LOKALMIX

36 Grundstücke zu vergeben

ks; 23.05.2023, 14:00 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- „Am Wiebusch“ sind gestern Vertreter der Stadtverwaltung, der Sparkasse Gummersbach, der AggerEnergie und der Stadtwerke Solingen sowie die Investoren der geplanten Klimaschutzsiedlung zusammengekommen.
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36 Grundstücke zu vergeben

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ks; 23.05.2023, 14:00 Uhr
Bergneustadt – Die geplante Klimaschutzsiedlung „Am Wiebusch“ wurde vom Land NRW als Klimaquartier ausgezeichnet – Jetzt läuft die Vermarktung an.

Leben auf dem Hackenberg, mit Blick über die Aggertalsperre, vor der Tür weder Schotter- noch Steingärten, auf den Dächern PV-Anlagen, in den Häusern Wärmepumpen – das Leben in einer möglichst klimaneutralen und äußerst innovativen Siedlung wird in Bergneustadt bald Realität. Innerhalb von vierzehneinhalb Monaten passierte das Vorhaben den Rat, der Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan erfolgte am 26. April. „Das ist Rekordzeit“, freute sich Bergneustadts Bürgermeister Matthias Thul gestern im Rahmen eines Pressetermins.

 

Mit am Tisch saßen unter anderem André Kleinpoppen und Michael Schäfer vom Investor Eikamp aus Solingen. Der Kontakt zu den beiden wurde hergestellt über die Sparkasse Gummersbach. „Als Investoren entwickeln wir ausschließlich Klimaschutzsiedlungen“, sagte Kleinpoppen. Die Grundstücke, die sich im Baugebiet befinden, seien der Stadt und verschiedenen Erbengemeinschaften bereits abgekauft worden. Auch das Konzept zur Siedlung wurde von Eikamp entwickelt, ebenso wie die Erschließungsplanung.

 

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Nun startet die Sparkasse Gummersbach offiziell mit der Vermarktung der Grundstücke. Insgesamt sind in der Klimaschutzsiedlung „Am Wiebusch“ 36 Bauplätze erhältlich – abhängig davon, wie viele Tiny Häuser in der Siedlung entstehen, könne sich an der Anzahl laut Kleinpoppen noch etwas ändern. Die Siedlung umfasst eine Gesamtfläche von 24.460 Quadratmetern sowie eine Baulandfläche von 19.900 Quadratmetern. Gebaut werden dürfen Einfamilienhäuser samt Einliegerwohnungen. 90 Interessenten hätten die Sparkasse laut Mario Scheidt bereits kontaktiert, drei hätten sich für einen Kauf entschieden.

 

Die Klimaschutzsiedlung soll nachhaltig und zukunftsfähig mit Energie versorgt werden. „Wir wollen kein Öl und kein Gas“, so Schäfer, der beim technischen Konzept der Stromversorgung von Prof. Eberhard Waffenschmidt von der TH Köln unterstützt wird. Die Investoren planen „Am Wiebusch“ eine zentrale Wärme- und Stromversorgung: auf den Dächern werden PV-Anlagen installiert, in den Häusern Wärmepumpen eingebaut, im Quartier wird es einen zentralen Stromspeicher geben sowie ein sogenanntes „Kaltes Nahwärmenetz“. „Dabei ist der zentrale Stromspeicher die große Besonderheit“, sagte AggerEnergie-Chef Frank Röttger.

 

[Gasleitungen werden in dem 24.460 Quadratmeter großen Areal nicht verlegt.]

 

„Das ist das modernste System der Energieversorgung, das man derzeit nutzen kann“, betonte Schäfer. Pro Haus rechnen die Planer beim Aufbau der Energieversorgung mit Kosten in Höhe von 60.000 Euro. Realisiert wird das Projekt von der AggerEnergie in Kooperation mit den Stadtwerken Solingen. „Wir bauen die Wärmepumpen ein und finanzieren sie auch für mindestens 15 Jahre. Nach 15 Jahren müssen die Wärmepumpen ausgetauscht werden. Dann soll es auch einen Folgevertrag geben“, sagte Frederik Schacht von den Stadtwerken Solingen.

 

Für einen Quadratmeter seien in der Klimaschutzsiedlung 260 Euro fällig. Für ein Haus mit einer Fläche von 150 Quadratmetern sowie einer Einliegerwohnung von 50 Quadratmetern rechnen die Planer samt Grundstück und Nebenkosten mit Kosten in Höhe von 750.000 Euro. „Ich weiß, 750.000 Euro sind viel und die Grundstücke sind für Bergneustädter Verhältnisse teuer“, sagte Thul, doch gäbe es auch diverse Fördermöglichkeiten. Darüber hinaus erinnert der Bürgermeister an die sogenannte „zweite Miete“: „Am Ende zählt: Wie viel zahle ich im Monat dafür?“

 

[Foto: Eikamp GbR: Insgesamt sind auf dem Areal 36 Grundstücke erhältlich.]

 

Im Rahmen ihres Konzepts haben Kleinpoppen und Schäfer für die Siedlung diverse Anforderungen festgesetzt. So sollen beispielsweise nach dem „Cradle-to-Cradle-Prinzip“ ökologisch-nachhaltige Baustoffe wie Holz, Lehm, Stroh, Zellulosefasern und Hanf genutzt, die Verwendung umweltschädlicher Materialien auf ein Minimum begrenzt, Fenster und Türen aus Holz eingebaut sowie mineralische Putze im Innen- und Außenbereich genutzt werden. Außerdem sollen Blumenwiesen für Insekten entstehen, naturnahe Gärten mit heimischen Gehölzen angelegt sowie ein Niederschlagsmanagement bedacht werden.

 

Bereits am 10. Mai hat die Klimaschutzsiedlung „Am Wiebusch“ durch NRW.energy4climate als erste Siedlung dieser Art in NRW die Auszeichnung „Klimaquartier“ erhalten. Durch die Auszeichnung des Landes erhalten die Eigentümer Zuschüsse in Höhe von bis zu 5.000 Euro je Wohneinheit. Darüber hinaus erfüllt die vorgegebene Bauweise die Voraussetzungen für verschiedene KfW-Zinsprogramme. So haben die Eigentümer die Möglichkeit, je Wohneinheit bis zu 150.000 Euro verbilligte Darlehen zu erhalten.

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