habe, sei nicht zuletzt im Sinne der Bürger gewesen.

KOMMENTARE

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Also, die Rechtfertigung in allen Ehren. In den Niederlanden wäre das in 8 Wochen erledigt gewesen, in China in 14 Tagen.

Besserwisser, 13.08.2024, 10:35 Uhr
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