LOKALMIX

Kitzrettung war für Helfer ein Krimi

kr; 15.06.2020, 14:55 Uhr
Fotos: Karin Rechenberger ---- In den frühen Morgenstunden begann die Arbeit der Kitzretter in Elsenroth.
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Kitzrettung war für Helfer ein Krimi

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kr; 15.06.2020, 14:55 Uhr
Nümbrecht - Kitze, Hasen, eine Blindschleiche und Frischlinge vor den Klingen des Mähers bewahrt.

Von Karin Rechenberger

 

Nümbrecht-Elsenroth. 5:45 Uhr. Die Sonne ist gerade über dem Horizont aufgegangen. Ein wunderbarer Sommermorgen.

 

In Elsenroth am Sportplatz Kreuzheide treffen sich 30 Freiwillige, um die zur Mahd anstehenden Wiesen rund um Nallingen, Krahm und Löhe zu durchsuchen, um Rehkitze vor dem Mähtod zu retten. Die Ricken verstecken ihre Kitze im hohen Gras der Wiesen, um sie vor Raubtieren zu schützen. Die Jungtiere verweilen dort geduckt bis die Ricke zurückkommt, um den Nachwuchs zu säugen und zu reinigen. Mit fiependen Lauten locken sich Kitz und Ricke gegenseitig.

 

[Organisatorin Angelika Bonsch durfte über 30 freiwilliger Helfer begrüßen.]

 

„Ich freue mich über die starke Unterstützung der zahlreichen freiwilligen Helfer, die uns heute für eine gute Sache beistehen wollen“, begrüßte die Gründerin der Initiative „Werde KitzretterIn", Angelika Bonsch, die stattliche Gruppe Freiwilliger. Landwirt Lars Schmidt hatte angekündigt, den zweiten Schnitt zu machen. Zu mähen ist eine gewaltige Fläche von 40 Hektar plus zwei Getreidefelder. Die beiden Felder sollen gehäckselt werden, um nach der Dürre den Futtermangel aufzufangen. Bevor es gemeinsam in die Wiesen ging, verlieh Organisatorin Angelika Bonsch jedem Helfer im Namen der Initiative „Werde KitzretterIn“ eine Kitzretterschleife, als Symbol der Zugehörigkeit zu den Kitzrettern.

 

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Die Helfer kommen aus allen Teilen des Oberbergischen: Derschlag, Lindlar, Gummersbach, Morsbach, Waldbröl, Wiehl und Nümbrecht - sogar überregional aus Much und Köln. Die weiteste Anreise haben die Münchener Gäste einer Freiwilligen, sie alle wollen bei der Kitzrettung helfen. Mojteba Jalale, der vor sechs Jahren aus dem Iran geflüchtet ist, hat sich bereits um drei Uhr aufgemacht, um zu Fuß von Ruppichteroth nach Elsenroth zu gehen, ab Nümbrecht hat ihn dann eine Helferin mitgenommen.

 

[Jeder Helfer bekam eine Kitzretterschleife.]

 

Einige der Helfer waren schon bei der Durchforstung der Felder vor der ersten Mahd dabei und kennen sich. „So viele Helfer wie heute hatten wir noch nie. Das ist ein Gigaprojekt“, sagte die Organisatorin und freute sich über den noch nie dagewesenen Einsatz.

 

Die Revierjäger Manfred und Bettina Hochsattel, führen gemeinsam mit Jagdaufseher Michael Burhans die Tierfreunde auf die erste Wiese und erklären die Vorgehensweise des Durchkämmens der Wiese. Aufgestellt in einer Reihe und ausgerüstet mit einem anderthalb Meter langen Stock, den man vorsichtig über das Gras gleiten lässt, werden die Wiesen systematisch Meter für Meter nach Rehkitzen abgesucht, die sich darin ducken und verstecken.

 

[Im Abstand von anderthalb Metern nahmen die Kitzretter Stellung auf, um das Gelände abzugehen.]

 

Laut Organisatorin Angelika Bonsch konnten dieses Mal auf eine „krimiartige“ Weise drei Kitze gerettet werden. Die Kitze sind schon so mobil, dass, wenn sie von den Kitzrettern aufgescheucht werden, sie zunächst flüchten. Die Jungtiere liefen in eine Böschung, das hieß für die Helfer, sie dort unter Kontrolle zu halten, damit sie nicht in die schon begonnene Mähtätigkeit flüchteten. „Das war für uns ein Krimi, da wir noch nie diese Situation hatten“, erklärt die Koordinatorin Angelika Bonsch. „Ich musste mit dem Maschineführer verhandeln, dass der riskante Steifen, wo sich die Kitze in der Böschung duckten, nur von uns freigegeben würde, wenn er uns erlaubt, kontrolliert vor dem Mäher herzulaufen, damit die Kitze nicht in den schnell fahrenden Mäher flüchten“, berichtet die Aktivistin und fügt erleichtert hinzu: „Dreimal haben wir das heute machen müssen, drei Mal wurden die Kitze bewahrt.“

 

 

Ein wenig ausgelaugt waren die fleißigen Helfer nach der Durchkämmung von über 40 Hektar Wiesen und Felder. Dennoch waren alle glücklich, konnte man doch drei Kitze, sechs Hasen und eine Blindschleiche vor den Klingen des Mähers retten. In einem der Getreidefelder wurden jede Menge Frischlinge aufgescheucht und somit auch gerettet.

 

„Ich danke euch von Herzen und bin glücklich, eine solch sinnvolle Arbeit mit euch für unsere Natur, Landwirte und Tierwelt machen zu dürfen“, waren die Abschlussworte einer sichtlich zufriedenen Kitzretterin Angelika Bonsch. Zur Stärkung gab es abschließend ein Imbiss aus selbstgebackenem Kuchen und erfrischender Wassermelone. Revierpächter Dr. Christian Reichstein aus Düsseldorf lobte ebenfalls die fantastische Arbeit der 30 Kitzretter, vier Jäger, einem Jagdaufseher und einem Landwirt, die sich an den Rettungen der Tiere beteiligten. Der Wald und unsere heimische Natur sind systemrelevant!

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